68,5 Millionen Vertriebene Weltweit so viele Flüchtlinge wie nie zuvor

Flüchtlingshilfswerk UNHCR: Weltweit so viele Flüchtlinge wie nie Quelle: REUTERS

Nie sind in der Welt so viele Menschen auf der Flucht gewesen wie 2017. Der Eindruck, reiche Länder seien durch Flucht- und Migrationsbewegungen besonders betroffen, ist laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk falsch.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Die Zahl der Flüchtlinge weltweit hat den Vereinten Nationen zufolge einen neuen Höchststand erreicht. Ende vergangenen Jahres waren 68,5 Millionen Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht, wie aus dem neuen Jahresbericht des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hervorgeht. Darunter sind mehr als 43 Millionen Menschen, die innerhalb ihres Heimatlandes vertrieben wurden und 25,4 Millionen, die aus ihrem Land geflohen sind. Auch der Anstieg der Flüchtlingszahlen habe mit 2,9 Millionen weiteren gewaltsam vertriebenen Menschen 2017 einen Rekord erreicht.

Die überwiegende Mehrheit suche dabei Schutz in Entwicklungsländern, betonte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi. Nur ein kleiner Teil strebe in den Westen. Demnach ist der Eindruck, die reichen Länder seien durch Flucht- und Migrationsbewegungen besonders betroffen, nach den Worten von UNHCR-Chef Filippo Grandi falsch. 85 Prozent der Geflüchteten hätten nahe ihrer Heimat in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen Zuflucht gefunden. Deutschland beherbergte nach diesen Zahlen im vergangenen Jahr 970.400 Vertriebene und stand damit hinter der Türkei, Pakistan, Uganda, dem Libanon und dem Iran an sechster Stelle.

Die größten Fluchtkrisen 2017

Drei von fünf Vertriebenen fanden im eigenen Land fern der Konfliktzone Zuflucht. Von denen, die über Grenzen flohen, stammten nach Angaben des UNHCR fast 70 Prozent aus nur fünf Ländern. „Wenn es Lösungen für diese Länder gäbe, könnten die Zahlen deutlich sinken“, sagte Grandi. Es handelt sich dabei um Syrien, Afghanistan, den Südsudan, Myanmar und Somalia.

In den reicheren Ländern würden vor allem Ängste geschürt, um die eigene Wählerschaft zu stärken, meint Grandi. „Und ich denke, dass das verabscheuungswürdig und unverantwortlich ist.“ Während in vielen reichen Ländern Regierungen eine „widerwärtige Rhetorik“ übernommen hätten und ihre Verpflichtung zur Hilfe bei Krieg oder Verfolgung ignorierten, würden mehrere arme Länder wie Bangladesch eine enorme Anzahl Flüchtlinge aufnehmen. Grandi zeigte sich in dem Zusammenhang auch sehr besorgt über die Flüchtlingspolitik in den USA, wo Kinder von ihren asylsuchenden Familien getrennt werden. Die US-Regierung dürfe nicht die Menschen, die oft aus stichhaltigem Grunde Schutz suchten, bestrafen, um die Asylanträge an der Grenze zu Mexiko zu bewältigen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%