100 Tage Donald Trump Der US-Präsident hat Lehrgeld bezahlt

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Sehr viel Lehrgeld gezahlt

„Trump hat in den ersten 100 Tagen sehr viel Lehrgeld bezahlt“, bilanziert Jäger. „Jetzt kommt es darauf an, ob er sich an die Spielregeln des Systems anpasst oder nicht.“

Der Politikwissenschaftler Christian Hacke von der Universität Bonn hat bereits einige Anzeichen für Trumps Lernfähigkeit ausgemacht – wenn auch vorerst in der Außenpolitik. Vieles, was Trump im Wahlkampf über die EU gesagt habe, über China, Syrien oder die Nato, habe er mittlerweile zurückgenommen. Das liege zum Teil an Sachzwängen – gleichzeitig habe Trump dazugelernt.

Hacke findet: Trumps mäßige Bilanz wird überschätzt. „Die Analyse der ersten 100 Tage hat auf lange Sicht nur einen sehr begrenzten Wert.“ Wie gut oder schlecht ein Präsident ist, zeige sich erst in Krisen und bei prägenden Ereignissen. Außerdem habe Trump seine Anhänger bislang nicht enttäuscht. „Ich warne davor, Trump jetzt schon abzuschreiben“, sagt Hacke. „Der ist zäh.“

„Er ist jemand der ungeduldig ist und keine Regeln einhält“

Eine noch ganz andere Deutung von Trumps 100 ersten Tagen liefert der USA-Experte Josef Braml von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Vor einigen Jahren hat Braml selbst als Berater in Washington gearbeitet. Wie die TV-Serie „House of Cards“ den Kongress darstelle, sei noch sehr nett im Vergleich zur Realität, sagt er.

Braml kommt in seiner Analyse zu dem Ergebnis, dass Trump zwar unterschätzt habe, wie schwierig es ist, im Kongress eine Mehrheit zu organisieren – selbst wenn die Republikaner in Überzahl sind. Allerdings glaubt Braml, dass der US-Präsident eine ganz andere Taktik verfolgen könnte. „Alle Bereiche, in denen Trump gescheitert ist, waren ihm nicht wirklich wichtig“, sagt Braml.

Viele Niederlagen hätten dem US-Präsidenten sogar genützt. Die Obamacare-Pleite habe er Paul Ryan anlasten können –  und damit seinen schärfsten Rivalen kalt gestellt. Auch für den Stopp des Einreisedekrets habe er mit den Richtern hilfreiche Buhmänner gefunden.

Wirklich ernst werde es für Trump erst, wenn es bald um das eine Billionen-Dollar-Programm für die Infrastruktur geht. „Da geht es um Trumps Wiederwahl, denn da entstehen die Arbeitsplätze für Trumps Wähler“, sagt Braml. „Trump hat nur einen begrenzten Verhandlungsspielraum – und den muss er dafür einsetzen.“

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