Afrin-Offensive Türkische Sicherheitskräfte töten mindestens 260 gegnerische Kämpfer

Die Offensive gegen die Kurdenmiliz in Nordsyrien hat bisher mindestens 260 Todesopfer gefordert. In einem Telefonat mit Erdogan äußerte sich Frankreichs Präsident besorgt. Der türkische Staatschef sprach auch mit Putin.

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Türkische Soldaten bewachen mit einem gepanzerten Fahrzeug ein Gebiet in der Region Hatay (Türkei) nahe der syrischen Grenze, in dem Panzer für die Offensive ausgerüstet werden. Quelle: dpa

Istanbul Seit Beginn der türkischen Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien sind nach Angaben der Armee zahlreiche gegnerische Kämpfer getötet worden. Mindestens 260 „Angehörige von Terrororganisationen“ seien „neutralisiert“, teilte der Generalstab in Ankara am Dienstagabend mit.

Mit „neutralisiert“ ist im Sprachgebrauch türkischer Sicherheitskräfte in der Regel getötet gemeint, der Begriff kann aber auch verletzt oder gefangen genommen bedeuten. Eine Bestätigung der YPG zu diesen Zahlen lag nicht vor.

Die Armee hatte die „Operation Olivenzweig“ am Samstag begonnen und YPG-Stellungen in der Region Afrin mit Artillerie und aus der Luft angegriffen. Am Sonntag folgte eine Bodenoffensive. Die Streitkräfte bestätigten, bei Gefechten in Syrien seien am Dienstag ein Soldat getötet und ein weiterer verletzt worden. Ein weiterer Soldat war bereits am Montag getötet worden. Präsident Recep Tayyip Erdogan nahm am Dienstag an der Trauerzeremonie für den Soldaten in Ankara teil.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron äußerte sich in einem Telefonat mit Erdogan indes besorgt über die Militäroffensive. „Unter Berücksichtigung der Sicherheitserfordernisse der Türkei“ habe Macron seine Besorgnis ausgedrückt, teilte der Pariser Élyséepalast am Dienstagabend mit.

Macron habe im Gespräch mit Erdogan an die Notwendigkeit erinnert, gegen den IS und „alle anwesenden Dschihadisten-Kräfte“ zu kämpfen, hieß es in der Mitteilung weiter. Zudem müssten „die notwendigen humanitären Bedingungen für die Zivilbevölkerung“ sichergestellt und schließlich die Bedingungen für eine dauerhafte politische Lösung im Bürgerkriegsland Syrien begünstigt werden.

Erdogan beriet die Lage in Syrien auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Putin habe am Dienstag mit Recep Tayyip Erdogan telefoniert, um die Situation in der nordsyrischen Stadt Afrin zu erörtern, teilte der Kreml mit. Die beiden Staatschefs hätten betont, die Krise solle auf der Grundlage des Erhalts der Souveränität und der territorialen Integrität Syriens beigelegt werden. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte nach Angaben staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, an diesem Mittwoch wolle US-Präsident Donald Trump mit Erdogan telefonieren.

Die türkische Armee betonte, die Operation richte sich ausschließlich gegen Terroristen. Man unternehme alle Anstrengungen, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Die YPG kontrolliert die Region Afrin und ist der syrische Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Die PKK ist in der Türkei, der EU und in den USA als Terrororganisation eingestuft. Die YPG ist zugleich Verbündeter der US-geführten Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und wurde von den USA mit Waffen ausgerüstet.

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