US-Präsident Joe Biden hat Russlands Staatschef Wladimir Putin zu Maßnahmen gegen Hacker-Angriffe von russischem Boden aus aufgefordert. Das Gespräch über die jüngsten Attacken habe ein rund einstündiges Telefonat der beiden Politiker dominiert, teilte das Washingtoner Präsidialamt am Freitag mit.
Biden habe Putin vermittelt, dass der russische Präsident Verantwortung trage, auch wenn die Hacker nicht von seiner Regierung gesteuert würden. Viele der Hacker-Gruppen, die zuletzt Tausende Firmen in den USA lahmgelegt haben, agieren nach Einschätzung von US-Vertretern und Sicherheitsexperten von Russland aus – mit dem Wissen, wenn nicht dem Einverständnis der Moskauer Regierung.
Nicht nur die USA haben seit Monaten mit einer Reihe von Angriffen mit sogenannter „Ransomware“ zu kämpfen. Mit derartiger Software werden die Daten der angegriffenen Systeme verschlüsselt. Die Hacker verlangen Geldzahlungen in Kryptowährung, damit sie den Zugang wieder freigeben und die Daten nicht veröffentlichen. Bei einem der größten erpresserischen Hackerangriffe dieser Art waren seit Freitagnachmittag weltweit möglicherweise Tausende Firmen lahmgelegt worden.
Dabei steht die Hackergruppe „REvil“ im Verdacht, das Desktop-Management-Tool VSA von Kaseya gekapert und ein schadhaftes Update aufgespielt zu haben, das Kunden des US-Tech-Management-Anbieters infiziert. Dabei wurden ganze Abrechnungssysteme durch die Verschlüsselung der Hacker blockiert. Etwa ein Dutzend verschiedene Länder sind laut der Cybersicherheitsfirma ESET von dem Angriff betroffen. Zuvor hatte REvil schon den brasilianischen Fleischkonzern JBS lahmgelegt. Das Unternehmen zahlte nach eigenen Angaben ein Lösegeld von elf Millionen Dollar.
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Über die Hacker-Angriffe will US-Präsident Biden laut seiner Sprecherin auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel sprechen. Sie wird am Donnerstag in Washington erwartet. Es ist ihr erster Besuch dort seit der Amtsübernahme Bidens.
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