Den Haag Im Berufungsprozess zum Völkermord von Srebrenica hat die Verteidigung die Schuld des Angeklagten Radovan Karadzic für das Massaker zurückgewiesen. Die Anklage habe dafür keine Beweise vorgelegt, sagte der Anwalt Peter Robinson am Dienstag vor dem UN-Tribunal in Den Haag. Der 72-Jährige Ex-Serbenführer war in erster Instanz 2016 zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden. „Dies ist ein ungerechtes Urteil. Sie müssen es aufheben“, sagte Robinson den Richtern.
Die Anwälte wollen einen Freispruch erreichen oder die Anordnung eines neuen Prozesses. Sie fechten das Urteil in 50 Punkten an. Auch die Anklage hatte Berufung gegen das Urteil eingelegt. Sie fordert eine lebenslange Haftstrafe.
Der frühere Psychiater Karadzic gilt als einer der politisch Hauptverantwortlichen für Verbrechen im Balkan-Krieg in den 1990er Jahren. Der Völkermord von Srebrenica 1995 war das schlimmste Kriegsverbrechen auf europäischem Boden seit Ende des Zweiten Weltkrieges.
Ein Urteil der Berufungskammer des UN-Gerichts wird erst in einigen Monaten erwartet.