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Terrorismus: So macht Enthaupten Spaß!

Bettina Röhl Publizistin

Terrorismus macht Spaß. Nicht diese Feststellung, sondern die Realität ist provokant. Die Nazis hatten ihren Spaß, die Stalinisten und die Maoisten hatten ihren Spaß. Und die Terroristen haben ihren Spaß. Einen perversen Spaß fürwahr. Es ist ein mörderischer Spaß.

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IS-Kämpfer in Syrien Quelle: REUTERS

Die Orientierungslosigkeit des Westens ist die Hauptursache für die eskalierenden Fehlentwicklungen in Syrien und im Irak. Der Westen inszeniert sich selbst als Verlierer. Die Idee des Westens zündet nicht. Dagegen wirkt der Spaßfaktor des Siegers, der Spaßfaktors des Erfolges, der Spaß der Terroristen wie ein Magnet.

Es ist die typische Westleier, dass man den Boden, auf dem Terrorismus wüchse, nur positiv beeinflussen und den Menschen etwas zu essen, Bildung, eine Perspektive und einen kleinen Wohlstand geben müsse, dass sich dann alles in Friedfertigkeit und Wohlgefallen auflösen würde.

Diese Botschaft ist primitiv und sie wird täglich von der Realität falsifiziert. Die Menschheitsgeschichte ist voll von Beispielen: Erfolgreiche Despoten können ungeheure Macht akkumulieren und ihr unheilvolles Werk mit Hilfe allzu vieler Schergen und Mitläufer vollenden.

Es sind oft genug Wohlstandskinder, satte Jugendliche aus dem satten Westen, die alle Kicks des Lebens glauben schon erlebt zu haben und die dem Spaß des ultimativen, noch nicht erlebten Kicks hinterherhecheln. Und dieser ultimative Kick liegt manchmal im Spaß des Mordens, der Körperverletzung oder auch des Vergewaltigens. Mit jeder Enthauptung, die derzeit vorgeführt wird, wird dem Westen ein Stück seines Hauptes, seines Herzens, seines Verstandes und seiner Idee abgeschlagen.

Der Mord als Erfolgsrezept

Der Tod ist vielleicht das älteste Faszinosum der Menschheit. Die Reflektion des Todes, des eigenen Todes, des Todes des Anderen, des Freundes, des Feindes, der Eltern, der Kinder, der Geschwister sowie der Tod einer Führungsfigur, aber auch des Todes an und für sich, könnte eine der ersten intellektuellen Leistungen des frühen Menschen gewesen sein, durch die sich dieser frühe Mensch von allen anderen Lebewesen abhob. Der Tod stand gewiss Pate bei den Religionswerdungen, die es in der Menschheitsgeschichte gegeben hat, und er spielt in den großen Weltreligionen eine zentrale Rolle.

Das Töten ist verboten. Das ist Naturrecht, das in die ethischen Konstrukte einfloss. Und das Verbot zu töten ist auch in den großen Weltreligionen fester Bestandteil. Die meisten Menschen haben glücklicherweise eine natürliche Hemmung zu töten. Sie haben keinen Willen zu töten. Im Gegenteil, sie verfügen über eine gesunde Aversion gegen das Töten. Gleichwohl sind das Töten, der Mord, ebenfalls ein Faszinosum, eine Geißel der Menschheitsgeschichte, worin sich die Menschen grundsätzlich von allen anderen Lebewesen unterscheiden.

Die in den westlichen Kulturkreisen rein faktisch unterschätzte Mordlust, die von den modernen Kriminologen, die das einschlägige Geschehen mit eiserner Faust beherrschen, im Prinzip gänzlich negiert wird, ist ein real existenter Fluch, der auf der Menschheit lastet.

Die Erkenntnis, dass es Menschen gibt, die für Mordlust anfällig sind, kann historisch gesehen nicht bestritten werden. Gleichwohl spielt die Mordlust im deutschen Strafrecht, obschon im ungeliebten Paragraph 211 des Strafgesetzbuches wörtlich normiert, höchst artifiziell und rein ideologisch begründet, keine Rolle. Man könnte sarkastisch formulieren, dass die Mordlust nur noch ein tot mitgeschlepptes Tatbestandsmerkmal im Strafgesetzbuch ist

Es gilt als modern, als wissenschaftlich, als Ausdruck höherer Moral, dass es den Mord als Tötung aus Lust nicht gibt und wenn es ihn gibt, dass es ihn nicht geben darf. Das ist die normative Rechtswirklichkeit der im Detail wie im Groben oft genug irrenden bundesrepublikanischen, aber auch westlichen Justiz, die von einer Täterideologie, vom Täterfaszinosum beherrscht ist.

