Neue Bücher zur Geldanlage Wie Sie sich die besten Aktien der Welt kaufen

Drei Bücher für Unzufriedene, die schon viel zu lange darauf hoffen, dass sich an der Niedrigzinsphase irgendwann etwas ändert. Die gerne ein Leben möchten, in dem ihr Vermögen für sie arbeitet - auch nach Feierabend.

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Sie legen Ihr Geld noch bei der Bank an? Dann wissen Sie ja, dass die Zinsen nicht mal für ein schickes Essen mit der Familie reichen. Quelle: Fotolia

Sie legen Ihr Geld noch bei der Bank an? Dann wissen Sie ja, dass die Zinsen nicht mal für ein schickes Essen mit der Familie reichen. Eine Erfahrung, die auch der Berliner Autor Christian Thiel gemacht und sich daraufhin der Börse zugewandt hat.

Sein Ziel: die besten Aktien der Welt zu finden. Offenbar mit Erfolg, denn: dem Psychologischen Berater ist es sogar gelungen, den Index zu schlagen. Der Traum eines jeden Investors. Wie er das geschafft hat? Davon handelt sein Buch “Schatz, ich habe den Index geschlagen! Wie ich auszog, die besten Aktien der Welt zu kaufen”, das gerade im Campus Verlag erschienen ist.

Der Familienvater konnte 10.000 Euro beiseite legen und er fragte sich, wie er wohl das Beste aus seinem Geld machen könne. “So schwer kann das doch nicht sein”, dachte er sich und recherchierte los, las Börsennachrichten, Geschäftsberichte und alles, was er an Finanzliteratur in die Finger bekam. Natürlich ist auch für Thiel das Börsen-Glück nicht einfach so vom Himmel gefallen, schließlich beschäftigt er sich (unter anderem auch als Blogger) schon seit 18 Jahren mit der Börse.

Allerdings spürt man als Leser sehr deutlich, dass er beim Thema Geldanlage seine Leidenschaft gefunden hat. Thiel beschreibt seine Ideen und Strategien auf den rund 223 Seiten so anschaulich und lebendig, dass man am liebsten direkt zum Laptop laufen und sich ein eigenes Online-Depot eröffnen möchte.

Vor allem für Einsteiger und Parkett-Neulinge beschreibt der Berliner sehr verständlich, woran man eine gute Aktie erkennt, welche Rolle Dividenden beim Anlegen spielen, und wie die Magie des Zinseszinses wirkt. Dabei klammert der Autor aber auch nicht aus, dass es Risiken gibt und erklärt, teilweise auch anhand von Gesprächen mit anderen Finanzexperten und Tradern, welche systematischen Fehler Anleger bei der Geldanleger machen und wie sich diese vermeiden lassen. “Du wirst dabei um einige Illusionen ärmer und um zahlreiche Einsichten reicher werden”, so Thiel, der seine Leser stets freundschaftlich duzt.

Sogar kleine Denksportaufgaben hat der Autor eingebaut, was die Lektüre irgendwie auch interaktiv macht (vorausgesetzt Sie lassen sich darauf ein und strengen Ihre grauen Zellen ein bisschen an). Beispiel gefällig? Ein Schläger und ein Ball kosten 1,10 Dollar. Der Schläger kostet einen Dollar mehr als der Ball. Wie viel kostet der Ball? Die Aufgabe ist leicht - und schwer zugleich. Die *Lösung verrate ich Ihnen am Textende.

So viel schütten die Dax-Unternehmen aus

Besonders spannend ist neben all den Anlagetipps auch der Teil, in dem es um die großen Börsenlegenden der Wall Street geht und was wir heute noch Benjamin Graham (gilt als der Vater des Value Investing) und Warren Buffett (Starinvestor, der schon als Achtjähriger Investmentbücher gelesen und viel Geld in Coca-Cola investiert hat) lernen können. Zugegeben: Viel Neues erfährt der erfahrene Anleger in dem flotten Buch nicht und so Mancher wird sich vielleicht fragen, ob er die 17,95 Euro in Thiel investiert oder ob er sich nicht doch besser ein Short Hebelzertifikat EUR/USD für 18 Euro kauft.

