Atomare Bedrohung Nordkorea wird für Trump zum Härtetest

Nordkoreas Kim Jong-Un provoziert mit Raketentests und droht mit Atomschlägen. Die USA erwägen als Antwort nun eigene Militärschläge. Für Präsident Trump könnte der Konflikt mit einem unliebsamen Deal enden. Eine Analyse.

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Laut Experten könnte Nordkorea bald in der Lage sein, mit seinen Interkontinentalraketen Los Angeles zu treffen. Quelle: dpa

Das Schicksal fast aller amerikanischen Präsidenten war es bislang, dass ihre Entschlossenheit früher oder später von den Gegnern Amerikas getestet wird. Für Donald Trump könnte dieser Härtetest schon sehr bald kommen: Sein Außenminister Rex Tillerson hat gerade dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-Un mit militärischen Maßnahmen gedroht, falls der die USA weiter mit atomaren Langstreckenraketen bedrohen sollte. Die USA loteten „eine Reihe neuer diplomatischer, sicherheitspolitischer und wirtschaftlicher Maßnahmen“ im Umgang mit Pjöngjang aus. Die bisherige Politik der USA und andere Bemühungen um ein atomwaffenfreies Nordkorea seien gescheitert, sagte Tillerson. Militärische Aktionen der USA nannte er eine Option.

Nach Meinung von Experten könnte Nordkorea bald in der Lage sein, mit seinen Interkontinentalraketen Los Angeles zu treffen. Auch Südkorea, Japan und China liegen in Reichweite des Diktators in Pjöngjang. Dass Kim Jong-un keine Skrupel kennt, hat er erst vor kurzem bewiesen, als er seinen Halbbruder mit einem Säureattentat auf dem Flughafen in Malaysia aus dem Weg räumen ließ. Zudem führt Nordkorea regelmäßig Raketentests durch, damit sein Drohpotenzial nicht in Vergessenheit gerät. Der letzte Test kam pünktlich Mitte Februar als Trump mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe in Florida beim Abendessen saß.

Wie soll Trump auf diesen Härtetest reagieren? Im Wahlkampf hat er noch versprochen, er wolle mit Kim Jong-Un reden. Das hat Tillerson jetzt erst mal ausgeschlossen. Die Aufrüstung der Nordkoreaner einfach hinnehmen kann der neue US-Präsident aber auch nicht, wenn amerikanische Städte bedroht sind. Und mit ein paar Bomben lässt sich das Problem vermutlich nicht mehr lösen – zumal die Risiken beträchtlich sind, damit einen Krieg mit Millionen Opfern auf der koreanischen Halbinsel auszulösen. Also doch reden und verhandeln?

Es spricht einiges dafür, dass Trump bei einer Verhandlungslösung zu einem ähnlichen Ergebnis kommen könnte, wie sein Vorgänger Barack Obama mit dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran: die Nordkoreaner müssten ihr Nuklearprogramm einfrieren und im Gegenzug würden die USA die Sanktionen gegen das Land lockern. Trump hat ein solches Geschäft im Falle Irans als den „schlechtesten Deal aller Zeiten“ geschmäht. Angesichts der Alternativen wäre jedoch die Eindämmung der Bedrohung noch das geringste Übel.

Tillerson hat jetzt eine neue Politik gegen Nordkorea angekündigt und wird diese womöglich bereits am Wochenende bei seinem Besuch in Peking mit der chinesischen Führung ausloten. Trump braucht China, um Nordkorea mit friedlichen Mitteln im Zaum zu halten. Da kommt es nicht gut an, wenn er den Chinesen gleichzeitig mit einem Handelskrieg droht. Zudem stellte der US-Präsident Chinas Haltung im Konflikt mit Nordkorea in Frage. „Nordkorea benimmt sich sehr schlecht“, schrieb Trump am Freitag auf Twitter. „Sie haben jahrelang mit den USA gespielt.“ China habe in dem Konflikt wenig getan, um zu helfen.

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