Man schaue sich nur an, welchen Aberwitz die deutsche Justiz, von Ausnahmen abgesehen, im Umgang mit linkpolitischer, terroristischer Gewalt produzierte. Die Opfer terroristischer Gewalt sind auch im Bereich dessen, was sich Kultur nennt und sich von der regelmäßig verhassten Wirtschaft üppig unterhalten lässt, die notwendigen Statisten, die es braucht, um Tätern huldigen zu können.

Opfer als Statisten der Mörder

Wo es keinen Toten gibt, kann es schlechterdings keinen vollendeten Mord geben, also braucht  man schon ein bisschen Futter oder, böse ausgedrückt, ein bisschen blutiges Fleisch, damit man wieder einen Mord und einen Mörder hat, über den man gruselig berichten kann, in dessen Tat  man als Voyeur hineinschauen kann und in dessen von ihm verursachten Leid man auch noch ein bisschen schwelgen kann. Und schließlich braucht man das Mordopfer auch, damit man sich, meist noch vor der Verurteilung des Mörders (um das Wort zu verwenden, das heute als Diskriminierung des Mörders verteufelt wird) um dessen Rehabilitation, Wiedereingliederung in die Gesellschaft, und dessen zweite Chance  (bei Wiederholungstätern auch dritte und vierte Chance) kümmern zu könnten.

Der Mörder, das wahre Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse, die Seele des Mörders, das wahre Opfer der traumatisierenden Kindheit und Jugend - ist der faszinierende Sympathieträger und das Opfer ist das unsympathische Wesen, das es nicht mehr gibt und das sich posthum womöglich noch in die Diskussion, ins Gespräch oder gar in die Öffentlichkeit drängt. Je bestialischer der Mord, je archaischer, desto faszinierender ist der Täter und wenn noch sexuell motivierte Gewalt hinzutritt, werden der Mord und der Mörder noch schlüpfriger, noch pikanter.

In Gender-Zeiten, in denen der weiße Mann die weiße Frau, will er nicht gegen das Diskriminierungsverbot verstoßen, eigentlich nicht einmal mehr still begehren darf, jedenfalls nicht als Mann, den es gar nicht mehr gibt (das biologische Geschlecht ist als bloße Einbildung der Geschichte gerade gesetzlich abgeschafft worden), hat ein besonders böser Vergewaltiger, gar, wenn er noch ein paar Frauen im Rausch ums Leben brachte, größte Chancen wenn nicht zu einem öffentlichen Sympathieträger, dann doch zu einem öffentlichen Hätschelobjekt und zu einer wahrhaft öffentlichen Person zu werden. Wie ein deutscher Strafrichter vor ein paar Jahren bemerkte: wenn Du keine Frau kriegst, musst du ein paar umbringen, dann hagelt es im Knast Heiratsanträge. Alles übertrieben, alles zu schwarz gesehen?

Staatliches Gewaltmonopol

Die westlichen Gemeinwesen haben als vielleicht wichtigste Werteentscheidung das staatliche Gewaltmonopol in ihr Verfassungsrecht geschrieben. Dieser Grundsatz ist zugleich eine Bewehrung des uneingeschränkten und uneinschränkbaren Gebotes "Du darfst nicht töten". Das heißt: Du darfst dir auch keine Legitimationen selber schnitzen, die dir das Töten erlauben oder gar abverlangen.

Du darfst auch nicht über andere Menschen richten und Ihnen einen Lynchtod verordnen. Du darfst auch keine Notwehrsituation fingieren oder vortäuschen oder eine tatsächliche Notwehrsituation überdehnt ausnutzen, um sich etwa eines Feindes zu entledigen.

Das Notwehrrecht ist keine Aufweichung des Tötungsverbotes, sondern die realistische und vernünftige Ergänzung in fest definierten Grenzen. Auch der historisch gesehen immer mal wieder beliebte und in Mode geratene Mord aus ideologischen oder religiösen Gründen ist nach der Werteentscheidung aller westlichen Verfassungen Mord.