Doch betrachten wir es mal ganz pragmatisch: Aufklärung in Gelddingen tut not. Dazu brauchen wir ein Minimum an solidem Wissen und niemand muss zum Finanzexperten werden, nur weil er sein Erspartes selber erfolgreich verwalten und sein Vermögen vermehren will. Aber weil es eben doch ein paar gute Informationen braucht, um seinen eigenen (Geldanlage-)Weg zu finden, bekommt man mit “Schatz, ich hab den Index geschlagen” einen gelungenen und unterhaltsamen Ratgeber an die Hand, der Spaß macht und bei unerfahrenen Börsianern die Neugierde weckt. Ein Buch, das sich zu lesen lohnt.

*Die Lösung lautet: Es sind 5 Cent. Denn 5 Cent und 1,05 Dollar ergeben zusammen 1,10 Dollar. Ganz einfach. Ganz anders sieht es jedoch bei dem Buch von Katja Eckardt aus, das kürzlich im Finanzbuch Verlag erschienen ist.

Katja Eckhardt: Reichtum ist Frauensache


Es ist schnell, es ist laut, es ist dumm: die studierte Betriebs- und Volkswirtin Katja Eckardt führt uns in ihrem Ratgeber “Reichtum ist Frauensache - Werde eine Finanz-Diva” nicht nur den Unsinn von speziellen Anlagebüchern “for women only” vor Augen, sondern verstört auch noch mit Randbemerkungen, die sich selbst mit Wohlwollen noch als fremdenfeindlich interpretieren lassen (dazu später mehr). Damit bringt sich die Autorin selbst zu Fall.

Schade eigentlich, denn ein paar gute Ideen zum Vermögensaufbau - flott und alles auch sehr verständlich erklärt - sind auf den 250 Seiten schon dabei. Auch der Ansatz, Frauen dabei zu unterstützen, der Armutsfalle zu entkommen, zu eigenem Reichtum und einer unabhängigen Zukunft zu gelangen ist so schlecht nicht gewählt. Doch all ihren schrägen Vorurteile überwiegen diese Vorteile. Und zwar gravierend.

Sie kennen sicher den Spruch: “Wer interessieren will, muss provozieren.” Mit diesem an sich gar nicht verwerflichen Credo im Hinterkopf scheint sich Eckardt ans Manuskript gesetzt und sich dort völlig verirrt zu haben. So dokumentiert sie schon auf den ersten Seiten eine derart übertrieben konstruierte Männerfeindlichkeit, dass man als Leser nur laut darüber lachen kann. Etwa wenn sie schreibt: “Dieses Buch ist ein Aufruf an alle Frauen: Werdet endlich reich! Männer haben es bereits probiert, aber scheitern am Versuch, reich zu bleiben. Mal ehrlich: Welcher Mann kann schon wirklich mit Geld umgehen? Ich kenne jedenfalls keinen. Männer sind viel zu kreativ und gierig, ihr Verlangen ist groß, ihr Hunger nach heißen Verlockungen unstillbar.”

Das ganze Buch über poltert sie immer wieder gegen das vermeintlich starke Geschlecht (“Was Männer gut können, ist der Umgang mit Zahlen. Bei der Zahlenkombination 90-60-90 entwickeln sie ein beachtliches räumliches Vorstellungsvermögen, das uns Frauen schnell in den Schatten stellt. Und Klugscheißen gehört auch zu einem beliebten männlichen Hobby”) und man fragt sich als Leser irgendwann, welche schlechten Erfahrungen sie in ihrem Leben mit Männern gemacht hat. Und warum sie sich so unermüdlich daran abarbeitet, ihnen andauernd flachsinnige Seitenhiebe zu geben.

