Aus der weiten Welt

Südkorea behütet seine Wirtschaft

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Bis 2024 weitere 14 Atomkraftwerke

Der Kernreaktor Gori in Busan, 450 km südöstlich von Seoul. Quelle: REUTERS

Korea hat eines der modernsten Kommunikationssysteme in der Welt aufgebaut und mit Samsung, Hyundai und LG gleich drei global erfolgreiche Weltkonzerne hervorgebracht, die ihre Wettbewerber auf den internationalen Märkten das Fürchten lehren. Mit einem Handelsvolumen von 26 Milliarden US-Dollar hat sich Südkorea zu Deutschlands drittgrößtem Handelspartner in Asien aufgeschwungen, noch vor Indien. Korea exportiert heute mehr als Italien oder England und fast so viel wie Frankreich, unser wichtigster Handelspartner. 70 Prozent ihres wirtschaftlichen Wachstums generieren die Koreaner durch den Export.

Aufgeschlossen gegenüber Forschung und Technologie

Korea stand über Jahrtausende hinweg im Schatten seiner großen Nachbarn, zuerst von China, dann war es japanische Kolonie. Anfang der 50er Jahre wirtschaftlich auf etwa dem Entwicklungsniveau wie Ägypten oder Ghana, hat das Land seine ganze Kraft auf das wirtschaftliche Aufholen konzentriert. Heute ist Korea bei einer Bevölkerung von 50 Millionen die dreizehntgrößte Wirtschaftsnation weltweit, die viertgrößte in Asien und selbstbewusstes Mitglied der G20. Eingekeilt zwischen den Riesen China und Japan, in seiner Sicherheit ständig bedroht durch das aggressive Regime im Norden, behauptet sich Südkorea durch einen unbedingten Willen zur Modernisierung.

Die Südkoreaner erzielen inzwischen ein durchschnittliches Einkommen, das schon halb so hoch ist wie das deutsche, aber viel schneller wächst. Wenn wir in Seoul mit der sauberen und modernen U-Bahn fahren, frage ich mich unwillkürlich, was für ein Bild von Deutschland sich umgekehrt ein Südkoreaner macht, der sich in Berlin in die schmutzige, rumpelnde U- oder S-Bahn verirrt?

Es ist diese Aufgeschlossenheit für Forschung und moderne Technologien, die bei der Weltausstellung im Sommer dieses Jahres wieder zu sehen sein wird, die einem Respekt abverlangt, einen gelegentlich aber auch erschaudern lässt. Etwa wenn Südkoreaner die Atomkatastrophe im nur wenige hundert Kilometer entfernten Fukushima eher als Gelegenheit begreifen, nun einen Wettbewerbsvorteil für den Export ihrer AKWs realisieren zu können, nicht aber als Anlass, ihr eigenes Atomprogramms zu hinterfragen. So wollen sie in ihrem kleinen Land bis 2024 weitere 14 Kernreaktoren im Land aufstellen - zusätzlich zu den 21, die sie jetzt schon haben.

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