Wer sich den dreißigjährigen Krieg in Europa anschaut, der oft etwa als Religionskrieg beschrieben wird, muss feststellen, dass in diesen drei furchtbaren Jahrzehnten des Mordens der Mord, oder besser gesagt, die Idee des Mordes, in sehr vielen Köpfen von sehr vielen Menschen eine aus allen Halteseilen heraus gefallene Bedeutung übernommen hatte.

Damals sollen nach Schätzungen elf Millionen Menschen im wesentlichen noch mit Mistforken zu Tode gebracht worden sein, was angesichts der damaligen Bevölkerungszahlen von deutlich weniger als 100 Millionen Menschen in den betroffenen Gebieten eine unvorstellbare Größenordnung ist.

Eine mordfreie Gesellschaft ist das wahre Ideal

Und es sind eben nicht nur elf Millionen Menschen zu Tode gebracht worden, sondern alle Menschen, die diese Menschen kannten oder die dabei waren, wurden Opfer dieses Mordens. Die Gesellschaft insgesamt erlitt ein Trauma, von dem sich Mitteleuropa nur sehr sehr langsam erholen konnte. Und das ist ein ganz entscheidender Faktor, der von der modernen Kriminologie brutal ausgeblendet wird: die Ermordung eines Menschen ist immer auch ein Seelentod für die Angehörigen und Freunde und immer auch eine Traumatisierung der Gesellschaft.

Eine mordfreie Gesellschaft ist das wahre Ideal. Jeder Mord ist immer auch eine Begünstigung, nicht eines konkreten weiteren Mordes, aber der unguten Denkbarkeit des Mordes in der Gesellschaft. Ein mordfreie Gesellschaft ist das wahre Ideal. Und die kann es wahrscheinlich nur geben, wenn die Gesellschaft quasi paradiesisch den Mord vergisst und jeder Mensch den Mord für undenkbar hält.

Die moderne Kriminologie ist jedenfalls ein Schlag ins Gesicht des Paradieses, in dem sie den Mörder und den Mord als allzu menschlichen Teil der Menschheit und jedes Menschen verniedlicht. Jeder könne zum Mörder werden, ist ein beliebter Spruch. Die Gesellschaft hätte die Mörder, die sie verdient, ein anderer Spruch, und über allem schwebt der dauerirrende Karl Marx mit seinem Sprüchlein, dass ihm nichts Menschliches fremd wäre.

Und man möchte anfügen: insbesondere die blutige Revolution nicht. Harte Strafen hielten keinen potenziellen Mörder von der Tat ab und den Befürwortern der zu Recht abgeschafften Todesstrafe wird mit dem Schwert der Gerechtigkeit entgegengehalten, dass die Todesstrafe eher kontraproduktiv wirkte.

Indes hat es vorrangig nicht um das Strafmaß und die Sanktionen zu gehen, sondern um die Be- und Verurteilung der Tat und des Täters. Die Strafe und das Strafmaß können ihre entscheidende Bedeutung nur ausfüllen, wenn es eine klare saubere Entscheidung und Begründung gibt.

Und für eine Begründung, die dem Anspruch Begründung zu sein Genüge tun kann, bedarf es der adäquaten Werteentscheidung. Unterliegen die Repräsentanten des Staates selber der Faszination des Mordes, können sie weder den gesetzlichen Rahmen schaffen noch können sie den gesetzlichen Rahmen im Einzelfall ausfüllen.

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Wenn der Mord entmordet wird

Wenn der Mord entmordet wird und mit viel juristischem Gedöns und viel juristischer Scharlatanerie ein Mordprozess allzu oft zu einem zeitgeistigen Spektakel wird, dann steigt der gesellschaftliche Schaden der Gesellschaft ins Unermessliche, mit Folgewirkungen, die unsichtbar und unabschätzbar sind.

Die Behandlung des Mordes in einer Gesellschaft hat in Wahrheit weitreichende Bedeutung für das Wohlergehen der Gesellschaft. In abgeschwächter Form gilt das genauso für die Vergewaltigung oder die Körperverletzung im Allgemeinen, die als bloße Körperverletzung chancenlos im Gesetz steht und weniger Strafpunkte bringt als ein paar Schwarzfahrten mit der S-Bahn.

