Tatsächlich handelt es sich um eine komplexe Frage. Auf der einen Seite ist die höhere Lebenserwartung ein Zeugnis der Fortschritte bei der Gesundheitsversorgung und Ernährung, und es wird vielfach betont, dass die Älteren nicht als Last betrachtet werden sollten, sondern als wertvolle Ressource. Auf der anderen Seite aber fehlt es in vielen Ländern am sozialen Schutz der Senioren, von finanzieller und medizinischer Versorgung bis hin zu geeigneten Unterkünften.
Afghanistan beispielsweise bietet nur Regierungsbediensteten eine Rente. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt UN-Daten zufolge bei 59 für Männer und 61 für Frauen, während es im Weltdurchschnitt 68 und 72 Jahre sind. Abdul Wasai lebt in Kabul, und mit 75 Jahren muss er praktisch ums Überleben kämpfen. Der ehemalige Koch und Schmied verbringt den größten Teil seiner Tage damit, auf einem Markt Zahnbürsten und Zahnpasta zu verkaufen. Das bringt ihm täglich gerade mal gut vier Euro ein, kaum genug, um seine Frau versorgen. Die Eheleute ernähren sich meistens von Kartoffeln und Curry-Gemüse, Fleisch können sie sich höchstens zweimal im Monat leisten.
Viele Regierung scheuen sich, das Problem in Angriff zu nehmen, weil sie es als äußerst kompliziert betrachten - und Lösungen als teuer und daher schädlich für die Wirtschaft. Aber das ist nicht zwangsläufig so, sagt Silvia Stefanoni, Chefin von HelpAge International. Japan und Deutschland etwa, so sagt sie, gehörten zu den Ländern mit dem höchsten Anteil von älteren Menschen, aber zugleich wiesen sie eine stabile Wirtschaft auf.
Aber das wiederum heißt nicht, dass Wohlstand an sich Schutz für die Alten gewährleistet. So rangieren etwa die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika auf dem Index tiefer als einige ärmere Staaten wie Uruguay und Panama. Dennoch, so heißt es in dem Report, sind reichere Nationen in der Regel besser auf den Schutz und die Versorgung der Älteren vorbereitet als ärmere Länder.
So glänzt etwa Schweden besonders mit seinem sozialen Netz, der Bildung und Gesundheitsfürsorge. Zweiter ist Norwegen, auf der Liste gefolgt von Deutschland, den Niederlanden und Kanada. Die USA landen auf dem achten Rang.