Ungarische Staatsanleihen
Auch Ungarn mischt mit beim Chinesen-Monopoly: Wer für 250.000 Euro ungarische Staatsanleihen kauft, bekommt eine unbeschränkte Aufenthaltserlaubnis, acht Jahre später kann er die Staatsbürgerschaft beantragen. Spanien versucht mit ausreisewilligen Chinesen gar seine Probleme auf dem Immobiliensektor zu entschärfen: Wer für 160.000 Euro eine von Spaniens 750.000 leer stehenden Wohnungen kauft, erhält eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis.
China und EU handeln jeden Tag für mehr als eine Milliarde Euro
China und Europa sind voneinander abhängig. Das Reich der Mitte wird in diesem Jahr zum größten Exportmarkt der Europäer aufsteigen und damit die USA überholen. Umgekehrt ist die Europäische Union der größte Abnehmer chinesischer Ausfuhren. Beide Seiten handeln jeden Tag mit Waren im Wert von mehr als einer Milliarde Euro.
Nach einem Zuwachs von 37 Prozent 2010 stiegen die europäischen Ausfuhren nach China im vergangenen Jahr von Januar bis November um 21 Prozent auf 124 Milliarden Euro. Deutschland hat mit deutlichem Abstand und knapp der Hälfte der EU-Ausfuhren nach China den größten Anteil daran, gefolgt von Frankreich und Großbritannien. 60 Prozent der EU-Ausfuhren waren Maschinen und Fahrzeuge.
Während die 27 EU-Länder im Jahr 2010 rund 19,8 Millionen Autos produzierten, waren es in China nicht viel weniger: rund 18,3 Fahrzeuge.
Die Importe aus China kletterten nach einem Anstieg von 31 Prozent 2010 im vergangenen Jahr bis November um weitere fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 244 Milliarden Euro. Seit Jahren gibt es ein großes europäisches Defizit im Handel mit China, das 2010 noch bei 168 Milliarden Euro lag. Aus diesem Überschuss sammelt China die Euros in seinen weltgrößten Devisenreserven im Wert von insgesamt 3,18 Billionen US-Dollar an. Rund ein Viertel sollen Euros sein.
Während die Leistungsbilanz der 27 EU-Länder im vergangenen Jahr bei minus 24 Milliarden Euro lag, konnte China einen deutlich positiven Saldo von 258 Milliarden Euro verbuchen. Auch das BIP der Chinesen war 2011 mit 12.900 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch wie das BIP der EU (5100 Milliarden Euro).
Die Wirtschaftskooperation zwischen Europa und China ist rasant gewachsen. Doch beklagen europäische Unternehmen in China schlechten Marktzugang, ungleiche Wettbewerbsbedingungen, mangelnde Transparenz und Rechtsunsicherheiten.
Schlechter Schutz des geistigen Eigentums ist unverändert ein großes Problem. Sieben von zehn in China tätigen europäischen Unternehmen wurden nach eigenen Angaben schon Opfer von Urheberrechtsverletzungen mit teils erheblichen Verlusten. Mehr als die Hälfte aller Raubkopien, die der Zoll in Europa sicherstellt, stammt aus China.
Die 27 EU-Staaten zählen mit 7,1 Milliarden Euro 2010 zu den fünf wichtigsten Investoren in China - neben Taiwan, Hongkong, USA und Japan. Rund 20 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen in China stammen aus Europa. China investiert aber nur sehr zögerlich in Europa. Zwar stiegen die chinesischen Investitionen 2010 von 0,3 auf 0,9 Milliarden Euro, doch stammen nur 1,7 Prozent aller ausländischen Investitionen in Europa aus China.
Wer emigriert, braucht freilich auch in der neuen Heimat Geld: Im Juni erwischten kanadische Zöllner einen Chinesen am Flughafen von Vancouver mit 134.000 Dollar im Gepäck. Für die Zollbehörden gehören chinesische Bargeldschmuggler mittlerweile zum Alltag: Zwischen April 2011 und Juni 2012 beschlagnahmten sie umgerechnet zehn Millionen Euro undeklarierten Geldes aus dem Reich der Mitte.
Frust durch niedrige Zinsen
Dass Chinas Reiche ihr Geld lieber im Ausland als in ihrer Heimat sehen, hat allerdings auch einen simplen Grund – in China fehlen lukrative Anlagemöglichkeiten. Die Sparzinsen sind real nahezu negativ. Knapp drei Prozent bekommt, wer sein Geld aufs Bankkonto legt. Der Gewinn wird aber von der Inflation aufgefressen, die 2012 bei 2,6 Prozent lag und für 2013 auf 3,4 Prozent geschätzt wird. Der Aktienmarkt liegt am Boden und gilt aufgrund fehlender Regularien als Tummelplatz für Zocker. Nach dem Allzeithoch von 6124 Punkten 2007 stürzte der Shanghai Composite Index auf rund 2000 Punkte ab und dümpelt seitdem vor sich hin.
Spielkasinos in Manila
Ein Markt für Staatsanleihen ist nur rudimentär vorhanden. Der Immobilienmarkt gilt als überhitzt; hier erwartet kaum jemand noch große Gewinne. Viele wohlhabende Familien fürchten außerdem eine Entwertung ihrer Ersparnisse durch eine Abwertung des Yuan. Wer sein Vermögen in Dollar oder Euro hat, ist da auf der sicheren Seite. Eine Umfrage des „Hurun Reports“ ergab, dass 30 Prozent der Befragten in den nächsten drei Jahren im Ausland investieren wollen.
Zumindest dem Treiben in Macau versucht die Regierung nun Einhalt zu gebieten: Im Februar kündigte Peking an, strenger gegen Reiseunternehmen vorzugehen, die Chinesen in die Kasinos nach Macau bringen. Doch Geld, das fließen will, findet seinen Weg wie Wasser. Der neue Geheimtipp reicher Chinesen lautet nun: die Spielkasinos in Manila auf den Philippinen.