Die körperliche Unversehrtheit des Menschen, ein angeblich so hehres Rechtsgut, gilt im Alltag der Bundesrepublik Deutschland des Jahres 2014 regelmäßig so gut wie nichts. In einem solchen Umfeld, in dem das Koordinatenkreuz der Gesellschaft arg locker vor sich hin schwabbelt, entscheidet allzu oft der Zeitgeist, die Mode, was Sache ist.

Die NSU-Morde, die bislang nicht rechtskräftig abgeurteilt sind, stehen als Tat fest, und die überlebende Täterin steht als eine aus jedem menschlichem Rahmen heraus fallende Mörderin mindestens im veröffentlichten Teil der Öffentlichkeit fest. Dagegen werden andere klare Mordtaten nicht auf der Ebene der Schuld und der Rechtswidrigkeit, sondern bereits auf der Ebene der Tatbestandsmäßigkeit entmordet.

Wie sagte Joschka Fischer so schön, ja, er habe Steine auf den gewalttätigen Demonstrationen in Frankfurt geworfen, auf denen durch Steinwürfe Polizisten zum Teil sehr schwer verletzt oder durch Molotowcocktails lebensgefährlich verletzt wurden, aber listigerweise habe er die Steine, anders als die Täter, nur "in die Luft geworfen". Das muss man nicht kommentieren, das spricht für sich selbst.

Kaputtes Koordinatenkreuz der Gesellschaft

Täter, die gemeinschaftlich, was sonst strafverschärfend wirkt, mit brutalem Schuhwerk auf den Kopf eines Menschen eintreten, der am Boden liegt und der unglücklicherweise geruhte dieserhalb zu sterben, haben, wenn's dem Zeitgeist passt, nicht einmal gewusst, dass jemand durch Tritte gegen den Kopf überhaupt sterben kann. Ergo konnten sie es gar nicht wollen.

Und im Übrigen sei ja gar nicht auszuschließen, dass der Aufprall des Kopfes auf den Boden durch das vorangegangene Schubsen der Täter, das Opfer bereits vor dem Treten auf den Kopf ins Jenseits befördert hätte. Aber, dass da überhaupt ein Fußboden oder gar ein Kantstein war, auf den ein Mensch mit seinem Kopf aufschlagen konnte, konnte ja niemand ahnen.

Ein kaputtes Koordinatenkreuz der Gesellschaft ist immer auch ein Einfallstor für Richterwillkür, für Medienwillkür, für Politikerwillkür und eine Begünstigung für höchst willkürliche und eigenmächtige Weltbilder in den Köpfen potenzieller Täter. Und das Koordinatenkreuz in den westlichen Gesellschaften ist kaputt.

Fast alle Werteentscheidungen auf fast allen politischen Feldern sind mangelhaft bis ungenügend. Die sich mühsam Bahn brechende Erkenntnis, dass der Westen, dass die USA den Vietnamkrieg nicht in Vietnam verloren haben, sondern ausschließlich im Westen, vor allem in den USA selber, beschreibt das eigentlich relevante Phänomen.

Das schon damals kaputte Koordinatenkreuz im Westen war in den Sechziger- und Siebzigerjahren die eigentliche Ursache dafür, dass die Maoisten, die Stalinisten und die vietnamesischen Kommunisten den haushoch überlegenen Westen ideell, aber auch sogar militärisch in die Kniee zwingen konnten: die Westlinke, die sogenannte New Left, die Anfang der sechziger Jahre aus Amerika auch in die Bundesrepublik rüberschwappte, hatte die Koordinatenkreuze in den Köpfen und in den Gesellschaften auf den Kopf gestellt.

Wer Massenmördern wie Mao Tse Tung, Ho Tschi Minh oder Pol Pot huldigt, hatte fürwahr nicht alle Tassen im Schrank. Aber leider sind die fehlenden Tassen bis heute nicht wieder in die Schränke des Westens eingeordnet worden.

Szenenwechsel Rotherham

Es befriedigt den Geschlechtstrieb und wer es braucht, findet auch die Angstschreie, die Verunsicherung und die Demütigung von minderjährigen Mädchen noch geil und natürlich das Geldverdienen mit den versklavten Mädels der anderen, der britischen Ethnie.

