American Economic Association Ökonomen attackieren Donald Trump

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Es ist nicht klar, wie die Menschen auf Steuersenkungen reagieren


Die anwesenden Ökonomen ließen die Argumente des Trump-Beraters kalt. Austan Goolsbee von der Universität Chicago, ehemaliger Wirtschaftsberater von Barack Obama, wetterte, Trumps Steuerreform sei in Wahrheit keine Reform, sondern eine interessengeleitete Umverteilungspolitik ohne ökonomische Ratio.

Keines der Elemente der Trump´schen Steuerpolitik fände sich in einem Programm der zehn wichtigsten Maßnahmen wieder, wie es Ökonomen erstellen würden. Dem Präsidenten sei es hauptsächlich darum gegangen, große Unternehmen zu entlasten und die Menschen in Bundesstaaten, die von Demokraten regiert werden, zu bestrafen, indem sie die von ihren Bundesstaaten erhobenen Steuern nicht mehr vollständig mit der Bundessteuer verrechnen können.

Vernichtend fiel auch die Kritik von Harvard-Ökonom Larry Summers aus. Die Steuerreform sei ein Umverteilungsprogramm zulasten der Armen, mehre die Bürokratie, erhöhe die Defizite im Staatshaushalt, raube dem Staat in Zeiten des demografischen Wandels dringend benötigte Mittel und löse weltweit einen ruinösen Steuerwettbewerb aus.

Wie viele Deutsche Trumps Vorschläge auch bei uns gerne verwirklicht sähen

Differenzierter argumentierte Nobelpreisträger Phelps. Es sei nicht klar, wie die Menschen auf die Steuersenkungen reagierten, sagte er. Das Kalkül Trumps höre sich zwar logisch an. Danach lassen sinkende Steuern die Nettogewinne und somit die Rentabilität von Investitionen in Sachkapital steigen. Dies erhöhe die Kapitalbildung und steigere die Produktivität, was sich wiederum in höheren Löhnen niederschlage.

Dem wirke jedoch entgegen, dass die Steuersenkungen die Defizite im Staatshaushalt in die Höhe treiben. Die vermehrte Kreditnachfrage der öffentlichen Hand führe zu steigenden Finanzierungskosten und bremse die Investitionen. Zudem sei nicht garantiert, dass Investitionen einen positiven Effekt auf die Löhne haben. So sei zu erwarten, dass die Unternehmen zunehmend in die Robotisierung investieren. Dies senke die Nachfrage nach menschlicher Arbeitskraft und drücke die Löhne.

Kristin Forbes, ehemalige Wirtschaftsberaterin von George W. Bush und Ex-Mitglied im geldpolitischen Ausschuss der Bank von England, warnte, die Unternehmen könnten die Steuersenkungen für den Rückkauf eigener Aktien und höhere Dividenden statt für Investitionen in neue Maschinen und Anlagen nutzen. Das gelte auch für die Repatriierung der im Ausland geparkten Gewinne, die Trump mit Steuersätzen von nur noch acht bis 15 Prozent locken will.

Insgesamt zeigte die Diskussion, dass die Unsicherheit über die Folgen der Steuerreform groß ist. Dass die in Philadelphia anwesenden Ökonomen Steuersenkungen jedoch eher als Risiko denn als Chance begriffen, ist ein beredtes Zeichen dafür, dass die Zunft dem Etatismus verfallen ist. So kam es keinem Ökonomen in den Sinn, sinkende Steuern als Freiheitsgewinn für Bürger und Unternehmer zu begrüßen.

Das mag auch daran liegen, dass das Gros der in Philadelphia anwesenden Wissenschaftler ihr Einkommen nicht am Markt erwirtschaftet, sondern aus staatlichen Steuerquellen bezieht. Steuersenkungen werden da schnell als Attacke auf den eigenen Geldbeutel empfunden, den es mit allen Mittel zu verteidigen gilt.

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