Philip Lane EZB-Chefvolkswirt dämpft Erwartungen an September-Zinssitzung

Aus Sicht des Chefvolkswirts Philip Lane ist es noch zu früh, um über die Zukunft der Anleihenkäufe zu entscheiden. Dazu fehlen auch die nötigen Daten.

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Das PEPP-Programm ist eines der zentralen EZB-Instrumente zur Bekämpfung der Pandemiefolgen. Quelle: Reuters

Nach den Hinweisen der US-Notenbank auf eine baldige Abkehr vom geldpolitischen Krisenmodus hat EZB-Chefvolkswirt Philip Lane ähnliche Erwartungen für die Geldpolitik im Euro-Raum eher gedämpft. Lane zufolge wird die EZB auf ihrer Zinssitzung am 9. September womöglich noch nicht die nötigen Daten zur Verfügung haben, um über die Zukunft ihrer billionenschweren Pandemie-Anleihenkäufe zu entscheiden. Dies sagte der oberste Ökonom der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag zu Bloomberg TV. Aus seiner Sicht ist es zudem unnötig und verfrüht, um bereits über die Zukunft des „PEPP“ getauften Krisenprogramms zu sprechen.

„Wir werden nicht notwendigerweise jedes Element an harten Daten besitzen, das man haben möchte, wenn man in die September-Sitzung hinein geht,“ sagte Lane. Das PEPP-Programm ist insgesamt auf 1,85 Billionen Euro angelegt. Es ist eines der zentralen EZB-Instrumente zur Bekämpfung der Pandemiefolgen.

„September wird natürlich eine wichtige Sitzung sein, aber während des Herbstes wird eine Menge an Daten hereinkommen,“ sagte der Ökonom. Das PEPP soll nach derzeitigen Planungen noch bis mindestens Ende März 2022 laufen und in jedem Fall solange, bis die Krisenphase vorüber ist. Am Finanzmarkt wird derzeit spekuliert, dass die EZB nach dem Sommer Hinweise zur Zukunft des Programms geben könnte.

Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwoch trotz ihrer weiterhin kräftigen Konjunkturhilfen erklärt, eine Abkehr vom Krisenmodus vorzubereiten. Eine Zinswende könnte schon 2023 statt 2024 kommen. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte, dass ein Plan zum Abschmelzen der umfangreichen Anleihenkäufe bei einem anhaltenden Aufschwung bereits auf den kommenden Sitzungen zum Thema werden dürfte. Die Fed werde dabei geordnet, methodisch und transparent vorgehen.

Pepp-Käufe werden Marktlage im Sommer berücksichtigen

Lane wies in dem TV-Gespräch zudem darauf hin, dass die EZB die PEPP-Käufe gemäß der Marktverfassung im Sommer tätigen werde. Denn in der Ferienzeit ist der Börsenhandel eher dünn. Lane zufolge wird die EZB mehr Bonds kaufen, wenn der Handel liquide ist, und wahrscheinlich weniger Anleihen im August erwerben. „Wir haben beim PEPP keine Vorgehensweise mit festen Volumina“, sagte Lane.

Die Währungshüter hatten in der vergangenen Woche trotz der sich abschwächenden Pandemie und steigender Inflationszahlen beschlossen, an ihrem ultralockeren Kurs festzuhalten. So sollen die PEPP-Anleihenkäufe auch im nächsten Quartal deutlich umfangreicher ausfallen als zum Jahresstart. Damit will die EZB dafür sorgen, dass die Finanzierungsbedingungen für Firmen, Staaten und Privathaushalte weiterhin günstig bleiben.

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