Amtsenthebungsverfahren in Brasilien Die gekaufte Entscheidung

Seite 2/2

Geschacher um Stimmen hält an

Nicht weit vom „Golden Tulip“ im Palácio Jaburu, dem Amtssitz des Vize-Präsidenten Michel Temer, geht es die letzten Tage ähnlich belebt zu. Temer wird automatisch Nachfolger von Rousseff. Sein Währung im Stimmenpoker sind Jobs in seiner künftigen Regierung.

Auch Rousseff und Lula bieten Ministerposten an wie auf der Resterampe. Die Jobs an der Spitze der Verwaltung sind begehrt. Denn einmal ernannt, haben die Abgeordneten lebenslange Rentenansprüche und Krankenversicherung für sich und ihre Familien. Die Beamtenposten sind auch im zweiten oder dritten Glied attraktiv bei der Stimmenbeschaffung. Schließlich wollen auch Söhne, Nichten und Cousins der Abgeordneten bedacht werden.

Deswegen hat Rousseff diese Woche trotz des völlig überzogenen Budgets, Sonderzuweisungen in Milliardenhöhe an die Ministerien per Dekret angewiesen, damit die Ad-hoc-Minister auch etwas Geld in der Kasse haben zum Verwalten. Die Gouverneure bekommen Umschuldungen ihrer ausstehenden Forderungen vom Bund in Aussicht gestellt.

In den Medien werden lange Listen der Abgeordneten veröffentlicht und ihr angekündigtes Stimmverhalten. So sind derzeit 281 für das Amtshebungsverfahren, 113 dagegen und 119 noch nicht entschieden oder wollen ihre Stimmabsicht nicht kundtun. Kein Zweifel: Das Geschacher um die Stimmen wird bis zu letzten Minute der anhalten. Gegen Mitternacht am Sonntag werden die Brasilianer wissen, wer die besseren Angebote hatte.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%