Schon zu Beginn seiner Amtszeit hat Chinas Präsident Xi Jinping der Korruption den Kampf angesagt: Sie gefährde den Fortbestand der Kommunistischen Partei China, und deshalb müsse gegen Verstöße auf allen Hierarchieebenen vorgegangen werden. Allein zwischen Januar und November 2013 wurden 36.907 Personen verurteilt. Xi Jinping hat damit in seiner Amtszeit die bisher größte Anti-Korruptionskampagne gestartet.
Der wohl bekannteste Fall ist der des ehemaligen Politikstars und Parteichef der 28-Millionen-Einwohner-Stadt Chongqing Bo Xilai, der mittlerweile eine lebenslange Haftstrafe verbüßt – und eigentlich auch die Korruption bekämpfen wollte. Schließlich wurde auch er wegen „Bestechlichkeit, Unterschlagung und Machtmissbrauch“ angeklagt. Er habe Bestechungsgelder in Höhe von umgerechnet 2,4 Millionen Euro angenommen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua damals. Ausländische Beobachter gehen allerdings davon aus, dass Bo Xilai dem jetzigen Präsidenten politisch zu gefährlich geworden war und deshalb ein Grund gesucht wurde, ihn aus dem Weg zu schaffen.
So benehmen Sie sich in China richtig
Der Händedruck sollte nicht zu kräftig, sondern locker bis weich sein. Nicht die Dame wird zuerst begrüßt, sondern der Ranghöchste.
Wenn Sie Leute vorstellen: Niemals mit dem Zeigefinger auf jemanden zeigen – das gilt als extrem unhöflich! Besser ist es, die ganze Handfläche zu benutzen.
Reis wird immer zuletzt gereicht. Zum Essen wird die Schale dicht an den Mund geführt, der Reis mit Stäbchen geschaufelt. Nie mit den Essstäbchen gegen die Schale tippen – dies wird mit dem in Ostasien traditionellen Zeichen der Bettler assoziiert. Absolut tabu ist es auch, die Stäbchen in den Reis zu stecken. Dies findet nur bei Trauerzeremonien statt.
Nudeln werden ebenfalls mit Stäbchen zum Mund geführt und schlürfend eingesaugt. Schlürfgeräusche sind durchaus erwünscht, als Zeichen dafür, dass es einem schmeckt.
Chinesen werden bei einer Einladung aus Höflichkeit zurückhaltend essen. Sie wollen wiederholt zum Essen aufgefordert werden.
Meist werden Schnaps, Bier oder Wein zum Essen gereicht und die Gläser randvoll gegossen. Das Personal schenkt immer neu nach – ansonsten der Mann der Frau und der Ranghöhere dem Rangniederen.
Bei der Aufforderung „Ganbei“ („Das Glas trocknen“) trinken alle ihr Glas in einem Zug aus. Dazu erhebt sich die Runde.
Gastgeschenke werden erwartet. Diese sollten generell qualitativ hochwertig sein und dürfen auch einen Bezug zum Herkunftsland haben, etwa hochwertige Bildbände, Bierkrüge, Porzellanteller. Auch lokale Alkoholspezialitäten sind gerne gesehen, zudem Obstkörbe (beliebt sind etwa Orangen und Äpfel, die für Glück und Sicherheit stehen)
Es gibt allerdings auch einige Dinge, auf die als Geschenk unbedingt verzichtet werden sollte. Dazu gehören etwa Uhren (symbolisieren die ablaufende Lebenszeit), Taschentücher (Symbol für einen endgültigen Abschied), Schnittblumen (typisches Mitbringsel zur Beerdigung, insbesondere, wenn weiße Blüten eingebunden sind) oder Regenschirme (das chinesische Wort für „Regenschirm“ (伞 sǎn) klingt wie das Wort für „Aufbrechen“ (散 sàn)).
Sie sollten auf Geschäftsreise möglichst nicht in einem Hotel mittlerer Kategorie absteigen. Status und Prestige sind in China extrem wichtig. Chinesen fragen beim ersten Meeting gerne, in welchem Hotel man wohnt.
