Anschlag in der Türkei Die Antwort auf den Terror: Weitermachen

Der Terroranschlag mitten in in Istanbuls Stadtzentrum trifft die Türkei in einer schwierigen Lage. Dabei hat das Land Normalität gerade am nötigsten.

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Terroranschlag Istanbul Quelle: REUTERS

Man wusste, dass etwas passieren könnte: Schon am Donnerstag schloss das deutsche Generalkonsulat in Istanbul und die deutsche Schule. Das Gebäude liegt nur wenige Geh-Minuten vom Anschlagsort entfernt - genauso wie meine Wohnung. Man habe ernstzunehmende Hinweise auf einen Anschlag, hieß es.

Eine Stunde nach der Explosion ist die Istiklal abgesperrt. Die 1,5-Kilometer lange Einkaufsstraße führt im Europäischen Teil der Stadt vom Taksim-Platz zum Galata-Turm. Es ist eine der belebtesten und beliebtesten Straßen der Stadt. An einem normalen Tag sind hier auch noch spätnachts tausende von Menschen unterwegs. Jetzt ist sie leer. Ein Hubschrauber kreist über dem tiefen, grauen Himmel, der wie bestellt wirkt für so einen Tag.

Der Anschlag trifft das Land in einer außen- wie innenpolitisch schwierigen Situation. Zwar hat die Türkei mit erstaunlicher Stabilität auf den Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien reagiert und fast drei Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Doch vier Anschläge in nicht einmal drei Monaten gehen an keinem Land spurlos vorbei. Anfang Januar explodierte eine Bombe in Istanbul in der Nähe der Sultanahmed-Moschee.

Unter den Toten waren zwölf deutsche Touristen. Es folgten zwei Anschläge in Ankara mit Dutzenden Toten. Und am Samstag wieder Istanbul: Fünf Tote, 36 Verletzte. Insgesamt hat die Türkei damit in den letzten Monaten fast 200 Menschen an den Terror verloren. Fast könnte man meinen, Istanbul wird zum zweiten Tel Aviv. Das wäre tragisch auch für den Rest Europas. Nichts kann die EU gerade besser brauchen, als eine instabile Türkei.

Die, die Erdogan hassen - und das sind die meisten der säkularen Türken - werden jetzt auch seiner Politik die Schuld am Terrorismus geben. Feinde hat die Türkei inzwischen genug. Nach einer erfolgreichen Aussöhnungsperiode mit der PKK aber eskalierte im vergangenen Jahr der Konflikt im Südosten des Landes. Auf Anschläge folgten Militäraktionen, auf Militäraktionen folgten Anschläge.

Die beiden Attentate in Ankara gingen auf das Konto der "Freiheitsfalken Kurdistans", einer Splittergruppe der PKK. Möglich, dass auch dieses Mal kurdische Terroristen dahinter stecken: Denn an diesem Wochenende findet auch das kurdische Neujahrsfest Newroz statt. Als Täter kommen aber auch Extremisten des Islamischen Staats (IS) in Frage. Dafür sprachen zumindest die Hinweise, die auch zur Schließung der deutschen Einrichtungen geführt hatten.

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