Außenhandel Chinas Exporte ziehen weiter an – Doch Sorgen um „Entkopplung“

Chinas gesamte Warenimporte und -exporte stiegen im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent an. Quelle: dpa

Trotz der Coronakrise konnte China im abgelaufenen Jahr ein deutliches Plus im Außenhandel verzeichnen. Europäische Firmen wollen von der wirtschaftlichen Erholung in China profitieren – warnen aber vor neuen Gefahren.

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Chinas Wirtschaft zeigt Stärke. Als Zeichen für die anhaltende Erholung nach der überwundenen Coronakrise hat sich der Außenhandel der Volksrepublik im Dezember erneut deutlich positiv entwickelt. Wie die Pekinger Zollbehörde am Donnerstag mitteilte, legten die Exporte im Dezember im Vorjahresvergleich um 18,1 Prozent zu. Die Importe stiegen um 6,5 Prozent.

Auch auf Jahressicht sieht Chinas Außenhandel robust aus: Trotz der schwierigen Bedingungen im Corona-Jahr legten die Ausfuhren im Gesamtjahr 2020 um 3,6 Prozent zu. Die Einfuhren gingen nur leicht um 1,1 Prozent zurück.

Da das bevölkerungsreichste Land der Erde das Coronavirus seit dem Sommer weitestgehend im Griff hat und nur vereinzelt Infektionen zählt, haben sich die wirtschaftlichen Aktivitäten wieder normalisiert.

Während der Rest der Welt eine Rezession erlebt, dürfte China aus Sicht von Analysten als einzige große Volkswirtschaft im abgelaufenen Jahr ein Wachstum verzeichnet haben. Der Internationale Währungsfonds (IFW) hatte in China zuletzt mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,9 Prozent für 2020 gerechnet. In diesem Jahr soll das Wachstum laut der Prognose sogar bei 7,9 Prozent liegen. Am Montag gibt Chinas seine Wachstumszahlen bekannt.

Von der Erholung der chinesischen Wirtschaft profitieren zwar auch europäische Firmen, die in der Volksrepublik Geschäfte machen. Allerdings treibt sie auch eine große Sorge um. Sie warnen vor neuen Risiken. So wird befürchtet, dass China und die anderen großen Volkswirtschaften in Zukunft weiter auseinanderdriften, was zu Störungen der globalen Handelsströme führe. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag vorgestellte Analyse der EU-Handelskammer in Peking und des China Institut Merics in Berlin.

Die Experten warnen, dass die Spannungen zwischen China und den USA sich auch unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden fortsetzen dürften. China setze angesichts wachsender Vorbehalte im Westen zunehmend darauf, die eigene Wirtschaft unabhängiger zu machen.

Eine Biden-Regierung werde wahrscheinlich „weniger scharf“ agieren. Der überparteiliche Konsens in Washington, China als strategischen Konkurrenten zu betrachten, bedeute jedoch, dass die Globalisierung wohl nicht einfach zur Normalität zurückkehre.

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Entkopplungstendenzen seien längst nicht nur bei Lieferketten im Handel zu erkennen. Auch bei Daten, im Digitalbereich oder bei Industriestandards gehe China einen eignen Weg. Dass Peking seine Unabhängigkeits-Bestrebungen „radikaler“ vorantreibe, bekämen auch europäische Unternehmen in China zu spüren. Die Auswirkungen der Entkopplung seien für europäische Unternehmen sowohl „kompliziert als auch belastend“, insbesondere weil sie derzeit versuchten, vom Wachstum in China nach der Corona-Pandemie zu profitieren.

China und die EU hatten sich Ende Dezember nach sieben Jahren Verhandlungen grundsätzlich auf ein Investitionsabkommen geeinigt. Das Abkommen soll den Marktzugang für europäische Unternehmen in China verbessern, für faire Wettbewerbsbedingungen sorgen und neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen.

Mehr zum Thema: Die EU und China feiern ihr Investitionsabkommen als Meilenstein. Doch der genaue Wortlaut ist unter Verschluss.

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