Autobombe in Ankara Erdogan verspricht hartes Vorgehen gegen Terror

Der Terror kehrt nach Ankara zurück: Eine Autobombe reißt abermals Dutzende Menschen in den Tod. Der türkische Regierungschef Erdogan kündigt an, den Terrorismus in die Knie zu zwingen.

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Bei dem Anschlag in der türkischen Hauptstadt kamen mindestens 34 Menschen ums Leben. Quelle: AP

Ankara Nach dem schweren Autobombenanschlag von Ankara hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ein entschlossenes Vorgehen gegen den Terror angekündigt. Er werde den „Terrorismus in die Knie zwingen“, erklärte Erdogan am Sonntagabend. Die Türkei werde ihr Recht auf Selbstverteidigung wahrnehmen, um künftige Attacken zu verhindern. Die Weltgemeinschaft verurteilte die Bluttat scharf. Es war bereits der dritte schwere Anschlag in der türkischen Hauptstadt binnen fünf Monaten.

Die jüngste Attacke ereignete sich am Sonntag nahe Bushaltestellen am Boulevard Atatürk beim Kizilay-Platz im Herzen Ankaras. Mindestens 34 Menschen kamen nach Regierungsangaben um, 125 wurden verletzt. Bei zwei der Toten soll es sich um die Angreifer handeln, einer von ihnen soll eine Frau gewesen sein. Nach „ersten Indizien“ vermute man ein Selbstmordattentat kurdischer Extremisten, verlautete aus Regierungskreisen.

In der Umgebung des Tatorts liegen Regierungsgebäude und Ministerien. Der Sender NTV meldete, ein offenbar mit Sprengstoff beladenes Auto sei in der Nähe eines Busses in die Luft geflogen. Mehrere Fahrzeuge fingen Feuer.

Krankenwagen und Polizei rasten zum Ort der Explosion. 30 Menschen starben direkt am Tatort, vier weitere später im Krankenhaus, wie Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu sagte. Von den Verletzten seien 19 in ernstem Zustand.

Die Polizei riegelte den Platz ab und warnte vor einer möglichen zweiten Bombe. Kriminalisten untersuchten den Tatort. Wie bei früheren Anschlägen verboten die Behörden den Medien, drastische Bilder vom Tatort zu verbreiten.

Der 28-jährige Dogan Asik berichtete, er sei in einem Bus gewesen, als sich die Explosion ereignete. „Da waren etwa 40 Leute“, sagte Asik, der Verletzungen am Gesicht und am Arm davontrug. Der Bus „wurde langsamer. Ein Auto fuhr an uns vorbei, und „bumm“ flog es in die Luft“. In Läden am Kizilay-Platz zersplitterten Schaufenster.


Erdogan ruft zur Einheit auf

Präsident Erdogan rief seine Landsleute zur Einheit auf. Das Volk solle sich keine Sorgen machen. Der Kampf gegen Terrorismus werde gewiss im Erfolg münden, versprach er.

US-Außenamtssprecher John Kirby stärkte der Regierung in Ankara den Rücken. Washington stehe zur „starken Partnerschaft mit unserem Nato-Verbündeten Türkei im Kampf gegen die gemeinsame Bedrohung des Terrorismus“. Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der russische Präsident Wladimir Putin und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilten die Bluttat.

Den neuerlichen Anschlag verurteilte auch die prokurdische Demokratische Volkspartei. Man teile den großen Schmerz anderer Bürger, hieß es in einer Stellungnahme. Diese Erklärung wurde besonders beachtet, weil die Partei bisweilen als politischer Arm der PKK beschuldigt wird.

Erst vor drei Wochen hatte ein Attentat auf einen Militärkonvoi in Ankara 29 Menschen getötet. Dazu bekannten sich damals die Freiheitsfalken Kurdistans TAK, eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, gegen die die türkische Regierung im Südosten des Landes militärisch vorgeht. Die Regierung machte damals syrische Kurden verantwortlich.

Im Oktober hatten bei einem Anschlag auf eine kurdische Friedensdemonstration in der türkischen Hauptstadt 102 Menschen ihr Leben verloren. Damals fiel der Verdacht ebenfalls auf kurdische Extremisten oder Angehörige der IS-Terrormiliz. Diese soll nach Darstellung der Türkei auch hinter einem Selbstmordattentat vor der Blauen Moschee in Istanbul im Januar stehen, bei dem elf Deutsche starben.

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