Karriereleiter So gewöhnen Sie sich das „Äääh“ ab

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Schachtelsätze laden Ähs förmlich ein

3. Sprechen Sie ohne Schachtelsätze

„Ich habe mir äh die Klickzahlen auf unserer Internetseite, die äh übrigens ja ohnehin demnächst überarbeitet werden soll, äh das hat mir äh Rüdiger gestern, ähm direkt nachdem er aus deren Strategiemeeting äh vorletzte Woche rausgekommen ist, äh gesagt, also die habe ich mir angeguckt und äh da muss ich sagen - also äh ohne jemandem jetzt äh auf die Füße treten zu wollen - aber im Vergleich mit unserer Konkurrenz, die da äh in letzter Zeit echt äh Boden gut gemacht hat, wenn ich das mal so sagen darf, äh, was wollte ich, sorry, jetzt habe ich den Faden verloren.“

Wenn wir den Großteil der Energie darauf verwenden, mit der Grammatik der deutschen Sprache zu jonglieren, dann ist nur allzu menschlich, dass wir inhaltlich abschmieren. Aber dann kommen stattdessen diese blöden Ähs. Der Trick: Reihen Sie Ihre Gedanken aneinander. Sogar noch die Gedanken, die Ihnen beim Sprechen in den Sinn kommen. Fällt Ihnen mittendrin etwa ein, dass Rüdiger Neuigkeiten berichtet hat, oder wollen Sie klar stellen, dass Sie keinem zu nahe treten wollen und dass die Konkurrenz Ihnen auf den Fersen ist, dann gliedern Sie das wie an einer Perlenschnur.
„Ich habe mir mal die Klickzahlen auf unserer Internetseite angeguckt. Ich möchte keinem zu nahe treten. Aber die Zahlen sehen nicht gut aus. Und unsere Konkurrenz hat echt Boden gut gemacht in letzter Zeit. Immerhin: Rüdiger hat mir nach deren Strategiemeeting vorletzte Woche erzählt, dass sie die Website überarbeiten wollen.“

4. Botschaft am Ende nicht ausfransen lassen

Besonders viel Drive geht in Präsentation verloren, wenn Sie am Ende einzelner Punkte davor zurückschrecken, einen klaren Schnitt zu machen, obwohl die Luft schon raus ist und der Gedanke längst klar geworden ist. Vielleicht in diesem Stil:
„Ja, so viel zum Überblick zu unserem Betriebsausflug. Also, wie gesagt, dass mit dem Radausflug könnte ja einheitlich äh, ja! Da freue ich mich drauf. Und ja, auch das äh mit dem Essen, äh, naja, mal sehen. Das äh…“ Weil wir währenddessen gedanklich schon beim nächsten Kapitel der Präsentation sind: der Weihnachtsfeier. Am Ende ausfransende Gedanken Marke „also, wie gesagt“ können wir streichen.

5. Vermeiden Sie auch Füllwörter

„So, hier sind die Klickzahlen. Genau. Mittlerweile geht es echt aufwärts, ja? Hier mal ein Schaubild dazu. Genau.“

Ja, genau. Solche Ausdrücke kann man mal einflechten. Aber es klingt schnell wie ein Tick. Also im Zweifel lieber nicht.

6. Am Telefon: Pausen erklären

Am Telefon sind wir auf akustische Signale angewiesen, solange keine Kamera im Spiel ist (wobei das mit der Cam jetzt ja zum Glück immer mehr in Mode kommt). Sieht uns keiner, sagen wir beim Zuhören Dinge wie hmm, ja, aha, hmm. Das ist gut. Sonst fragt der andere bald: „Sind Sie noch da?“ Brauchen wir also auch ein Ähm, um Pausen zu füllen, weil wir gerade nachdenken, etwas nachschlagen oder aufschreiben, während wir selber gerade sprechen? Ich finde nicht. Sagen Sie lieber: „Einen Augenblick bitte.“ Und zwischendurch „gleich bin ich wieder ganz bei Ihnen“ statt ääääääääääh. Das wirkt einfach stabiler.

Und jetzt reden Sie los. Mit diesen Äh-Eliminierungs-Tipps hier im Kopf:
1. Liebe die Stille
2. Betone nach unten
3. Vermeide Schachtelsätze
4. Binde deine Botschaft am Ende knackig ab
5. Vermeide nicht nur Füllgeräusche, sondern auch Füllwörter
6. Erkläre am Telefon kurz deine Pausen

Ja, am Anfang werden Sie sicherlich mehr darauf achten, WIE Sie reden, was Sie auch schon mal davon ablenken kann, WAS Sie sagen. Das mag ein paar Wochen lang ein bisschen störend sein. Aber Sie werden sich daran gewöhnen, auf immer längeren Strecken äh-frei zu sein. Bitten Sie Familie, Freunde und Kollegen, Sie auf Ihre Ähms aufmerksam zu machen. Und seien Sie nicht geknickt, wenn doch mal wieder eins rausrutscht. Wenn Sie am Ende 90 Prozent eliminiert haben, wird so ein Äh am Ende etwas ganz Besonderes. Viel Erfolg. Und bis zur nächsten Folge in zwei Wochen. Ihr Marcus äh, Werner.

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