Afghanistan Mindestens zwei Tote bei Anschlag auf internationalen Konvoi

Eine Autobombe ist in Kabel hochgegangen. In der Nähe des Anschlagsorts hat auch die deutsche Hilfsorganisation GIZ ihren Sitz.

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Nahe dem Anschlagsort an der großen Dschalalabad-Straße liegen zwei große Wohn- und Arbeitsanlagen der Vereinten Nationen und anderer internationaler Organisationen. In eines war im Sommer auch die deutsche staatliche Entwicklungshilfsorganisation GIZ eingezogen. Quelle: dpa

Kabul Bei einem Bombenanschlag auf einen internationalen Konvoi in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist ein kleines afghanisches Mädchen getötet worden. Das sagte am Freitag ein Sprecher des Gesundheitsministeriums, Ismail Kawusi. Zudem kam der Attentäter ums Leben. Entgegen ersten Angaben vom Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch, waren internationale Soldaten nicht betroffen.

Der Sprecher der Nato-Mission Resolute Support, Tom Gresback, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Nachmittag, es habe sich bei dem Ziel des Anschlags nicht um einen Nato-Konvoi gehandelt. RS-Personal sei nicht verletzt worden. Auf erneute Anfrage bei dem Sprecher des Innenministeriums rückte der von seinen vorherigen Angaben ab und sagte: „Wir wissen nicht, ob es sich um einen Konvoi der Nato oder um einen von ausländischen, zivilen Vertragskräften gehandelt hat, aber ich kann sagen, dass ein Konvoi von Ausländern angegriffen wurde.“

Nato-Sprecher Gresback sagte, falls es sich um Vertragskräfte gehandelt habe, hätten sie weder für die Nato noch für die US-Streitkräfte gearbeitet. In Kabul arbeiten Zehntausende sogenannte Kontraktoren. Viele fahren, wie auch die Mitarbeiter der UN und vieler anderer internationaler Organisationen, in schwer gesicherten Konvois zur Arbeit. Bisher hat keine ausländische Botschaft in Kabul verletzte Staatsbürger gemeldet.

Nach Angaben aus dem Innenministerium wurden bei dem Vorfall an der großen Dschalalabad-Straße 22 Afghanen verletzt.

Polizeisprecher Basir Mudschahid hatte am Morgen gesagt, dass nach ersten Erkenntnissen ein Selbstmordattentäter in einem weißen Suzuki-Kleinlastwagen seine Sprengstoffladung gegen 9 Uhr neben dem Konvoi gezündet hatte. Bilder auf sozialen Medien zeigten eine hohe, dunkle Rauchwolke.

In einem internen Sicherheitsbericht einer internationalen Organisation, der der dpa vorliegt, war auch die Rede von „Schäden an einem vorbeifahrenden NGO-Konvoi“. Nahe dem Anschlagsort an der großen Dschalalabad-Straße liegen zwei große Wohn- und Arbeitsanlagen der Vereinten Nationen und anderer internationaler Organisationen. In eines war im Sommer auch die deutsche staatliche Entwicklungshilfsorganisation GIZ eingezogen. Aus der Pressestelle der GIZ hieß es, die Mitarbeiter seien „wohlauf“. Wer hinter der Tat steckte, blieb zunächst unklar.

In Kabul waren erst am Mittwoch Delegierte aus 26 Ländern für eine Friedenskonferenz zusammengekommen. In seiner Auftaktrede machte Präsident Aschraf Ghani den radikalislamischen Taliban ein umfassendes Friedensangebot. Der afghanische Krieg hat sich seit dem offiziellen Ende des Nato-Kampfeinsatzes 2014 stark intensiviert. Die Taliban halten nach unterschiedlichen Schätzungen 13 bis 40 Prozent des Landes. Auch ein Ableger des IS breitet sich aus.

Im Januar hatten Taliban und IS in Kabul je zwei schwere Anschläge mit rund 150 Toten verübt. Bei einem Talibanüberfall auf ein Hotel war auch eine deutsche Entwicklungshelferin ums Leben gekommen.

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