Nach den USA sieht auch Großbritannien den Iran hinter den jüngsten Angriffen auf saudische Ölanlagen. Das Vereinigte Königreich gehe mit „sehr hoher Wahrscheinlichkeit“ davon aus, dass Teheran für die Attacken verantwortlich sei, sagte Premierminister Boris Johnson auf dem Weg zur Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York vor mitreisenden Reportern.
Sein Land erwäge nun, sich US-geführten militärischen Maßnahmen zur Stärkung der saudischen Verteidigung anzuschließen. Zugleich werde London sich bemühen, gemeinsam mit Washington und den europäischen Verbündeten auf eine Entspannung der Lage im Nahen Osten hinzuwirken.
Bisher war Großbritannien davor zurückgeschreckt, einen Urheber des Angriffs vom 14. September zu benennen. Saudi-Arabien und die USA haben dem Iran die Verantwortung zugewiesen. Teheran hat dies zurückgewiesen. Den Angriff haben die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen für sich reklamiert.
Ein britischer Regierungsvertreter sagte der Nachrichtenagentur AP indes, dass die Aussage der Huthis „unplausibel“ sei. Überreste von Marschflugkörpern aus iranischer Produktion seien an der Stätte des Angriffs entdeckt worden. Deren Modernität „deutet sehr, sehr stark auf eine iranische Verwicklung hin“, ergänzte die Gewährsperson. Ob die Johnson-Regierung davon ausgehe, dass der Angriff womöglich von iranischem Boden aus erfolgte, sagte sie nicht.
Am Freitag hatte die US-Regierung angekündigt, zusätzliche Truppen nach Saudi-Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate entsenden und dort Raketenabwehrausrüstung stationieren zu wollen. Dabei gehe es um eine Stärkung der Defensivfähigkeiten. US-Regierungsvertretern zufolge sollen Hunderte Soldaten entsandt werden.
Großbritannien werde eine Bitte – ob von den Saudis oder den Amerikanern – um militärische Hilfe daraufhin prüfen, inwieweit sein Land nützlich sein könne, sagte Johnson weiter. Erst am Sonntag rief Irans Präsident Hassan Ruhani westliche Mächte auf, die Sicherheit am Persischen Golf den örtlichen Ländern und der Führung Teherans zu überlassen.