Absage an Weltklimapakt Donald Trump will die Kohle befreien

Lange wurde Donald Trump als chancenlos eingeschätzt, dann ließ er alle Konkurrenten hinter sich. Jetzt hat er genügend Stimmen für seine Präsidentschaftskandidatur – und feiert das mit einer Breitseite zur Klimapolitik.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Donald Trump versprach bei seiner Rede in Bismarck die uneingeschränkte Förderung von Öl, Kohle und Gas. Quelle: AP

Bismarck Donald Trump hat genügend Delegierte für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner zusammen. Er selbst bestätigte Medienberichte, wonach er die Schwelle von 1237 überschritten hat. „Ich bin geehrt“, erklärte er bei einer Pressekonferenz im Bundesstaat North Dakota.

Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP kommt Trump nun auf 1238 Delegierte. Der Fernsehsender CNN zählte 1237 – das wäre exakt die Nominierungsschwelle. Der Sender ABC berichtete von 1239.

Es handelt sich allerdings nicht um offizielle Zahlen, sondern um das Ergebnis von Umfragen bei ungebundenen Delegierten. Diese können sich unabhängig von den Ergebnissen der Vorwahlen hinter einen Bewerber stellen. Offiziell gekürt wird der Kandidat der Republikaner bei einem Parteitag im Juli in Cleveland.

Am Donnerstag hatte Trump mit Äußerungen zu einer Kehrtwende in der US-Klimapolitik für Aufsehen gesorgt. Mit ihm als Präsident würden die USA aus dem Weltklimapakt von Paris aussteigen und sämtliche Zahlungen an einen UN-Fonds gegen die Folgen des Klimawandel einstellen, erklärte er bei einer Öl- und Gaskonferenz in Bismarck in North Dakota. Er versprach zudem die uneingeschränkte Förderung von Öl, Kohle und Erdgas. Ziel sei eine energiepolitische Unabhängigkeit der USA.

Den Hauptwahlkampf schon fest im Blick, versuchte sich Trump in seiner Energierede vor allem im Umgang mit der Kohleindustrie von seiner wahrscheinlichen demokratischen Rivalin Hillary Clinton abzusetzen. Er werde alles tun, um die „Kohle zu befreien“ und Tausende Jobs in der Branche zurückzuholen, die durch die scharfe Konkurrenz durch günstigere Erdgasproduktion und Umweltschutzauflagen zur Senkung der Treibhausgase verloren gegangen seien.

Clinton hatte zu dem Thema noch im März erklärt: „Wir werden viele Grubenarbeiter und Kohleunternehmen aus der Wirtschaft verdrängen.“ Später ruderte Clinton zurück, sprach von einer falschen Behauptung und legte einen Plan zur Unterstützung entlassener Grubenarbeiter vor.

Trump warf der Ex-Außenministerin vor, „dem amerikanischen Arbeiter den Krieg erklärt zu haben“. Dabei liebten die Kumpel die Arbeit in den Minen, sagte er. Seine Kampagne werde diesen Leuten helfen.


"Viele Länder haben uns schändlich behandelt"

Seine Äußerungen markierten allerdings eine scharfe Kehrtwende von einem Interview, das Trump im Jahr 1990 dem „Playboy“-Magazin gab. Damals verglich er seine Immobilienkarriere mit der „Geschichte des Grubenarbeitersohnes“. „Der Minenarbeiter leidet an schwarzer Lunge. Sein Sohn bekommt das, dann dessen Sohn. Wenn ich der Sohn eines Grubenarbeiters gewesen wäre, hätte ich die verdammten Bergwerke verlassen“, hatte Trump gesagt.

Am Donnerstag darauf angesprochen, entgegnete Trump per E-Mail: „Ich hatte nie die Idee, aus der Immobilienindustrie auszusteigen, bis ich mich vor kurzem dazu entschloss, Amerika wieder großartig zu machen“, schrieb er. Man neige dazu, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. „Ein Kohlenarbeiter zu sein, ist sehr hart, aber sie lieben es, und anders als Hillary Clinton werde ich sicherstellen, dass sie ihre Jobs noch auf viele Jahre hinaus haben.“

Trump gehört zu den zahlreichen Republikanern, die herkömmliche Erkenntnisse der Klimaforschung ablehnen. Den Klimawandel hat er als „Schwindel“ bezeichnet. Zudem legte Trump nahe, dass dahinter eine Verschwörung Chinas stecke, um „US-Produktion nicht wettbewerbsfähig zu machen“.

Trump nutzte seinen Auftritt in Bismarck auch dazu, sich über eine Aussage von Präsident Barack Obama lustig zu machen. Dieser hatte ihn beim G7-Gipfel in Japan die außenpolitische Kompetenz abgesprochen. „Viele seiner Vorschläge zeigen entweder Unkenntnis des Weltgeschehens, eine anmaßende Haltung oder ein Interesse an Tweets oder Schlagzeilen“, sagte Obama. Im Ausland sei man „erschüttert“ über Trump, auch wenn man nicht so genau wisse, wie ernst man seine Aussagen nehmen könne.

Trump erklärte, es sei gut, dass andere Länder erschüttert seien. „Viele Länder auf unserer schönen Welt haben uns schändlich behandelt“, sagte er. „Wenn sie auf eine freundliche Art erschüttert werden, ist das eine gute Sache, keine schlechte.“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%