Amoklauf in Orlando Omar Mateen, Massenmörder

Psychisch krank oder IS-Sympathisant? Der Amokläufer von Orlando hat lange Zeit ein unauffälliges Leben geführt. Der 29-Jährige war zweimal verheiratet, hatte einen und arbeitete als Wachmann.

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Der Todesschütze soll einen großen Hass auf Homosexuelle gehabt haben. Das Foto stammt aus einem Account Mateens in Sozialen Netzwerken. Quelle: AP

Orlando Hatte Omar Mateen Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS)? Wenn ja, wie tief? War er ein Sympathisant, ein Verwirrter, psychisch krank? War sein Hass auf Homosexuelle auch politisch oder religiös motiviert, als er 49 Menschen das Leben nahm? War er gar ein „einsamer Wolf“, der sich über Internetpropaganda radikalisiert und zur Tat schreitet, ohne direkte Unterstützung einer Organisation zu haben.

Am Tag nach dem schlimmsten Terrorangriff eines Einzeltäters in den USA seit 9/11 sind all diese Fragen unbeantwortet. Fest steht nur, dass aus einem weithin unauffälligen US-Bürger ein Massenmörder wurde.

Wer war dieser Mann?

1986 wird Omar Mateen im Bundesstaat New York geboren, seine Eltern stammen aus Afghanistan. Die Familie zieht nach Florida, da ist Mateen noch ein Kind.

2006 macht Mateen einen College-Abschluss in Kriminaltechnologie. Ein Jahr später beginnt er bei G4S zu arbeiten, einem der größten Sicherheitsunternehmen. Bei G4S hießt es, man habe Mateen gründlich überprüft und durchleuchtet, keine Auffälligkeiten. Fotos bei Myspace zeigen Mateen mit einem Shirt des NYPD, des New York Police Department, die man in New York an jeder Ecke kaufen kann.

2009 heiratet Mateen, kauft eine Wohnung. Bis hierhin sieht alles stabil aus, soweit sich das von außen sagen lässt.

Nur zwei Jahre später wird Mateen von seiner Frau Sitora Yusufiy geschieden. Im Fernsehen beschreibt sie den Ex-Mann als psychisch labil und krank und sehr gewalttätig. Regelmäßig habe er sie geschlagen, weil sie die Wäsche nicht gemacht habe oder warum auch immer, und sie wie eine Geisel gehalten. Seit der Scheidung habe sie keinen Kontakt mehr gehabt.

2013 wird das FBI auf den Mann aufmerksam. Mitarbeiter Mateens berichten den Ermittlern laut „New York Times“, er habe mit terroristischen Verbindungen geprahlt. Mateen wird überwacht, zwei Mal vernommen, durchgecheckt, ohne Ergebnis. Die Ermittlungen werden eingestellt.

2014 entdeckt das FBI eine dünne Verbindung zwischen Mateen und Moner Mohammad Abusalha, dem ersten amerikanischen Selbstmordattentäter in Syrien, Kämpfer der Al-Nusra-Front. Wieder enden die Ermittlungen ohne Ergebnis.


Ein Ex-Kollege berichtet, Mateen habe immer vom Töten gesprochen

Kann das als ein ausreichender Beleg für Verbindungen in Terrorismus und Islamismus gelten? Sein Vater Siddique Mir Mateen beschreibt den Sohn als nicht sehr religiös, kann sich ein Motiv aus Glaubensgründen nicht vorstellen, allerdings werden Familienmitglieder von Experten meistens als denkbar schlechte Zeugen für eine mögliche Radikalisierung beschrieben.

Ausweislich einiger Facebook-Videos ist Mateen senior selbst eine etwas illustre Figur, scheint den Arrest afghanischer Politiker anordnen zu wollen und mit den radikalislamischen Taliban zu sympathisieren.

Der Vater sagt, sein Sohn habe extreme Probleme mit Homosexuellen gehabt. Sein Sohn sei einmal fast ausgerastet, als sich in Miami zwei Männer öffentlich geküsst und berührt hätten. „Schau Dir das an. Sie tun das und mein Sohn sieht zu“, habe Omar gesagt.

Diesen Sohn, schreibt die „Washington Post“, habe Mateen mit einer zweiten Frau gehabt, auch sie habe ihn verlassen, wolle sich nicht äußern.

Ein früherer Kollege Mateens sagt der „New York Times“, dieser habe die ganze Zeit vom Töten gesprochen. Er ist allerdings der einzige mit dieser Aussage, andere Zeugen kann er nicht benennen.

Der Imam des späteren Attentäters, Syed Shafeeq Rahman, sagt der „New York Times“, Mateen sei drei oder vier Mal pro Woche in der Moschee gewesen. Er beschreibt ihn als extrem scheu, immer sei er auf die letzte Sekunde zum Gebet gekommen und sofort wieder verschwunden.

Als Omar Mateen zum Attentäter wird, lebt er in Port St. Lucie, 170 Kilometer südöstlich von Orlando. Mateen war unter anderem mit einem Sturmgewehr vom Typ AR 15 und einer halbautomatischen Pistole bewaffnet. Die Polizei bezeichnet ihn als sehr gut vorbereitet.

Mateen hat auch nach dem FBI-Kontakt seine Sicherheits-Lizenz und seinen Job behalten. Ebenso seinen Waffenschein aus Florida. Mit diesem wird er kurz vor der Tat ohne Probleme ein Gewehr und eine Pistole kaufen, das ist bestätigt. Es ist wahrscheinlich, aber noch nicht völlig geklärt, ob es diese Waffen sind, mit denen er in der Nacht zum Sonntag, den 12. Juni, zum Morden in das „Pulse“ zieht.

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