
Samstags ist das Haus wie immer voller Franzosen. Die Männer schleichen durch die Flure des ehemaligen Hotels. Die Fenster sind mit dunklen Folien abgeklebt, Zigarettenrauch liegt in der Luft, überall schimmert rotes Licht. Außer in einem kleinen Hinterzimmer. Hier sitzt ein Sicherheitsmann, kahlrasiert, muskulös, Flammentattoos am Hals, auf einem Sofa und betrachtet den Monitor, auf den die elf Überwachungskameras auf den Fluren ihre Bilder übertragen. Er greift ein, sobald es Stress gibt. Die Kunden kommen oft in Gruppen, weil es hier etwas gibt, was sie zu Hause nicht mehr bekommen. Seit sie in ihrem Heimatland für Bordellbesuche bestraft werden, fahren sie eben hierher, in das Eroscenter am Saarbrücker Hauptbahnhof, ganz nah der Grenze. Schließlich folgte Frankreich im April dem schwedischen Vorbild und verbot Sex gegen Bezahlung.