Alexander Nix Die wahre Macht der Daten-Analysen

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Big Data Analysen nützen unbeliebten Kandidaten nichts

Das Targeting ist im Standardrepertoire jeder Marketingabteilung: Werbung wird zielgruppenspezifisch ausgespielt. Und Alexander Nix und seine Firma sind nicht die Einzigen, die diese spezifische Kommunikation nutzen.

„Wir können davon ausgehen, dass wir auch in Europa zunehmend spezifischere Wähleransprache bekommen“, sagt Alexander Diehl. Er ist ist CEO von KKLD, einer Agentur mit 65 Mitarbeitern in Deutschland und den USA. 2014 machten Diehl die Kampagne für die europäischen Grünen. Vor zwei Jahren war Big Data noch kein Thema für die Parteien. „Doch nun erkennen viele, wie passgenau man im Internet Werbung aussteuern kann“, sagt er.  

Gleichzeitig sei die Situation in Deutschland eine völlig andere. Die Agenturen können keine personenbezogenen Daten kaufen. Doch sie können Werbung gezielt bei bestimmten Zielgruppen platzieren. Sie wissen zwar nicht, wie die jeweiligen Personen heißen, und doch kennen sie ihr Surf- und Einkaufsverhalten und ihre soziodemografischen Daten. „Diese inhaltliche Differenzierung von Werbebotschaften erzielt natürlich bessere Ergebnisse“, sagt auch Diehl.

Darum hat Trump gewonnen

Auch Nix und sein Team veränderten die Werbung in Trump Wahlkampf inhaltlich. So erinnert Cambridge Analytica auf den ersten Blick an eine Werbeagentur. Großflächige bunte Bilder an den Wänden, zusammengeschobene Tische mit MacBooks, auf dem Konferenztisch eine Schale mit bunten Süßigkeiten. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar, dass sich Nix und sein Team oft im konservativen Milieu aufhalten. Im Konferenzraum steht eine deckenhohe Amerikaflagge. Besucher tragen Anzug mit Einstecktuch, der Chef der Agentur trägt Siegelring am kleinen Finger. Nix stammt eigentlich aus Großbritannien. Jahrelang war er Finanzanalyst. Doch 2003 wechselt er zu SCL, einer Datenanalyse-Firma. Gemeinsam mit SCL gründet er die Tochterfirma Cambridge Analytica. Seit sechs Jahren verkauft er seine Datenanalysen in Wahlkämpfen weltweit.

In Amerika arbeitete Nix zunächst für Ted Cruz. Dieser schied jedoch im Vorwahlkampf aus. Für viele ist das ein Beweis, dass Nix’ Methoden nicht funktionieren. Er selbst räumt ein, dass man selbst mit Big Data Analysen keinen derart unbeliebten Kandidaten zum Präsidenten machen könne.

Ex-Elite-Kommandeur Zinke soll Innenminister werden
Ryan ZinkeDer künftige US-Präsident Donald Trump hat sich nach Angaben aus seinem Team für den ehemaligen Marineinfanterie-Kommandeur Ryan Zinke als neuen Innenminister entschieden. Der 55-jährige Republikaner werde als Chef des Ressorts nominiert, sagte ein hochrangiger Vertreter des Trump-Teams am Dienstag. Zinke sitzt derzeit für den Bundesstaat Montana im US-Repräsentantenhaus, wo er sich für die Lockerung von Umweltauflagen starkgemacht hat. Das Innenministerium hat die Kontrolle über rund ein Fünftel der gesamten öffentlichen Flächen der Vereinigten Staaten. Trump will auf Staatsgebiet verstärkt Ölbohrungen und Bergbau erlauben. Zinke hatte sich zwar im Wahlkampf bereits früh hinter Trump gestellt. Seine Nominierung kam aber dennoch überraschend. Quelle: AP
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Laut eigenen Angaben hat er bereits über 40 Kampagnen auf allen Kontinenten begleitet. Für wen genau seine 400 Mitarbeiter arbeiten, verrät er in der Regel nicht. Es sei denn, es wird zu einem solchen PR-Coup wie der Sieg von Trump. Denn im Herbst und der Auftrag, der Alexander Nix weltbekannt machen sollte: Donald Trump engagierte die Datenanalysten für den Wahlkampf-Endspurt. „Er ist ein Phänomen. Er weiß genau, was die Leute brauchen: Anti-Establishment. Er hat es geschafft, dass die Menschen nun anders mit Politik umgehen“, beschreibt Nix seinen Auftraggeber.

Am Morgen nach der Wahl gratuliert Nix dem gewählten Präsidenten. „Sein Sieg zeigt den großen Einfluss der Kombination aus Datenanalyse, Technologie und Kommunikation“, sagt er. Es klingt wie die Worte eines Präsidentenmachers. Doch dann fügt er an: Letztlich sei es auch der „Trump-Effekt“ gewesen, der genutzt wurde. Denn auch, wenn Nix von der Macht seiner Algorithmen überzeugt ist: Zur Wahl gehen letztlich Menschen, keine Maschinen.

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