Er hatte schon bessere Termine als diesen in London. Joe Kaeser wirkt jedenfalls nicht übermäßig zufrieden, als er jetzt durch die Tür des Berlin-Mitte-Büros kommt. Eine Unternehmensberatung hat ihn eingeladen, über „inklusiven Kapitalismus“ zu sprechen.
Kaeser, der dieses Jahr mit sieben Millionen Euro honoriert wird, trägt seine legere Business-Uniform. Auf der Nase, gleich unter der schwarz-grauen Haartolle, sitzt, wie festgeklebt, die randlose Brille. Die Kaeser-Brille. Sie ist geblieben, während der Schnauzer und die ä-Punkte in seinem Namen mit der Karriere verschwanden – während aus Josef Käser Joe Kaeser wurde und aus dem niederbayrischen Arbeitersohn der Vorstandsvorsitzende von Deutschlands größtem Mischkonzern. Drahtig ist Kaeser, sportlich, wirkt eher 50 Jahre alt, nicht wie die 60, die er ist. Üblicherweise zieren Lachfalten das Gesicht des Siemens-Chefs, doch heute ist da: Nachdenklichkeit, auch ein wenig entnervte Erschöpfung.