Einstecken müssen bei Katja Eckardt aber auch Menschen, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind. Dem Staat und insbesondere unserem Bildungssystem unterstellt sie mal eben Gehirnwäsche und Manipulation. Man lerne in der Schule aber “wenigstens, dass es in vielen anderen Ländern nur drunter und drüber geht und dass die armen Menschen von anderswo alle bei uns Zuflucht suchen. Denn uns geht es gut, und das hat sich anscheinend schon überall auf der Welt herum gesprochen”, so die Autorin und führt fort: “Bestimmt liegt’s am Mindestlohn, der laut Hans-Werner Sinn die schlecht qualifizierten Mitarbeiter massenweise anzieht. Und wir müssen die jetzt alle irgendwo unterbringen und durchfüttern.” Nur wenige Seiten entfernt, ätzt sie weiter: “Das Problem wird sein, dass Deutschland bald nur noch aus Rentnern besteht. So etwas wie Kinder haben vor allem die in Deutschland lebenden Ausländer. Ihr glaubt mir wieder nicht, oder? Dann macht doch mal einen Sonntagsausflug in den Münchner Zoo!”.

Das Enttäuschungspotenzial an den Aktienmärkten
US-Markt: Auf Hoffnung gebaut - In den USA müssen die Unternehmen über Umsatzwachstum und weitere Margenverbesserung die Vorschusslorbeeren rechtfertigen. Tun sie es, kann sich der Markt auf heutigen Niveau halten. Tun sie es nicht, droht eine deutliche Korrektur.TSR Performancebeitrag der MSCI USA FirmenQuelle: CE Asset Management (CEAMS)
Japan: Wo bleibt das Wachstum? - Margenverbesserung und bessere Bilanzqualität tragen japanische Unternehmen. Die geringen Erwartungen begrenzen das Risiko. Umsatzwachstum und weitere Margensteigerung können positiv überraschen.TSR Performancebeitrag der Nikkei 225 FirmenQuelle: CE Asset Management (CEAMS)
Europa: Außer Dividenden nichts gewesen - Seit Jahren sind Margen und Umsätze rückläufig. Das billige Geld der EZB befeuert die Bewertung, also die Erwartungen. Gelingt es die Krise zu überwinden ist das Potential erheblich.TSR Performancebeitrag der MSCI Europa FirmenQuelle: CE Asset Management (CEAMS)
Schwellenländer: Fundamental gesund - Unternehmen der Schwellenländer verbessern Profitabilität und Bilanzqualität. Die Umsätze (hier in US-Dollar gemessen und deshalb wegen der Dollar-Stärke unter Druck) erholen sich ebenfalls. Neben Japan die attraktivste Region.TSR Performancebeitrag der MSCI Emerging Markets FirmenQuelle: CE Asset Management (CEAMS)

Ganz ehrlich: Was die Autorin hier schreibt, ist für mich der Inbegriff der Vorhölle und das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben steht. Hände weg von diesem Buch! Zur Versöhnung mit den Männern möchte ich Ihnen stattdessen den überarbeiteten und erweiterten Bestseller “Crashkurs Börse” empfehlen, den die Autoren Sebastian Grebe, Sascha Grundmann und Frank Phillipps (verstarb leider kurz vor Beginn der Arbeiten zur vierten Auflage) im Börsenbuchverlag veröffentlicht haben. Keine Frauenfeindlichkeit, keine Männerfeindlichkeit, keine Fremdenfeindlichkeit: ein gelungener Ratgeber für interessierte Neulinge auf dem Weg zum eigenen Vermögen.