Formale Kleidung – dunkler Anzug und Krawatte – sind im Geschäftsalltag ein Muss. Wer Jeans und Krawatte trägt, wird nicht ernst genommen. Ebenso sind schrille Farben tabu. Für Frauen gelten in China inzwischen westliche Konventionen: Standard ist der dunkle Hosenanzug.
Direkte und offene Kritik ist in China tabu. Jemand unverhohlen zu korrigieren, ihm gar deutlich zu widersprechen, ist eine Beleidigung und führt zum Gesichtsverlust, die die Geschäftsbeziehung nachhaltig belasten, sogar zerstören kann.
Beim Kennenlernen sind persönliche Fragen nach Familienstand, Kindern, sogar nach Höhe des Gehalts üblich. Nicht ausweichend antworten! Wer zudem über die Bundesliga Bescheid weiß, genießt hohes Ansehen: Europäischer Fußball ist bei Chinesen beliebt. Tabu sind die Themenbereiche Politik, Missstände, Umweltverschmutzung und Menschenrechte.
Am Beginn steht ein ausgedehntes Essen, während dem Gespräche über Geschäftliches tabu sind. Das entscheidende Thema kommt zum Schluss. Sollte es mal haken, auf keinen Fall aus der Haut fahren! Das bedeutet Gesichtsverlust. Besser freundlich bleiben und beteuern, dass man am Abschluss interessiert sei. Oft kommt dann nach wenigen Tagen ein Anruf, der Entgegenkommen zeigt.
Ähnlich wie bei uns in Deutschland die Zahl 13, gibt es auch in China Zahlen, die den Ruf genießen Unglück zu bringen. So kann die Zahl 4 auf Chinesisch auch „Tod“ bedeuten.
So sollte man bei offiziellen Veranstaltungen unbedingt darauf achten, dass in der Anzahl der Gäste keine 4 vorkommt. Ebenso gilt, an wichtigen Tagen (etwa einer Vertragsunterschrift) darauf zu achten, dass das Datum keine 4 aufweist.
Immer viele mitnehmen, stets parat haben und stehend mit beiden Händen überreichen und genauso annehmen. Karte noch einen Moment respektvoll betrachten und dann in ein hochwertiges Etui stecken. Auf gar keinen Fall sollten Visitenkarten beiläufig angenommen und in die Hosentasche gesteckt werden, dies gilt als respektlos.
Gerne gesehen sind zweisprachige Visitenkarten, die auf einer Seite auf Chinesisch, auf der anderen Seite auf Englisch bedruckt sind.
Bestechung ist ein großes Problem der chinesischen Politik – und deshalb versucht Xi Jingping sie mit immer neuen Maßnahmen einzudämmen. Seine neueste Idee: Politiker sollen bei Rundgängen im Gefängnis abgeschreckt werden und dort auch auf ihre bereits verurteilten Vorgänger treffen. Beamte und Politiker sollen so erleben, was mit ihnen geschieht, wenn sie sich bestechen lassen. Die Gefängnisbesuche seien Teil eines "erzieherischen Ansatzes", teilte die Behörde "Central Commission for Discipline Inspection" mit, die die Rundgänge organisiert. Den Besuchern solle klar werden, dass sie dem Staat dienen, und ihre Geschäftskontakte überdenken, heißt es in dem Bericht.
Aber wie sieht es in chinesischen Gefängnissen eigentlich wirklich aus – und wie abschreckend können solche Besuche sein? Genaue Zahlen, wie viele Menschen in China in Haft sind, gibt es nicht. In einem Bericht des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses, eine Art Parlament, aus dem Jahr 2012 heißt es lediglich: In der Volksrepublik gibt es 681 Gefängnisse mit 1,64 Millionen Inhaftierten. Die Vermutung, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt, wird von einer Studie des „International Center for Prison Studies“ gestützt. Demnach gab es 2009 zusätzlich noch 650.000 Menschen, die in Internierungslagern festgehalten wurden.
