Attentat von Orlando Täter hatte keinen Kontakt zu Terrorgruppen

Omar M. hatte sich während des Massakers in einem US-Nachtclub als islamischer Soldat bezeichnet. Er forderte ein Ende der Bombardements in Syrien und dem Irak. Doch Kontakt zu Terrorgruppen soll er nicht gehabt haben.

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Der Angreifer der in einem Nachtklub in Orlando 49 Menschen tötete, soll keinen Kontakt zu islamistischen Terrorgruppen gehabt haben. Quelle: AFP

Orlando Der mutmaßliche Attentäter von Orlando ist nach Angaben der US-Bundespolizei FBI nicht von einer ausländischen Terrorgruppe gelenkt worden. Omar M. habe sich in den USA alleine radikalisiert, teilte das FBI am Montag mit. Es veröffentlichte Auszüge aus Manuskripten der Gespräche, die M. während des Massakers in einem Schwulenclub der Stadt im US-Staat Florida vor einer Woche mit Mitarbeitern des Notrufes 911 und der Polizei geführt hatte. Danach bezeichnete er sich als islamischer Soldat.

M. hatte in den frühen Morgenstunden des 12. Juni mutmaßlich 49 Menschen in dem Nachtclub erschossen, bevor er selbst bei dem Polizeieinsatz getötet wurde. Es gebe keine Anzeichen, dass er von einer ausländischen Terrorgruppe angeleitet worden sei, sagte der FBI-Beamte Ronald Hopper.

Während der etwa drei Stunden, die das Massaker im Schwulen- und Lebensclub „Pulse“ andauerte, telefonierte der mutmaßliche Täter mit Mitarbeitern des 911-Notrufes und dreimal mit einem Krisenstabmitarbeiter der Polizei, wie das FBI bekannt gab. Zu diesem habe M. gesagt, die Bombenangriffe im Irak und Syrien müssten aufhören. „Ich bin in Orlando und ich habe geschossen“, erklärte er demzufolge. Auch stellte er auf Facebook Posts vor und während der Schießereien online.

Das FBI gab mittlerweile die Leiche des 29-jährigen mutmaßlichen Attentäters frei. Allerdings wurde nicht klar, wer sie angefragt hatte oder abholen würde.

Die Nachrichtenagentur AP und andere Medien forderten unterdessen die Herausgabe der Abschriften von hunderten Anrufen von Betroffenen oder Zeugen, die während des Massakers beim 911er Notruf oder anderweitig eingingen. Dieses Material gibt für gewöhnlich einen Einblick, wie die Behörden auf eine Situation reagieren. Doch die Stadtverwaltung von Orlando lehnte dies mit dem Hinweis auf Verschwiegenheitspflicht unter dem Gesetz von Florida und auf die andauernden Ermittlungen ab.

FBI-Agent Hopper sagte, seine Behörde werde „keine gewalttätige Rhetorik verbreiten“ und nicht die vollständigen Abschriften der Telefongespräche veröffentlichen. Seinen Worten zufolge hatte M. in einem seiner Anrufe an 911 sein Vorgehen einem Telefonisten in einer „kalten, ruhigen und entschlossenen Art“ geschildert. Er habe sich als islamischer Soldat bezeichnet und einer Gruppe Treue geschworen, die US-Bürger umbringen wolle. Dennoch sah das FBI keine Verbindung zwischen ihm und ausländischen Gruppen wie der Terrormiliz Islamischer Staat.

US-Justizministerin Loretta Lynch will am Dienstag nach Orlando reisen, um mit Ermittlern zusammenzutreffen. Schlüsselfrage sei, warum M. einen Schwulenclub angegriffen habe, sagte sie. Seine Opfer waren vorwiegend schwul und hatten hispanische Wurzeln, da im „Pulse“ eine Latino-Nacht gefeiert wurde. Vier Verletzte befanden sich noch in kritischem Zustand.

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