Deshalb flossen in den vergangenen Wochen enorme Summen nach Georgia: Jon Ossoff, 33-jähriger Dokumentarfilmer und Hoffnungsträger der Demokraten im Rennen gegen den republikanischen Senator David Perdue, hat bis Mitte Dezember bereits mehr als 138 Millionen Dollar eingesammelt. Perdue liegt bei rund 90 Millionen Dollar. Im anderen Wettbewerb führt Demokrat Raphael Warnock, Pastor in einer Kirche, in der früher auch Martin Luther King predigte, mit rund 124 Millionen Dollar. Seine Gegnerin, die Republikanerin Kelly Loeffler, kommt auf 92 Millionen Dollar.
Zum Vergleich: Vor vier Jahren kostete ein erfolgreicher Senatswahlkampf durchschnittlich 10,4 Millionen Dollar.
Was diese Zahlen für das Wahlergebnis bedeuten werden, lässt sich derzeit kaum absehen. Umfragen im Rennen sind rar, die meisten sehen ein Kopf-an-Kopf-Rennen in beiden Wettbewerben. Im November gewann Joe Biden Georgia denkbar knapp als erster Demokrat seit 1992, in den Senatsrennen lagen die Republikaner jedoch knapp vorne. Viel wird von der Mobilisierung beider Seiten abhängen.
Auch das ist ein Grund, warum sowohl Noch-Präsident Donald Trump und sein Vize Mike Pence als auch Joe Biden und die zukünftige Vizepräsidentin Kamala Harris immer wieder in dem Bundesstaat Wahlkampf gemacht haben.
Wie viel der finanzielle Vorsprung den Demokraten helfen wird, ist zudem offen. Bereits vor zwei Monaten verloren Kandidaten der Partei in stolzen neun Bundesstaaten Senatsrennen, bei denen sie was Spendengelder angeht, teils deutlich vor den Republikanern lagen. Allein in Kentucky und South Carolina versenkten sie fast 200 Millionen Dollar.
Ganz lassen sich diese Wettbewerbe jedoch nicht mit Georgia vergleichen – denn wie der 3. November gezeigt hat, sind die Mehrheitsverhältnisse in der langjährigen republikanischen Hochburg mittlerweile denkbar knapp. Auch könnte es erneut einige Tage dauern, bis das Ergebnis tatsächlich feststeht. Der Bundesstaat wird also auch nach dem Ende des Wahlkampfs noch einige Zeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.
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