Alternativer Nobelprei Mutige Kämpfer für Menschenrechte werden geehrt

Sie verteidigen die Schwächsten in der Gesellschaft, setzen sich für bessere Lebensumstände in ihren Ländern ein und decken Korruption auf Regierungsebene auf. Dafür bekommen vier Personen den Alternativen Nobelpreis.

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Für die Investigativjournalistin gibt es im autoritär geführten Aserbaidschan kein Tabuthema. Quelle: dpa

Stockholm Der Alternative Nobelpreis ehrt in diesem Jahr unermüdliche Kämpfer für die Schwächsten in der Gesellschaft. Der indische Menschenrechtsanwalt Colin Gonsalves bekommt den Preis, weil er seit drei Jahrzehnten moderne Sklaven, Slumbewohner, Frauen und Arme verteidigt. Sein Menschenrechtsnetzwerk HRLN erstritt unter anderem ein „Recht auf Nahrung“, was das Leben von 400 Millionen Menschen verbesserte, wie die Right Livelihood Award Stiftung in Stockholm mitteilte.

Die mit je rund 105.000 Euro dotierte Auszeichnung geht zudem an die Äthiopierin Yetnebersh Nigussie für ihr Engagement für Menschen mit Behinderung in Afrika und weltweit. Die investigative Journalistin Khadija Ismayilova aus Aserbaidschan bekommt den Preis für ihre mutige Aufdeckung von Korruption auf höchster Regierungsebene, die sie auch ins Gefängnis brachte.

Den undotierten Ehrenpreis erhält der amerikanische Umweltrechtler Robert Bilott, der in einem 19 Jahre dauernden Rechtsstreit 70.000 Anwohner vertrat, deren Trinkwasser chemisch verseucht worden war.

Die Alternativen Nobelpreise werden seit 1980 in kritischer Distanz zu den traditionellen Nobelpreisen an Kämpfer für Menschenrechte, Umweltschutz und Frieden vergeben.

Die Träger der Alternativen Nobelpreise 2017 verteidigen die Ärmsten der Armen, kämpfen für sauberes Trinkwasser und gegen Korruption und machen sich für die Rechte von Behinderten stark.

Robert Bilott (USA)

Der Umweltrechtler vertrat in einem 19 Jahre dauernden Rechtsstreit 70.000 Menschen im Umkreis von Parkersburg (US-Bundesstaat West Virginia), deren Trinkwasser mit Perfluoroctansäure (PFOA) verseucht worden war. Der 52-Jährige trat dabei gegen den US-amerikanischen Chemie-Giganten DuPont an. Er erstritt nicht nur eine Entschädigung für seine Mandanten, sondern drängt seitdem auch auf eine bessere Regulierung giftiger Chemikalien. Der Fall brachte laut Right Livelihood Stiftung zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse über PFOA und führte letztlich dazu, dass die Produktion der gesundheitsschädlichen Chemikalie weltweit nach und nach eingestellt wird.

Colin Gonsalves (Indien)

Der 1952 geborene Inder gilt als einer der erfolgreichsten Menschenrechtsanwälte. Er ist Rechtsanwalt am Obersten Gerichtshof Indiens und gründete 1989 das Human Rights Law Network. Das Netzwerk vertritt Arme, Slumbewohner, Flüchtlinge und moderne Sklaven vor Gericht. 2001 erstritt Gonsalves das „Recht auf Nahrung“ und damit kostenlose Schul-Mittagessen und eine Subventionierung von Getreide für 400 Millionen arme Inder. Gonsalves und sein Netzwerk erreichten auch, dass private Krankenhäuser Opfer von Säureattacken kostenlos behandeln müssen. Laut Right Livelihood Stiftung ist es ihr Prinzip, niemals einen armen Klienten abzuweisen.

Khadija Ismayilova (Aserbaidschan)

Für die 41 Jahre alte Investigativjournalistin gibt es bei ihren Recherchen im autoritär geführten Aserbaidschan kein Tabuthema. Sie deckte auf, wie sich die Familie von Präsident Ilham Aliyev in der öl- und gasreichen Ex-Sowjetrepublik bereicherte. Oft wurde Ismayilova die Arbeit erschwert.

Sie wurde mit der Veröffentlichung von Sex-Videos erpresst und 2014 festgenommen. Wegen Steuerhinterziehung wurde sie zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, nach einiger Zeit aber auf Bewährung freigelassen. Diese Einschüchterungen seien kein Einzelfall, sagte sie später. In der „Süddeutschen Zeitung“ schrieb sie Anfang September: „Das Entführen und Zusammenschlagen von Journalisten ist in Aserbaidschan zur Routine geworden.“

Yetnebersh Nigussie (Äthiopien)

Die 35-jährige Rechtsanwältin setzt sich in ihrer Heimat Äthiopien, aber auch weit darüber hinaus für die Rechte von Behinderten und inklusive Bildung ein. Sie ist selbst seit ihrem sechsten Lebensjahr blind. Dadurch entkam sie laut Right Livelihood Stiftung einer frühen Heirat und konnte auf eine Blinden-Schule gehen. Nigussie gehört zu den Mitbegründern des äthiopischen Zentrums für Behinderung und Entwicklung und arbeitet als Inklusionsbeauftragte für die Nichtregierungsorganisation „Light for the world“.

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