"Die Zellen sind oft nicht größer als 20 Quadratmeter und diesen Raum teilen sich oft mehr als 15 Menschen. Das Essen ist alles andere als schmackhaft, und nur gerade so viel, dass sie nicht krank werden,“ beschreibt Manyan Ng von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte die Situation chinesischer Häftlinge. "Folter ist an der Tagesordnung, vor allem gegen Menschen, die nicht der Linie der Partei folgen." Anhänger der Falun Gong, einer religiösen Minderheit, die in der Volksrepublik China 1999 verboten wurde, würden beispielsweise über Stunden in Salzwasser eingetaucht oder mit den Händen auf dem Rücken aufgehängt.
Folter und Misshandlungen
Auch Dirk Pleiter, Sprecher der China-Ländergruppe von Amnesty International kritisiert, dass Folter und Misshandlungen an der Tagesordnung sind. Hinzu komme, dass viele Häftlinge zu Arbeiten gezwungen werden, die ihre physischen Möglichkeiten übertreffen. „Tendenziell sind die Haftbedingungen hart bis sehr hart“, sagt er. "In den chinesischen Gefängnissen gibt es keine humane Behandlung - und die Menschenrechte werden vollkommen vernachlässigt", ergänzt Manyan Ng von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte. Das liege nicht zuletzt daran, dass "Verbrechern" abgesprochen wird, überhaupt noch ein Mensch zu sein.
Menschenrechtsverletzungen gehören in chinesischen Gefängnissen zum Alltag – wie auch in der chinesischen Gesellschaft. 2013 wurden 2400 zum Tode verurteilte Menschen hingerichtet, mehr als in allen anderen Ländern weltweit. Die Zahl der verhängten Todesstrafen ist allerdings zurückgegangen.
Auch der Deutsche Nils Jennrich war 2013 für über 100 Tage in einem chinesischen Gefängnis. Ihm wurde Zollbetrug in Höhe von 2,2 Millionen Euro vorgeworfen. In einem Interview mit WELT Online beschreibt er einen strengen Tagesablauf, der morgens immer 6.30 Uhr begann und 21.30 endete. „Jeder Häftling muss in der Nacht zwei Stunden mit einem anderen Wache halten. Offiziell, um aufzupassen, dass sich niemand umbringt oder einen anderen attackiert. Tatsächlich aber sind die Zellen so überbelegt, dass die Schlafplätze nicht ausreichen und nicht alle Insassen gleichzeitig liegen können“, sagt er in dem Interview.
Nun sollen auch Politiker zur Abschreckung ins Gefängnis? „Es darf bezweifelt werden, dass mit solchen Maßnahmen die grassierende Korruption in der Volksrepublik China wirksam bekämpft werden kann“, sagt Pleiter von Amnesty International. Dies habe eher den Charakter einer Aktion, mit der "entschlossenes Handeln" demonstriert werden soll. Wichtiger wären Schritte in Richtung einer wirksamen unabhängigen Kontrolle der Regierungen auf unterschiedlichen Ebenen.
Für einen der Beamten hat der Besuch im Gefängnis allerdings Wirkung gezeigt. "Ich werde es als Lektion nehmen und mich stets vor falschem Verhalten hüten", sagte ein Gemeindevorstand nach dem Gefängnisbesuch laut „Financial Times“. In den sozialen Netzwerken Chinas zeigt sich ein anderes Bild: "Für die ist es doch bloß eine Mottoparty", schreibt einer der Nutzer. „Sie denken alle sowieso nur daran, auf welches Bankett sie gehen, nachdem sie ihr Gewissen bereinigt haben.“
Damit dürfte die Online-Gemeinde nicht ganz falsch liegen, denn Politiker, die in der Vergangenheit verurteilt wurden, hatten auch im Gefängnis einen privilegierten Status und waren in speziellen Gefängnissen inhaftiert. Keine Spur von Enge, Folter und fehlender Humanität, wie sonst üblich.