Aus der weiten Welt

Brasilien: Das Ende der Wachstumsstory?

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Protektionismus lähmt Innovationen

Dilma Roussef Quelle: REUTERS

Kein Wunder, dass die Produktivität im Lande zu langsam zunimmt, so dass mit Ausnahme einiger weniger Großkonzerne die meisten Unternehmen international nicht wettbewerbsfähig sind. Die Regierung unternimmt denn auch keine Anstalten, die eigenen Unternehmen dem scharfen Wind des internationalen Wettbewerbs auszusetzen, sondern schützt die Binnenwirtschaft durch hohe Zölle auf fast alle Importprodukte.

Brasilien ist trotz seiner immensen Rohstoffexporte eines der am meisten protektionistischen Länder der Welt. Im Global Enabling Trade Report, der eine Rangliste über die Offenheit der nationalen Märkte erstellt, liegt Brasilien bei der Höhe der Zölle auf Rang 114 von 132 untersuchten Ländern.

Präsidentin Dilma Roussef glaubt, dass sich das Land aufgrund seines gewaltigen Binnenmarktes diesen Kurs leisten könne. Sie hat die Einfuhrzölle auf Neuwagen Anfang des Jahres um 30 Prozentpunkte erhöht und die Steuer auf Neuwagen aus brasilianischer Fertigung gesenkt. Damit will sie die Autohersteller zu Investitionen in Brasilien zwingen. Doch freuen sich darüber vor allem die vor Ort präsenten Konzerne VW, Fiat, GM und Ford, die den Markt unter sich aufgeteilt haben.

Die Lektion aus Brasiliens Wachstumseinbruch lautet: Wenn das Land sich weiterhin vom internationalen Wettbewerb abschottet, wenn es nicht mehr in Bildung und Infrastruktur investiert, wird es kein Innovationsklima schaffen und die Industrie international weiter hinterherhinken. Die Folge wird sein, dass die Abhängigkeit Brasiliens vom Export seiner natürlichen Ressourcen zementiert und es weiter Spielball der volatilen Preisausschläge auf den internationalen Rohstoffmärkten sein wird.

Die Regierung in Brasilia steht vor gewaltigen Reformen, will Brasilien weiterhin eine führende Position unter den großen Schwellenländern beanspruchen, die in den nächsten Jahrzehnten die globale Wirtschaft bestimmen werden.

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