
Als vor wenigen Tagen bei einem der vielen EU-Gipfel der Versuch scheiterte, sich zumindest auf eine gemeinsame Flüchtlingspolitik zu einigen, wütete der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi gegen seine Amtskollegen: „Wenn das eure Idee von Europa ist, dann könnt ihr sie behalten.“ Ein Satz, der im Europa dieser Tage nicht nur das Ringen um die Flüchtlingspolitik, sondern längst Europas Gesamtzustand beschreibt: Man spricht jetzt von „eurem“ und „unserem“ Europa; man macht sich Vorwürfe und wirft den anderen die unerledigten Brocken vor die Füße. Fünf Jahre vergebliche Euro- und Griechenlandrettung haben ein bizarres Ergebnis produziert: Die Entscheidungsträger verfolgen das gleiche Ziel – irgendwie den Zusammenhalt der Euro-Gruppe zu bewerkstelligen – und entfernen sich doch immer weiter voneinander.