Es hatte sich tatsächlich bis nach Japan herumgesprochen. Was ist denn da los bei euch, wurde Jens Kieselstein gleich zu Beginn seiner Dienstreise von den Geschäftspartnern gefragt. Sie hatten die Bilder bei BBC und CNN gesehen. Bilder von Hass und Gewalt, von Angriffen auf Ausländer, von überforderten Polizisten und Journalisten, die sich mit Helmen schützen. Bilder aus Chemnitz, Kieselsteins sächsischer Heimat. „Die wirken noch lange nach“, sagt er.
Die Tumulte nach der tödlichen Messerattacke auf Daniel H., die Nazi-Proteste inklusive Hitlergruß vor der übergroßen Karl-Marx-Büste haben Chemnitz in kürzester Zeit ein weltweites Image verpasst: Hauptstadt des braunen Mobs. Noch während die Bilder um die Welt gingen, fragten sich die vielen mittelständischen Unternehmer in Chemnitz: Wie werden wir dieses Image jemals wieder los?