Der Bestseller: Crashkurs Börse


Wie funktioniert die Börse? Wie kommen Kurse zustande? Warum funktioniert Charttechnik? Welche Kennzahlen sind überhaupt wichtig und wie und wo kann ich ein Depot eröffnen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die drei Autoren Grebe, Grundmann und Phillipps in ihrem Buch “Crashkurs Börse”, das umfassende und anschaulich aufbereitete Informationen liefert und kaum Fragen offen lässt. Definitiv das beste der hier vorgestellten Bücher, denn es geht weitaus tiefer in die Materie als Thiel und Eckardt.

Es macht allerdings beim Lesen weniger Spaß als die anderen beiden, weil es an manchen Stellen durchaus Mühe bereitet und volle Konzentration erfordert. So erwartet den Leser direkt zum Einstieg ein historischer Überblick zur Geschichte der Börse, die in der frühen Neuzeit beginnt. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber mich langweilt der Blick in den Rückspiegel, wenn ich doch eigentlich möglichst schnell lernen will, wie ich mein Geld in Zukunft für mich arbeiten lassen kann. Ein Kapitel das am Ende des Buches sicherlich besser aufgehoben wären, denn interessant ist es allemal.

Im Gegensatz zu Thiels Buch “Schatz, ich habe den Index geschlagen” schadet es bei “Crashkurs Börse” allerdings nicht, wenn Sie über etwas Grundwissen in Sachen Wirtschaft und Geldanlage verfügen. Zwar erklären die Autoren viele Themen sehr ausführlich und nachvollziehbar anhand konkreter Rechenbeispiele, aber wenn es um die komplexen Zusammenhänge am Kapitalmarkt geht, ist der Kopf schnell vollgeladen mit wertvollen Informationen - und raucht. Kleine Kostprobe: “Das Äquivalent zum Optionsschein in der Zertifikatewelt ist das Hebelzertifikat. Je nach Emittent trägt es Namen wie Turbozertifikat, Mini-Future oder Wave. Hebelzertifikate funktionieren ähnlich wie ein Optionsschein. Der große Unterschied ist, dass viele dieser Zertifikate über eine sogenannte Knock-out-Schwelle verfügen.”

Aber keine Angst, “Crashkurs Börse” ist weder spaß- noch humorbefreit. Ins Schmunzeln gerät man allerdings auch an Stellen, die wohl noch der Erstauflage aus dem Jahr 2008 geschuldet sind. Etwa wenn die Autoren als wichtige Informationsquelle neben gedruckten Büchern und Magazinen noch den Videotext anpreisen, um sich über die Kurse seiner Aktien zu informieren. Im Umgang mit dem Internet raten sie hingegen zur Vorsicht. Denn: “Nicht auf jede Meinung im Internet sollte man etwas geben.”

Amüsant wird es auch dort, wo dem Leser geraten wird, zum Aktienkauf persönlich in der Bankfiliale vorstellig zu werden. “Oder Sie erledigen dies durch einen Telefonanruf. (...) Eine weitere Möglichkeit besteht in der der Order per Fax.” Erst am Ende wird auch auf die Möglichkeit der Order via Internet hingewiesen. Nun ja, googeln Sie einfach mal nach den enormen Wachstumsraten der letzten Jahre bei den Discount- und Online-Brokern.

Zweifellos ist man aber nach der Lektüre fit für den Start einer eigenen Trader-Karriere und mit “Crashkurs Börse” steht ein Standardwerk für Einsteiger und Fortgeschrittene im Regal, das sich nicht zuletzt auch wegen der vielen nützlichen Tipps und Tricks immer wieder zum Nachschlagen in die Hand nehmen lässt. Kurz: Neben Christian Thiel (Campus) ist es auch Grebe, Grundmann und Phillipps definitiv gelungen, die Begeisterung für das spannende Thema Börse zu wecken. Jetzt liegt es an Ihnen zur Tat zu schreiten, ein Depot zu eröffnen und sich lohnende Aktien und Indexfonds auszusuchen. Nur Mut: Das Handwerkszeug dazu haben Sie jetzt!

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