Atomwaffenprogramm Zwischen Washington und Pjöngjang verschärft sich der Ton

In Nordkorea ist US-Außenminister Pompeo fortan unerwünscht. Danach folgen Berichte über Tests einer neuen Lenkwaffe. Das heizt die Spekulationen erneut an.

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Die harte Verhandlungsposition der US-Regierung verärgert den Diktator. Quelle: AP

Seoul Nordkorea will nicht länger mit US-Außenminister Mike Pompeo über sein umstrittenes Atomwaffenprogramm verhandeln. Das Außenministerium in Pjöngjang warf Pompeo am Donnerstag vor, die Gespräche zu behindern und die Würde von Machthaber Kim Jong Un verletzt zu haben.

Die ungewöhnlich offene Kritik an Pompeo folgte auf Berichte der Staatsmedien, wonach Kim dem Test einer neuartigen taktischen Lenkwaffe beigewohnt habe. Der Kreml teilte indes in Moskau mit, der Präsident Wladimir Putin wolle sich noch in diesem Monat mit Kim in Russland treffen.

Sowohl der Test als auch die Kritik an Pompeo werden auch als Versuch gesehen, den Druck auf die USA zu erhöhen. Zuletzt hatte Kim seinen Unmut wegen der unnachgiebigen Position der US-Regierung bei den Sanktionen gegen Nordkorea geäußert. Ein zweites Gipfeltreffen zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump war Ende Februar in Vietnam gescheitert. Beide konnten sich nicht auf zentrale Fragen der atomaren Abrüstung Nordkoreas einigen. Die kommunistische Führung Pjöngjang verlangte die Aufhebung eines Großteils der Sanktionen – ebenfalls erfolglos.

Details zur Waffenart bei dem Test am Mittwoch nannte Nordkorea nicht. Kim würdigte die Entwicklung der Waffe den Berichten zufolge jedoch als Stärkung der „Kampfkraft der Volksarmee“. Die Waffe habe einen „mächtigen Sprengkopf“ transportiert.

Es gab aber keine Hinweise auf den Test einer ballistischen Rakete, der Nordkorea ebenso wie Atomwaffenversuche verboten ist. „Der Test oder der Start, wie immer Sie das beschreiben, war keine ballistische Rakete“, sagte der amtierende US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan vor Journalisten im Pentagon. In Südkorea wurde spekuliert, bei dem jüngsten Waffentest könnte eventuell ein Marschflugkörper oder eine Abwehrrakete kurzer Reichweite getestet worden sein.

Der Militärtechnik-Experte Karl Dewey vom Informationsdienst IHS Jane's schrieb: „Dass Nordkorea die taktische Natur der Waffe betont, lässt erahnen, dass sich der Test vorrangig an das einheimische Publikum richtet, und eher nicht auf eine Änderung der strategischen Annäherung in den Gesprächen mit den USA hindeutet.“

Ballistische Raketen sind in der Regel Boden-Boden-Raketen, die einen konventionellen, chemischen, biologischen oder atomaren Sprengkopf befördern können. Neue Tests mit solchen Raketen durch Nordkorea würden als offene Herausforderung Kims an Trump gewertet werden.

Pompeo soll „ersetzt“ werden

Pompeo traf im vergangenen Jahr im Auftrag Trumps mehrfach hochrangige Vertreter Nordkoreas in den USA oder in Pjöngjang, darunter auch Kim Jong Un, um Fortschritte in den Atomgesprächen zu erzielen. Jetzt äußerte Nordkorea Unmut über Art der Verhandlung des Ministers.

Für den Fall einer Wiederaufnahme des Dialogs sei es wünschenswert, Pompeo durch jemanden zu ersetzen, der „vorsichtiger und reifer ist, mit uns zu kommunizieren“, zitierten staatliche Medien den Leiter des Amerika-Büros im nordkoreanischen Außenministerium, Kwon Jong Gun.

Auf Einladung Putins wird Kim nach Kremlangaben in der zweiten Aprilhälfte in Russland erwartet. Es gab weder Angaben zum Ort noch zum Zeitpunkt des Treffens. Moskau setzt sich für eine Lockerung der Sanktionen gegen Nordkorea im Gegenzug für ein Entgegenkommen Pjöngjangs beim Atomprogramm ein.

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