Aus der weiten Welt

„Platzt die China-Blase?“

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Chinas Risiko einer Immobilienblase

Fabers düstere Prognose für China
Marc Faber Quelle: Andreas Chudowski für WirtschaftsWoche
Rio de Janeiro Quelle: dapd
Kupfermine in Chile Quelle: IVAN ALVARADO
Taipeh 101 Quelle: dpa/dpaweb
Casino in Macau Quelle: REUTERS
Louis Vuitton in Shanghai Quelle: AP
Transformator Quelle: REUTERS

Den Beleg dafür sieht Focus speziell im überhitzten chinesischen Immobilienmarkt, der Immobilienblase, und generell in „Investitionsraten, die im Vergleich zum Konsum viel zu hoch sind.“ Dabei beschreibt Focus viele Fakten durchaus richtig. Etwa die für 300.000 Menschen geschaffene Geisterstadt Ordos in der Inneren Mongolei, in der bislang nur wenige Tausend Menschen leben. Der Hedgefonds-Spekulant Jim Chanos nannte laut Economist schon im Januar 2010 Ordos als Beleg für Chinas ungesundes Wachstum.

Doch führt es in die Irre, wenn man Fehlinvestition mit Überinvestition gleichsetzt. Ähnlich ist es auch mit einigen Indikatoren  und Statistiken, die Focus als Beleg für den prophezeiten bevorstehenden „Knall“ anführt.

Chinas Bauwut

So den Indikator „Zementverbrauch pro Kopf“, den Focus eine Art „Überhitzungs-Index für die Bauwut“ nennt. Danach sieht es in der Tat dramatisch aus, verbraucht China inzwischen doch mehr Zement pro Einwohner als Spanien und mehr als dreimal so viel wie die USA, neben Irland die beiden Länder, die mit ihren Immobilien die Finanzkrise im Westen ausgelöst und am Kochen halten.  

Doch ist der Zementverbrauch pro Kopf wirklich und länderübergreifend ein Indikator für eine Immobilienblase? Das mag für Spanien zutreffen, wo 77,4 Prozent der Menschen in Städten wohnen und über 80 Prozent der Bevölkerung schon eine eigene Immobilie besaßen. In China aber, wo erst die Hälfte der Bevölkerung in Städten lebt und in den nächsten Jahrzehnten mit dem Zuzug von 400 Millionen Menschen in die Städte gerechnet wird, besteht ein viel größerer Bedarf an Wohnungen und Infrastruktur.     

Deshalb auch halte ich die Tatsache, dass der chinesische Bausektor mit einem Anteil von 15 Prozent am BIP spanische Ausmaße erreicht hat, für weniger bedrohlich als Focus. Geisterstädte gibt es sicherlich, aber die von Focus angeführte Zahl von „bis zu 64 Millionen leer stehender Wohnungen“ halte ich für eine Ente. Durch die internationale Presse geisterte schon vor zwei Jahren die Zahl von 64,5 Millionen Apartments, in denen, so hatte es angeblich die chinesische Akademie für Sozialwissenschaften herausgefunden, kein Strom verbraucht würde und die deshalb leer stehen müssten. Doch eine solche Untersuchung gab es nicht. Die Financial Times schätzt den Bestand leerstehender Immobilien in China mit 13 Millionen Einheiten denn auch weitaus niedriger. Und da der Neubau aktuell weitgehend zum Erliegen gekommen ist, der Bedarf an Wohnungen aber nach wie vor steigt, ist es nur eine Frage der Zeit, wann der Markt bereinigt ist.

Der Unterschied zur Immobilienblase der USA

Doch nicht nur deshalb ist es falsch, die überhitzten Immobilienmärkte der USA, Spaniens oder Irlands und die Gefahren daraus mit dem chinesischen Wohnungsmarkt gleichzusetzen.

Der wesentliche Unterschied: In den USA wurden aus politischen Gründen Immobilien zu 100 Prozent oder mehr auf Hypotheken auch an Leute verkauft, die es sich nicht leisten konnten. Das ging solange gut, wie die Preise stiegen. Als die Preise zu fallen begannen, die Leute die Zinsen nicht mehr zahlen konnten und die Immobilien weniger wert waren als beim Kauf, brach der Schuldenturm wie ein morscher Baum in sich zusammen. Da diese Kredite zudem verbrieft und als sogenannte Asset Backed Securities (ASB) international vermarktet worden waren, erkrankte die gesamte westliche Wirtschaft an der US-Immobilienkrise.

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