Angaben von Aktivisten Russland setzt in Ost-Ghuta offenbar Brandbomben ein – 37 Tote

Radikale Kämpfer verlassen Ost-Ghuta nach einem Abkommen mit der syrischen Regierung. Trotzdem gehen die Luftangriffe weiter.

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Russland setzt in Ost-Ghuta offenbar Brandbomben ein – 37 Tote Quelle: dpa

Damaskus Russlands Luftwaffe hat eines der verbliebenen Rebellengebiete in der syrischen Region Ost-Ghuta nach Angaben von Aktivsten mit Brandbomben angegriffen und viele Menschen getötet. Dabei seien am frühen Freitagmorgen in dem Ort Irbin 37 Zivilisten durch den Einsatz von „Napalmwaffen“ verbrannt, erklärte die Rettungsorganisation Weißhelme. Bei den meisten Opfern handele es sich um Frauen und Kinder, die in einem Schutzraum Zuflucht vor Bomben gesucht hätten. Zugleich verließen wieder zahlreiche Zivilisten sowie Kämpfer einer radikalen Miliz Ost-Ghuta.

Die Region nahe der Hauptstadt Damaskus erlebt seit mehr als einem Monat die schwersten Angriffe von Regierungstruppen seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs vor sieben Jahren. Dabei sind nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mehr als 1600 Zivilisten ums Leben gekommen. Die Armee und ihre Verbündeten konnten mittlerweile mehr als 80 Prozent Ost-Ghutas einnehmen. Die Rebellen kontrollieren nur noch drei voneinander getrennte Gebiete. Russland ist im syrischen Bürgerkrieg ein enger Verbündeter der Regierung.

Die Beobachtungsstelle erklärte, russische Jets hätten Irbin mit dem Brennstoff „Thermit“ bombardiert. Fotos von Aktivisten zeigten verbrannte Leichen. Die Vorwürfe ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen. Die Menschenrechtler und andere Aktivisten hatten Russland bereits in der Vergangenheit mehrfach den Einsatz von Brandbomben im syrischen Bürgerkrieg vorgeworfen.

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, auch am Freitag hätten wieder Tausende Zivilisten Ost-Ghuta verlassen. Die Menschen fliehen vor der Gewalt und einer dramatischen humanitären Lage. Durch die wochenlange Angriffe sind große Teile der Region zerstört. Zudem mangelt es an Nahrung und medizinischer Versorgung.

Bereits in den vergangenen Tagen waren Zehntausende aus Ost-Ghuta in Gebiet unter Kontrolle von Regierungskräften geflohen. Die dortigen Aufnahmelager sind Hilfsorganisationen zufolge völlig überfüllt.

Zudem fuhren Busse mit mehr als 200 Kämpfern der radikalen Miliz Ahrar al-Scham und deren Familienangehörigen aus der Stadt Harasta in Ost-Ghuta ab, wie Sana weiter meldete. Sie sollen in die von Rebellen kontrollierte Provinz Idlib im Nordwesten Syrien gebracht werden.

Damit wird ein Abkommen umgesetzt, das Vertreter aus Ost-Ghuta erstmals mit der Regierung erzielt hatten. Nach dem Abzug soll die Armee in Harasta einrücken. Bereits am Donnerstag hatten die ersten Rebellen von Ahrar al-Scham Ost-Ghuta verlassen. Insgesamt sollen 1500 Extremisten zusammen mit ihren Familien abziehen.

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