Gleichzeitig soll dank Sanders Programm die Arbeitslosenquote auf 3,8 Prozent sinken – das wäre der tiefste Stand seit 1969 und die Produktivität jährlich um 3,2 Prozent wachsen.
„Jede Milliarde, die wir in den öffentlichen Nahverkehr investieren, schafft 30.000 Jobs, entlastet jeden einzelnen Pendler um Tausende US-Dollar pro Jahr – und reduziert dramatisch unsere CO2-Emissionen.“ (Bernie Sanders)
Hillary Clinton glaubt Sanders – naturgemäß – kein Wort. Und selbst eher linke Ökonomen verdrehen angesichts der Rechnungen des Linksaußenkandidaten und seines Beraters die Augen.
Vier prominenten Wirtschaftswissenschaftler, Alan Krueger, Austan Goolsbee, Christina Romer, Laura D’Andrea Tyson, die allesamt US-Präsident Barack Obama berieten, halten die Zahlen für „nicht haltbar“.
So sehr sich die vier die positiven wirtschaftlichen Aussichten wünschen würden, gäbe es keinerlei seriöse Grundlage für die Sanders-Berechnungen. Ihr Urteil fällt dementsprechend harsch aus: “Solche Wahlversprechen zu machen, verstößt gegen die Tradition unserer Partei.“ Die Demokraten stünden für eine Wirtschaftspolitik die nachweisbar und vernünftig sei. Sanders „untergrabe den Ruf“.
„Die Dänen zahlen sehr hohe Steuern. Dafür aber haben sie eine Lebensqualität, die für viele US-Amerikaner kaum vorstellbar ist. (…) In Finnland sind 80 Prozent aller Arbeiter in einer Gewerkschaft organisiert. Sie haben mindestens 30 Tage bezahlten Urlaub – und die Schere zwischen Arm und Reich ist deutlich weniger auseinander gegangen als in den USA.“ (Bernie Sanders)
Verschiedene Berechnungen beziffern die Kosten von Sanders Programm auf 18 Billionen US-Dollar über die nächsten zehn Jahre. Die öffentliche Hand müsste zwischen 30 und 40 Prozent mehr Geld pro Jahr ausgeben, um alle Vorhaben zu finanzieren. Und dass, wo die USA ohnehin schon mit mehr als 100 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung verschuldet sind.
Dass sich diese Kosten gegenfinanzieren lassen, indem etwa neues Wachstum generiert werden, glaubt die Unternehmerseite nicht. Geschäftsführer und Verbandsbosse, mit denen die WirtschaftsWoche gesprochen hat, befürchten im Gegenteil, dass der 74-Jährige das Wirtschaftswachstum der USA gefährde.
Insbesondere in den volatilen Zeiten, die derzeit herrschten, seien dessen Ankündigungen „Gift für die Konjunktur“. Offiziell äußert man sich nicht gerne über Politik, will lieber über die Stärke der eigenen Unternehmen sprechen. Trotz des starken US-Dollars, der schwachen Nachfrage aus den Schwellenländern und der Volatilität an den Märkten wachse die US-Wirtschaft und verharre die Arbeitslosenquote unter fünf Prozent. „Das dürfen wir nicht gefährden“, so ein Geschäftsführer aus der Industrieproduktion.
Die Politik sende mit ihren Negativ-Meldungen, wonach die Wirtschaft schwach sei und dringend Änderungen bedürfe, die falschen Signale. Die Unternehmen fürchten, dass solche Warnungen die Konsumlaune der US-Bürger einschränken könnten. Dabei sind es die heimischen Verbraucher, die mit ihrer Shoppinglust die Konjunktur am Laufen halten. Über einzelne Verfehlungen in der Wirtschaftswelt könne man gerne sprechen – aber die Wirtschaft unter Generalverdacht zu stellen, „helfe nicht weiter“.
„Was die Wall Street und die Kreditkartenunternehmen tun, unterscheidet sich kaum von dem Treiben der Kredithaie. Zwar kommen die Banker im Anzug daher und verzichten darauf, die Kniescheiben von säumigen Zahlern zu zertrümmern. Aber sie zerstören genauso das Leben der Kunden wie Kredithaie. (…) Citigroup, Bank of America, and JP Morgan Chase sollte es nicht gestattet sein, Dispozinsen von 25 bis 30 Prozent zu erheben.“ (Bernie Sanders)