
Berlin Angesichts steigender Zahlen von visafrei in die EU einreisenden Asylbewerbern hat die EU-Kommission den Herkunftsstaaten mit Konsequenzen gedroht. Sollte sich die Entwicklung fortsetzen, könnte die EU die Visafreiheit für einzelne Staaten aussetzen, sagte der EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montag). Betroffen wären Länder des Westbalkans und Lateinamerikas. „Wir haben eine klare Botschaft an die Staaten, deren Bürger visafrei in die EU reisen dürfen: Es liegt in ihrer Verantwortung, dieses Privileg zu schützen.“
Avramopoulos äußerte aber die Hoffnung, dass Konsequenzen für die betreffenden Staaten noch vermieden werden könnten. Die Zahl der Asylbewerber in der EU sei insgesamt auf dem niedrigem Niveau des Jahres 2014 vor der Flüchtlingskrise. Er verwies zugleich darauf, dass die illegalen Ankünfte von Migranten 2019 weiter zurückgehen: In den ersten fünf Monaten sank die Zahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 31 Prozent auf rund 32.400, sagte der EU-Kommissar den Zeitungen.
Nach Zahlen des EU-Asylbüros EASO stammte in den ersten vier Monaten dieses Jahres bereits etwa jeder vierte Asylantrag in der EU von Staatsangehörigen eines Landes, dessen Bürger ohne Visum in die EU-Schengenzone einreisen dürfen, schrieben die Zeitungen. So habe sich die Zahl der visafrei eingereisten Asylbewerber aus Venezuela im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 121 Prozent auf 14.257, die aus Kolumbien um 156 Prozent auf 8097, aus Albanien um 30 Prozent auf 7138 erhöht. Die Anerkennungsquoten von visafrei eingereisten Asylbewerbern sind in den EU-Staaten in der Regel aber minimal.