Asien China kolonisiert seine südlichen Nachbarn

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China gibt den Takt in Südostasien an

Vientiane Quelle: REUTERS

Sowohl beim Handel als auch bei den Investitionen ist China mit seinen jährlichen Wachstumsraten von rund zehn Prozent längst die bestimmende Größe in Südostasien. Der Handel zwischen China und den zehn Ländern der Vereinigung südostasiatischer Staaten (Asean) wächst mit jährlichen Raten von rund 30 Prozent. Große Teile des Außenhandels wickeln China und seine Nachbarn in chinesischer Währung ab. Das Freihandelsabkommen Cafta zwischen den Asean-Ländern und dem Reich der Mitte, das 2010 in Kraft trat, hat dem Handel in der Region noch mal einen kräftigen Schub gegeben. Chinas Firmen liefern unter anderem Unterhaltungselektronik, Computer, Kleidung, Autoteile und Maschinen. Die Nachbarn in Südostasien verkaufen China hauptsächlich Rohstoffe. Indonesien etwa, die größte Volkswirtschaft der Asean-Region, liefert unter anderem Gas, Kohle, Palmöl und Kautschuk. Und die Exporte ins Reich der Mitte steigen kräftig. Indonesiens Öl- und Gasausfuhren nach China etwa kletterten 2010 um 15,4 Prozent. „Chinas Aufstieg ist eine Riesenchance für uns“, sagt Nuryati Lagoda, im indonesischen Handelsministerium in Jakarta zuständig für die Exportförderung.

Zehn interessante Fakten über China
Täglicher Griff zur ZigaretteUngesunder Rekord: In jeder Sekunde werden 50.000 Zigaretten in China angezündet. Das berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Zahl der Raucher ist in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Inzwischen zünden sich 66 Prozent der männlichen Chinesen täglich mindestens eine Zigarette an. Bei den Frauen raucht nur jede Zwanzigste täglich. Quelle: rtr
Künstliche TannenbäumeKlar, China ist ein großes Land. Fast jeder fünfte Mensch lebt in dem Riesenreich, China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde. Doch in einigen Statistiken liegt das Land überproportional weit vorne. So ist das Riesenreich nicht nur der größte Textilproduzent, sondern auch weltweit führend in der Herstellung von künstlichen Tannenbäumen. 85 Prozent alle unechten Tannenbäume – so National Geographic – stammen aus China. Texte: Tim Rahmann Quelle: dpa
SchweinereichIn China leben nicht nur die meisten Menschen, sondern auch die meisten Schweine. 446,4 Millionen Eber und Säue lebten 2008 im Reich der Mitte, so die UN. Damit leben dort mehr Schweine als in den 43 nächst größten Ländern, gemessen an der Zahl der Tiere, zusammen. Zum Vergleich: In Deutschland werden aktuell rund 26,7 Millionen Schweine gehalten. Quelle: dpa
Geisterstädte im ganzen LandIn China wurde in den letzten Jahren massiv gebaut – auch in ländlichen Gegenden. Doch die Landflucht ließ vielerorts Geisterstädte entstehen. Mehr als 64 Millionen Wohneinheiten stehen im ganzen Land leer. Auch das größte Einkaufszentrum der Welt, … Quelle: dpa
McDonald’s allein auf weiter Flur… die "New South China Mall", hat reichlich Gewerbeflächen zu vermieten. 1500 Geschäfte finden dort Platz, 70.000 Käufer sollten täglich nach Dongguan pilgern. Doch die Realität sieht anders aus: 99 Prozent der Flächen sind unbenutzt, berichtete die britische Zeitung "Daily Mail". Nur ein paar Restaurants befinden sich in dem Gebäude, unter anderem Mc Donald’s. Quelle: AP
Bauboom geht weiterDennoch bauen die Chinesen fleißig weiter. Die Folge: Kein Land verbaut mehr Zement als China. 53 Prozent der weltweiten Nachfrage stammt aus dem Reich der Mitte, so Michael Pettis, China-Experte und Ökonom der Peking-Universität. Quelle: dpa
Barbie ist zu sexyWenn in China gerade nicht gebaut wird, werden in den zahlreichen Fabriken Güter produziert. Neben Textilien vor allem Spielwaren. Rennautos, Barbie-Puppen und Kuscheltiere: Fast 80 Prozent der deutschen Spielwaren stammen aus China. Vor Ort selbst sind Barbie-Puppen übrigens kein Verkaufsschlager. Für die Chinesen ist die kurvige Blondine zu sexy. Dort verkaufen sich vor allem niedliche Puppen. Quelle: AP

Im Eiltempo voran

Auch als Investor baut die aufstrebende Weltmacht ihre Position in der Region im Eiltempo aus. Chinas größter Bierbrauer Tsingtao will in Thailand demnächst eine Brauerei errichten. Investitionsvolumen: 100 Millionen Dollar. Weitere Fabriken in anderen südostasiatischen Ländern sollen folgen, heißt es bei Tsingtao. In Indonesien investieren Chinas Staatskonzerne in großem Stil in die Gasförderung. „Sie haben Kapital und Technologie“, sagt der Indonesier Oktohari, „genau die Dinge, die uns fehlen.“ Indonesien solle sich über das Engagement aus China freuen, meint der Jungunternehmer.

Wachsende Dominanz

Doch es gibt auch Kritik an Chinas wachsender Dominanz. Eine Reihe indonesischer Unternehmer hatte beispielsweise versucht, Präsident Susilo Bambang Yudhoyono davon zu überzeugen, das Freihandelsabkommen Cafta zunächst auszusetzen. Sie fürchten sich vor einer Flut chinesischer Waren und sehen vor allem die heimischen Textil- und Schuhfabriken bedroht. Indonesiens Handelsbilanz mit China ist seit Jahren negativ. „Dann müssen unsere Unternehmen eben wettbewerbsfähiger werden“, hält Lagoda von der Exportförderung im indonesischen Handelsministerium den Kritikern entgegen. Doch Defizite bei den chinesischen Praktiken sieht auch sie. Die Pekinger Behörden lassen zum Beispiel nur den Import von zwei indonesischen Obstsorten zu, der Rest muss draußen bleiben. Lagoda: „Solche Beschränkungen gehören aufgehoben.“

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