Besuch in Budapest Herzlicher Empfang für Erdogan bei Staatsbesuch in Ungarn

Ungarns Opposition reagiert auf Erdogans Besuch mit Protest. Doch Regierungschef Orbán zeigt sich ihm verbunden und empfängt ihn mit offenen Armen.

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Die Türkei und Ungarn stehen wegen Missachtung der Menschenrechte und Demokratieabbau in der Kritik. Quelle: Reuters

Budapest Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Montag zu einem zweitägigen offiziellen Besuch in Budapest eingetroffen. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán empfing ihn in seinen Amtsräumen im Parlamentsgebäude. Auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte der rechtsnationale Politiker ein Foto von der Begrüßung mit der Bildunterschrift: „Gott hat uns den Präsidenten der Türkei geschickt.“

Eine geplante Gegendemonstration der Linkspartei DK (Demokratische Koalition) hatte die Polizei bereits im Vorfeld verboten. Abgeordneten der linksliberalen Oppositionspartei Parbeszed (Dialog) gelang es allerdings, aus den Fenstern ihrer Parlamentsräume heraus ein Transparent zu entrollen. Es zeigte die Konterfeis Orbáns, Erdogans und des russischen Präsidenten Wladimir Putin unter der Aufschrift „Diktatoren“.

Die Gespräche Erdogans mit Orbán verliefen hingegen in herzlichem Ton. Auf der anschließenden Pressekonferenz sprach der ungarische Regierungschef von „erfolgreichen Verhandlungen“. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern seien „auf Respekt gegründet“. Orbán steht ähnlich wie sein türkischer Gast wegen des Abbaus der Demokratie und der Missachtung von Menschenrechten international in der Kritik.

In der Vergangenheit hatte Orbán die Türkei unter Erdogan – zusammen mit Russland und China – als Vorbild für den „illiberalen Staat“ bezeichnet, den er aufzubauen gedenkt. Im Mittelpunkt des Erdogan-Besuchs stehen auch die Wirtschaftsbeziehungen und die Pflege des osmanischen Erbes in Ungarn.

So will Erdogan die renovierte Türbe (Grabstätte) des Sufi-Heiligen Gül Baba einweihen. Der charismatische Führer eines Derwisch-Ordens war im 16. Jahrhundert mit den osmanischen Eroberern nach Ungarn gekommen. Er starb 1541 in Buda, das heute zu Budapest gehört. Sein Grabmal gilt als das am nördlichsten gelegene Heiligtum des Islams.

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