Die anwesenden Ökonomen ließen die Argumente des Trump-Beraters kalt. Austan Goolsbee von der Universität Chicago, ehemaliger Wirtschaftsberater von Barack Obama, wetterte, Trumps Steuerreform sei in Wahrheit keine Reform, sondern eine interessengeleitete Umverteilungspolitik ohne ökonomische Ratio.
Keines der Elemente der Trump´schen Steuerpolitik fände sich in einem Programm der zehn wichtigsten Maßnahmen wieder, wie es Ökonomen erstellen würden. Dem Präsidenten sei es hauptsächlich darum gegangen, große Unternehmen zu entlasten und die Menschen in Bundesstaaten, die von Demokraten regiert werden, zu bestrafen, indem sie die von ihren Bundesstaaten erhobenen Steuern nicht mehr vollständig mit der Bundessteuer verrechnen können.
Vernichtend fiel auch die Kritik von Harvard-Ökonom Larry Summers aus. Die Steuerreform sei ein Umverteilungsprogramm zulasten der Armen, mehre die Bürokratie, erhöhe die Defizite im Staatshaushalt, raube dem Staat in Zeiten des demografischen Wandels dringend benötigte Mittel und löse weltweit einen ruinösen Steuerwettbewerb aus.
Wie viele Deutsche Trumps Vorschläge auch bei uns gerne verwirklicht sähen
Die Deutschen mögen Donald Trump nicht. Nur wenige Prozent hätten für den Republikaner gestimmt, ergaben Umfragen vor der US-Wahl. Doch ist ihnen womöglich nur der Mensch zuwider, nicht sein Programm? Und fürchtet die überwiegende Mehrheit, dass Trump ein gefährlicher Präsident wird? Eine aktuelle Ipsos-Umfrage im Auftrag der WirtschaftsWoche liefert dazu erstaunliche Erkenntnisse.
Auf die Frage, welche Trump-Vorhaben die Deutschen auch hierzulande gerne umgesetzt sähen, antworteten satte 56,3 Prozent, sie wollten die Abschiebung aller illegalen Ausländer.
34 Prozent der Befragten stimmen Trumps Forderung nach mehr Durchgriffsrechten für die Polizei zu.
Immerhin 30,6 Prozent wünschen sich weniger Einkommensteuer.
26,2 Prozent wünschen sich gar eine strikte Einreiseregulierung für Muslime.
Die Ablehnung der Deutschen gegen Freihandelsabkommen wie TTIP oder TPP zeigt sich auch in dieser Umfrage. 19 Prozent sähen auch hierzulande gerne ein Ende/Neuverhandlung der Freihandelsabkommen.
15 Prozent der Befragten sind für den Aufbau engerer Beziehungen zu Putins Russland.
Die Erbschaftsteuer sähen 13 Prozent der Befragten auch in Deutschland gerne abgeschafft.
Immerhin 4 Prozent wünschen sich eine Einführung von (Schutz-)Zöllen für Importe.
Mehrfach drohte der designierte US-Präsident mit dem Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen. Nur 2 Prozent der Befragten sind für einen Austritt beziehungsweise Rückzug aus dem Klimavertag.
17 Prozent der Befragten ist nicht nur die Person Donald Trump zuwider. Auch das Programm des Republikaners stößt auf Ablehnung.
Gemessen an der Ablehnung seiner Person, sehen die Bundesbürger Trumps Rolle in der Welt noch vergleichsweise milde. 57,2 Prozent der Deutschen gehen davon aus, Trump werde vom Weißen Haus aus die Welt politisch destabilisieren.
55,9 Prozent erwarten negative Auswirkungen für Deutschland.
Zu den möglichen Folgen für die USA ist die Skepsis viel größer: Nur 12,2 Prozent sagen, Trump werde die internationale Position seines Landes nachhaltig verbessern.
Differenzierter argumentierte Nobelpreisträger Phelps. Es sei nicht klar, wie die Menschen auf die Steuersenkungen reagierten, sagte er. Das Kalkül Trumps höre sich zwar logisch an. Danach lassen sinkende Steuern die Nettogewinne und somit die Rentabilität von Investitionen in Sachkapital steigen. Dies erhöhe die Kapitalbildung und steigere die Produktivität, was sich wiederum in höheren Löhnen niederschlage.
Dem wirke jedoch entgegen, dass die Steuersenkungen die Defizite im Staatshaushalt in die Höhe treiben. Die vermehrte Kreditnachfrage der öffentlichen Hand führe zu steigenden Finanzierungskosten und bremse die Investitionen. Zudem sei nicht garantiert, dass Investitionen einen positiven Effekt auf die Löhne haben. So sei zu erwarten, dass die Unternehmen zunehmend in die Robotisierung investieren. Dies senke die Nachfrage nach menschlicher Arbeitskraft und drücke die Löhne.
Kristin Forbes, ehemalige Wirtschaftsberaterin von George W. Bush und Ex-Mitglied im geldpolitischen Ausschuss der Bank von England, warnte, die Unternehmen könnten die Steuersenkungen für den Rückkauf eigener Aktien und höhere Dividenden statt für Investitionen in neue Maschinen und Anlagen nutzen. Das gelte auch für die Repatriierung der im Ausland geparkten Gewinne, die Trump mit Steuersätzen von nur noch acht bis 15 Prozent locken will.
Insgesamt zeigte die Diskussion, dass die Unsicherheit über die Folgen der Steuerreform groß ist. Dass die in Philadelphia anwesenden Ökonomen Steuersenkungen jedoch eher als Risiko denn als Chance begriffen, ist ein beredtes Zeichen dafür, dass die Zunft dem Etatismus verfallen ist. So kam es keinem Ökonomen in den Sinn, sinkende Steuern als Freiheitsgewinn für Bürger und Unternehmer zu begrüßen.
Das mag auch daran liegen, dass das Gros der in Philadelphia anwesenden Wissenschaftler ihr Einkommen nicht am Markt erwirtschaftet, sondern aus staatlichen Steuerquellen bezieht. Steuersenkungen werden da schnell als Attacke auf den eigenen Geldbeutel empfunden, den es mit allen Mittel zu verteidigen gilt.