Karriereleiter

So entrümpeln Sie radikal die Langeweile aus Ihrer Präsentation

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Leitspruch Nummer 3: Baue eine Dramaturgie auf

Wir kennen ja diese Rückblicke zu Beginn einiger Netflix-Episoden: Was bisher geschah. Niemals aber kommen Vorschauen: Was in dieser Episode geschehen wird: „Und dann wird Carol von ihrem Mann im Suff auf der Veranda erschossen.“ Wir müssen nicht drüber sprechen, warum Vorschauen direkt vor der Episode nicht im Interesse von Netflix wären.

Und aus gleichem Grund sind Inhaltsangaben zu Beginn Ihrer Präsentation auch nicht in Ihrem Interesse. Die ergeben dramaturgisch keinen Sinn. Verraten Sie nicht schon vorher, was alles kommt. Werfen Sie den Leuten nicht den roten Faden in voller Länge vor die Füße.

Schildern Sie zu Beginn stattdessen lieber direkt in lebendigen Bildern die Ausgangslage Ihres Vortrags, leiten Sie daraus Fragen ab und lassen Sie die Leute auf Ihre Antwort hinfiebern. Und wenn Sie jetzt denken: Ach, dann mache ich die Inhaltsangabe vorab eben schön allgemein, dann verrate ich nicht zu viel (so im Stil von: „Und am Ende kommt noch ein Ausblick. Wie geht es weiter?“) – dann behaupte ich jetzt hier: Ein solch allgemeiner Rundumschlag wird sehr wahrscheinlich nicht sonderlich mitreißend sein.

Also: Killen Sie die Folien mit den Inhaltsangaben! Nur wer neugierig dran bleibt, wird von Ihnen erreicht. Und nur den können Sie überzeugen.

Du stehst im Zentrum. Der Sinn der Folie erschließt sich erst durch deine Worte. Baue eine Dramaturgie auf. Mit diesen drei Leitsprüchen entwickeln Sie spannende Präsentationen, die mit allen Klischees und langweiligen Konventionen brechen.

Aber wie soll das in der Praxis gehen? Viele Redner hängen ja an der ausführlich runter geschriebenen Präsentation wie an einem Redemanuskript, drehen sich dann zum Beamer-Bild ein, zeigen dem Publikum ihren Rücken und lesen vor. Wie soll man sich merken, was man alles sagen will, wenn die Folien so verkürzt sind, keine Inhaltsangabe mehr da ist und Knaller-Infos auf den Folien allein gar keinen Sinn mehr ergeben?

Präsentationen sind in der Tat weder Handouts noch Redemanuskripte. Sie brauchen eine zweite Fassung. Aber wenn Sie jetzt verzweifelt stöhnen: „Dafür habe ich doch überhaupt keine Zeit!“, dann kommt hier die gute Nachricht: Behalten Sie die traditionell lange Fassung einfach als Ihr Manuskript (und bei Bedarf als Handout), speichern Sie ein Duplikat ab und kürzen Sie das mit Herz und Temperament gnadenlos zusammen: Machen Sie aus Folien im Telefonbuch-Look Folien mit knackig-kurzen Thesen und mit Infos, die das Publikum nach Infos aus Ihrem Mund lechzen lässt.

Wenn Sie Schaubilder oder Grafiken einbauen, reduzieren Sie sie auf das unbedingt Notwendige und vervollständigen Sie die Infos darin Klick für Klick mit der Präsentationssoftware, während Sie drüber reden.

Das ganze Entrümpeln geht zur Not auch noch auf der Fahrt mit dem Zug zum Termin. Und in künftigen Präsis nutzen Sie einfach die Notizfunktion, diese Moderatorenkartenfunktion zu jeder Folie. Die bekommen nur Sie als der Vortragende auf Ihrem Laptop zu sehen. Probieren Sie´s. Es ist kein Schnickschnack. Es ist essenziell, wenn Sie maximal erfolgreich überzeugen wollen. Und es macht Spaß zu spüren, wenn die Zuhörer am Ball bleiben und Ihnen bei Ihrer Rede wach ins Gesicht blicken – und nicht nur dösig auf die Folien starren.

Machen Sie sich Powerpoint zum Untertan. Und machen Sie Ihre Worte unverzichtbar. Nicht, weil Sie Allüren haben. Sondern weil nichts so erfolgreich überzeugt, wie Sie ganz persönlich mit dem, was Sie zu sagen haben.

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