Asean-Gipfeltreffen Politische Gespräche auf der Luxusranch

Südostasien spielt für die Weltwirtschaft eine immer größere Rolle. Das weiß auch Barack Obama und lädt die Asean-Vertreter zu Gesprächen auf den luxuriösen Landsitz Sunnylands. Dort nimmt er sich zwei Tage Zeit für sie.

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Der US-Präsident lädt Delegierte der Asean-Gruppe auf seinen Landsitz in der kalifornischen Wüste ein. Quelle: ap

Rancho Mirage In Sunnylands, einem riesigen Anwesen in der kalifornischen Wüste, waren in den vergangenen Jahrzehnten viele Prominente zu Gast: Frank Sinatra, Bob Hope, Fred Astaire, Bing Crosby, Warren Buffet, Bill Gates und Königin Elizabeth II., um nur einige zu nennen. Nun wird die Liste noch ein wenig länger, denn US-Präsident Barack Obama hat die zehn Staats- und Regierungschefs des Verbandes Südostasiatischer Nationen, kurz Asean genannt, zu einem zweitägigen Gipfeltreffen nach Sunnylands eingeladen.

Es handelt sich nicht um einen offiziellen Gipfel.

Das informelle Treffen in Rancho Mirage, einer Kleinstadt 180 Kilometer südöstlich von Los Angeles, ist die erste Asean-Konferenz ihrer Art auf US-Boden. Nach Angaben des Weißen Hauses und des US-Außenministeriums soll das Treffen unterstreichen, wie wichtig Asien für die internationalen Beziehungen der USA ist.

Thema wird auch der Konflikt im südchinesischen Meer sein. China beansprucht dort eine Inselgruppe und liegt deswegen überkreuz mit Anrainern und auch den USA, die auf die Unversehrtheit internationaler Handelswege pochen. Gleichwohl richtet sich das Treffen in Kalifornien laut Diplomaten ausdrücklich nicht gegen China. Der Verband südostasiatischer Nationen umfasst Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam.

In den vergangenen Jahren flog Obama zu den jährlichen Treffen nach Asien. Im vergangenen Herbst in Malaysia lud er die Führung der zehn Mitgliedstaaten erstmals zu einem Gipfel in die USA ein – Teil seiner Bemühungen, den Fokus der US-Außenpolitik stärker auf die schnell wachsende asiatisch-pazifische Region zu richten.

Bereits bei früheren Gelegenheiten nutzte Obama die abgeschiedene Lage des Anwesens für diplomatische Zwecke. Für Sunnylands spricht aus Sicht des golfbegeisterten Präsidenten auch der dortige Golfplatz, einer der besten des Landes.

Obama schätze die lockere Atmosphäre fernab von Washington für politische Gespräche, sagt Ben Rhodes, stellvertretender nationaler Sicherheitsberater. Staats- und Regierungschefs könnten einander dort in friedlicher Umgebung näher kennenlernen, besser als bei einem einstündigen Treffen im Weißen Haus, erklärt Rhodes.


Einladung nach Sunnylands ist keine Selbstverständlichkeit

Erstmals kam Obama im Juni 2013 in Sunnylands zu einem informellen Gipfel mit Xi Jinping zusammen, dem damals erst seit wenigen Monaten amtierenden chinesischen Staatspräsidenten. Am Treffen ab (dem heutigen) Montag nimmt China nicht teil, denn das Land ist kein Asean-Mitglied.

Im Februar 2014 traf Obama dann König Abdullah II. von Jordanien in Sunnylands, einen wichtigen Verbündeten im Nahen Osten. Auch beim Treffen mit den Staats- und Regierungschefs aus Indonesien, Malaysia, den Philippinen, Singapur, Thailand, Brunei, Vietnam, Laos, Myanmar und Kambodscha werde es wie bei den Gesprächen mit Xi und Abdullah keinen Krawattenzwang geben, sagt Rhodes.

Die Erbauer von Sunnylands, die verstorbenen Philanthropen Walter und Leonore Annenberg, hatten stets gehofft, ihr Wintersitz werde einmal zu einem „Camp David des Westens“. Camp David ist der Landsitz des US-Präsidenten in Maryland an der Ostküste. Annenberg war ein Diplomat, der Könige, Präsidenten und Prominente nach Sunnylands einlud. Er und seine Frau vermachten das Gelände einer Familienstiftung in der Hoffnung, dass es von ranghohen Regierungsvertretern für die internationale Diplomatie genutzt werde, sagt Janice Lyle, Direktorin von Sunnylands Center & Gardens.

Seit Mitte der 1960er Jahre ist Obama der achte US-Präsident, der die rund 80 Hektar große Liegenschaft nutzt. Sie umfasst das Haus mit 2300 Quadratmetern Wohnfläche, elf Seen, den Golfplatz, einen Tennisplatz und einen Swimmingpool sowie viele Spazierwege und eine zur Wüstenumgebung passende Landschaftsgestaltung.

Das Weiße Haus betrachte die Einladung nach Sunnylands als ganz besondere Behandlung seiner Gäste, „wo der Präsident der Vereinigten Staaten Washington verlässt und zwei volle Tage exklusiv diesen führenden Politikern widmet“, sagt Murray Hiebert vom Zentrum für strategische und internationale Studien in Washington.

Allerdings seien viele Asean-Führer noch nie in Washington gewesen und hätten es vorgezogen, ins Weiße Haus eingeladen zu werden, sagt Hiebert. Doch angesichts der Bandbreite ihrer politischen Systeme – von Demokratie bis zur Ein-Parteien-Herrschaft – und der unterschiedlichen Menschenrechtslage in den Mitgliedstaaten sorge Sunnylands für Distanz zwischen ihnen und dem Weißen Haus sowie dem, wofür es steht. Dennoch erhalte der Gipfel damit einen Anstrich des Besonderen und der Exklusivität, so Hiebert.

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