Aus der weiten Welt

Mehr Mist, weniger Bric?

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Russlands Fassade

Eine Mine in Brasilien Quelle: REUTERS

Ähnlich gilt das auch für Russland, dessen parlamentarische Fassade den autoritären Kern kaum verhüllen kann. Rechtsstaat ist hier ein Witz. Die rohstoffreiche Wirtschaft liegt weitgehend in den Händen einer mafiaösen, mit Minidiktator Wladimir Putin verwobenen Oligarchie. Die Bevölkerung partizipiert nur teilweise an den Erträgen der Rohstoffexporte. Auf Dauer wird sich die Mittelschicht dies nicht bieten lassen.

… und politische Instabilität

Anders gelagert sind die politischen Risiken in Indien und Korea. Indien feiert sich selbst gern als größte Demokratie der Welt, und in der Tat funktionieren die Regierungswechsel. Doch zeigt sich die nur um sich selbst besorgte politische Elite unfähig, Korruption und Armut zu beseitigen – trotz eines chronisch hochdefizitären Haushalts. Das führt zu ständigen Unruhen, Aufständische haben inzwischen ganze Landstriche dem Gewaltmonopol des Staates entzogen.

Südkorea hat dagegen seit dem Ende der Militärdiktatur große Fortschritte erzielt beim Aufbau von Demokratie und Wirtschaft. Über allem jedoch hängt das völlig unberechenbare Nordkorea wie ein zitterndes Damoklesschwert. Und selbst wenn es zu einer friedlichen Wiedervereinigung kommen sollte wie in Deutschland, dürfte nicht ohne Turbulenzen von statten gehen. Nordkoreas Bevölkerungszahl ist etwa halb so groß wie die des Südens, in Deutschland war das Verhältnis bloß eins zu vier, und trotzdem musste und muss Deutschland enorme Anstrengungen unternehmen, um die Lasten zu tragen.

Risiko Rohstoff-Abhängigkeit…

Das hohe Wachstum und das Aufkommen einer kaufkräftigen Mittelschicht im vergangenen Jahrzehnt beruhten im Fall von Brasilien, Russland und Indonesien vor allem auf dem Rohstoffboom, der durch die lockere Geldpolitik der US-Notenbank und der unersättlichen Nachfrage von China und Indien angetrieben wurde.

Die hohe Exportabhängigkeit vom Rohstoffsektor (Russland 80 Prozent, Brasilien über 60 Prozent) ist jedoch bei fallenden Rohstoffpreisen fatal. Genau das könnte im nächsten Jahrzehnt Realität werden, denn mit der lockeren Geld- und Schuldenpolitik des Westens kann es so nicht mehr lange weitergehen, und die Wachstumsraten flachen weltweit ab.

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