Al-Qaida Dem Geld der Terroristen auf der Spur

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Etwa die Hälfte aller Terrorgruppen ist in den Drogenhandel verwickelt, heißt es im US-Außenministerium: die Taliban in Afghanistan, der Islamische Dschihad in Palästina, Lashkar-e-Taiba in Pakistan oder Jemaah Islamiyah in Indonesien. Ein einträgliches Geschäft: Nach UN-Schätzungen belaufen sich die weltweiten Einnahmen pro Jahr auf etwa 500 Milliarden Dollar. Türkische und arabische Extremisten sammeln bei Landsleuten im Westen.

Nach Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden gibt es keine speziellen Transferwege für Terrorgelder – die Extremisten nutzen einfach jene, die auch Geldwäscher und Steuerhinterzieher bevorzugen – vom Aktenkoffer voller Geld über Pseudo-Banken bis zum Vertrauensnetzwerk Hawala. Dahinter verbirgt sich ein orientalisches Finanzsystem, das seine Ursprünge im 14. Jahrhundert hat. Überweisungen werden hierbei nie direkt verschickt, sondern über einen unverdächtigen Mittelsmann.

Katz und Maus

Ähnlich funktionieren Geldtransferanbieter wie Western Union, über die auch Zahlungen der Hamburger Terrorzelle an die Attentäter des 11. September flossen. Nach dem Anschlag auf das World Trade Center geriet der Konzern erheblich unter Druck. Nun muss immerhin jeder Einzahler und Empfänger ab einem gewissen Betrag seinen Ausweis vorlegen, die internen Kontrollen wurden verschärft.

Vollends unübersichtlich wird es durch den Siegeszug des elektronischen Geldes. Im arabischen Raum boomt das Internet-Zahlungssystem CashU, vergleichbar mit Paypal. Auch fingierte Ebay-Geschäfte wurden bereits als Geldtransfer enttarnt. Und in der Terroristen- und Piratenhochburg Somalia läuft der Zahlungsverkehr fast ausschließlich über Hawala und die Telefonfirmen. Banken gibt es dort praktisch nicht mehr. In Internet-Zahlungen, Geld- oder Prepaid-Telefonkarten sehen die Experten der Bundesregierung "das große Einfallstor. Da hält die Regulierung mit Blick auf die Geldwäsche nicht mit". Weil die Karten unbegrenzt aufgeladen werden können und Zollbeamten nicht gemeldet werden müssen, eignen sie sich perfekt für Terroristen.

Deutschland möchte zumindest die Verkaufsagenturen für solche Karten der Geldwäsche-Aufsicht unterstellen – zwar nicht einzelne Kioske oder Tankstellen, wohl aber deren Muttergesellschaften, also beispielsweise die Mineralölkonzerne. Beim Verkauf von Geld- oder Prepaid-Karten müsste dann der Name des Kunden registriert werden, sofern die Karte nicht nur für Kleinbeträge oder zum Kauf eigener Produkte des Anbieters taugt.

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