Aus der weiten Welt

Der wahre Wohlstand der Nationen

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Die Wachstumstreiber

Produktion in Deutschland Quelle: dapd

Deutschland bei Produktionskapital pro Kopf auf Platz fünf

(in Tausend Dollar)

1

Japan

118

2

Norwegen

90

3

USA

73

4

Australien

67

5

Deutschland

59

6

Frankreich

51

Bei den entwickelten Ländern treibt vor allem das Humankapital das Wohlstandswachstum. Deutschlands Humankapital hat zwischen 1990 und 2008 um mehr als 50 Prozent zugenommen. Bei Ländern mit mittlerem Einkommen wie China und Indien sorgt in erster Linie das physische Kapital für Wohlstandsgewinn. In China hat die Produktionsbasis in den untersuchten 18 Jahren um 540 Prozent zugelegt.

Die Performance im Bereich Humankapital und physisches Kapital ist deshalb von Bedeutung, weil die natürlichen Ressourcen endlich sind und nur teilweise durch erneuerbare ersetzt werden können. So ist in allen Ländern mit Ausnahme von Japan die Ausstattung mit Naturkapital geschrumpft.

Das gilt auch für Russland. Hier ist der Wohlstandsrückgang jedoch in erster Linie auf den Erosion der Produktionsbasis um fast 40 Prozent zurückzuführen. Für die Ölländer Venezuela, Saudi Arabien sind die natürlichen Ressourcen wie Erdöl noch immer die hauptsächliche Komponente des Wohlstands. Für Saudi Arabien beispielsweise machen Öl und Gas noch mehr als die Hälfte des gesamten Wohlstands aus, obwohl sein Ölschatz in den vergangenen 18 Jahren um 37 Milliarden Dollar schrumpfte. Dafür jedoch hat sein Humankapital um fast ein Billion Dollar zugenommen.

Deutschlands Wohlstandsgewinn wird im Wesentlichen von Humankapital getragen, das in dem betrachteten Zeitraum um etwa 50 Prozent (Physisches Kapital: plus 44 Prozent) zunahm. Der Zuwachs war für USA mit 8 Prozent, Japan 12 und Großbritannien 14 Prozent erheblich geringer. Allerdings hatten diese Länder schon 1990 ein hohes Niveau erreicht. Deutschland liegt im Ranking des Humankapitals pro Kopf trotz der höheren Dynamik erst auf Platz sechs. Japan kommt auf ein fast doppelt so hohes Humankapital pro Kopf wie Deutschland.

Die Messkonzepte für den Wohlstand der Nationen

Nach dem Zweiten Weltkrieg war es üblich geworden, die wirtschaftliche Leistung eines Landes mittels des erwirtschafteten BIP zu messen. Dies sollte der Politik ein Instrument in die Hand geben, um das Niveau der wirtschaftlichen Aktivität und das Wachstum der jeweiligen Sektoren der Wirtschaft zu erkennen. Aus Mangel an anderen Daten wurde das BIP/Kopf zu einem Maß für den Wohlstand der Nationen.

Das BIP greift jedoch zu kurz. Zum einen ist es eine Strömungsgröße, es misst das Einkommen pro Jahr, vergleichbar mit der Gewinn- und Verlustrechnung eines Unternehmens. Es ist keine Bilanzgröße und sagt somit nichts aus über das Volksvermögen. Außerdem ist es heute unstrittig, dass wirtschaftliches Wachstum nicht automatisch zu einer Verbesserung der Lebenslage der Bevölkerung führt, weil es wichtige Faktoren wie Umweltverbrauch und externe Kosten nicht berücksichtigt.

Der häufig auch herangezogene Human Development Index (HDI), der zusätzliche Kennziffern wie Lebenserwartung und Bildung berücksichtigt, greift ebenfalls zu kurz, weil er die natürlichen Ressourcen nicht einbezieht.

Ob sich die neue Kennziffer des umfassenden Volksvermögens (Inclusive Wealth Index, IWI) international durchsetzt, ist jedoch nicht sicher. Aufgrund der Schwierigkeit, an manche Daten zu kommen, und des zeitlichen Verzugs bei der Erhebung wird sie vermutlich nur für langfristige Betrachtungen verwendet werden.

In dieser Hinsicht vor allem ist sie auch der aktuell vorherrschenden BIP-Betrachtung überlegen, weil sie den Aspekt der Nachhaltigkeit berücksichtigt. Die UN-Wissenschaftler jedenfalls werden hierzu weitere Studien vorlegen.

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