Kaum ein System ist so komplex und so teuer wie das Gesundheitssystem, aber kaum einer macht etwas dagegen. Denn es regieren fatale Anreize, die harte Einschnitte verhindern. Ärzte und Pharmaindustrie wollen maximale Profite, Patienten die maximale Behandlung, Klinikchefs die maximale Bettenbelegung und Politiker maximale Beliebtheitswerte. Kein Wunder, dass den Krankenkassen im nächsten Jahr 17 Milliarden Euro fehlen. Womit wir bei meinem heutigen Gast wären. Er ist gelernter Chirurg, operiert auch gerne Autos, findet Investmentbanker moralisch fragwürdig, spekuliert mit MLP-Aktien, gilt als Revoluzzer der Gesetzlichen Krankenversicherung, zieht als Wanderprediger für Digitalisierung durchs Land, regt sich über graue Gesundheitsfunktionäre auf, denen alles egal ist, bezeichnet das elektronische Rezept als Flop und warnt vor Amazon, das vielleicht eines Tages unser Gesundheitssystem kommerzialisiert. Jens Baas ist seit 2012 Vorstandschef der Techniker Krankenkasse, mit 11 Millionen Kundinnen und Kunden Deutschlands größte Krankenversicherung.
Baas erzählt mir, warum die TK weiterhin homöopathische Mittel zahlt, wie er von heute auf morgen Unternehmensberater wurde, was der Gesundheitsminister falsch macht – und wieso sich eine Vespa nicht hinter einem Ferrari verstecken muss.
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