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Aber die eigentliche Verantwortung für die Taten tragen die zuständigen Stellen der Stadt Rotherham und der vielen anderen Städte, in denen dasselbe Verbrechen seit fast zwei Jahrzehnten massenhaft zur Tagesordnung gehört. Die eigentliche Verantwortung tragen die Regierenden Großbritanniens, die allesamt wider besseren Wissens unpolitisch, feige und verlogen schweigen, obwohl es ein dringendes Handlungsgebot gibt.

Auch die Queen inklusive der gesamten Königsfamilie, steht in der Verantwortung. Ein lückenloses Schweigekartell der gesamten Öffentlichkeiten des Westens hält die Royals auf eine geradezu gespenstische Art aus der Realität ihrer Verantwortung heraus, weshalb es an dieser Stelle geboten ist, endlich auch William und Kate in die Pflicht zu nehmen, die altersmäßig am dichtesten dran sind am Thema und die ihre ererbte Medienmacht im Ausnahmefall auch zu nutzen haben.

Wenn nämlich Vergewaltiger, evidenterweise mit rassistischem Hintergrund, gezielt die einheimischen Mädchen massenhaft und systematisch vergewaltigen und eine Minderheit eine ganze Stadt, in Wahrheit ganze Städte in ganz England im Würgegriff hat, dann ist der Spaßfaktor umso größer, als man noch die politische Nomen Klatura zittern und wegschauen sieht. Und das alles, weil die Verantwortlichen vor Ort sowie in den Medien aus Angst davor, rassistisch genannt zu werden, wenn sie gegen die migrantischen Täter vorgegangen wären, lieber geschwiegen haben.

Jede Vergewaltigung dieser Art ist in Wahrheit auch eine Vergewaltigung des Westens insgesamt. Der Fall Rotherham ist ein klarer, historischer, faktischer Beweis für das verrottete und kaputte Koordinatenkreuz. Wie verrottet muss eine Gesellschaft sein, die ihre Menschen und ihre eigenen Kinder, ihre eigenen Mädchen und Jungs aufgibt?

Obamas Dilettantismus

US-Präsident Obama  hat vor kurzem verlauten lassen, er habe den Terrorismus unterschätzt. Ein Eingeständnis, dass er die gesamte Weltlage falsch einschätzt. Vor der UNO hat er vor kurzem, Reihenfolge ist Rangfolge, die drei großen Geißeln der Zeit aufgezählt: Ebola-Virus, Russlandkonflikt, Terrorismus.

Die größte Gefahr der Menschheit liegt allerdings in der Tatsache begraben, dass der Westen kein Koordinatenkreuz mehr besitzt und den Anfeindungen von Ideologien und Religionen nicht das Geringste entgegen zu setzen hat.

Ebola ist eine Naturkatastrophe und fällt eigentlich aus der Obamaschen Aufzählung raus. Der Fall Russland ist eher ein Ablenkungsmanöver von den Schwächen des Westens und der Malaise von der politischen Klasse im Westen.

Der Terrorismus indes, den die politische Klasse eigentlich ganz verdrängt und wenn, in ferne Länder verlegt, findet in der einen oder anderen Form zunehmend auch im Westen selber statt. Fakt ist: Der Westen selber ist der erste Steigbügelhalter für den Terrorismus in der Welt und im Westen selber.

Obamas Einfallslosigkeit kennt kaum Grenzen: Bomben gegen Isis. Na, toll! Und jede Bombe im mittleren Osten macht einen Isiskämpfer im Westen mehr.

Obama hat vor einer Woche noch nach Monate langem Zögern seine Wahrnehmung von Terrorismus auf Platz 3 seiner Liste des Bösen gesetzt. Knapp eine Woche später muss er sich korrigieren, er habe die Isis-Organisation unterschätzt und die Fähigkeiten der irakischen Armee Isis zu Gunsten des Restes der Welt zu bekämpfen überschätzt.

Es ist eben erschütternd, wenn der Wunsch der Vater der Gedanken des mächtigsten Mannes der Welt ist und nicht die Realität.

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Isis goes Hollywood

In Scharen laufen Westler zu Isis über und in Scharen konvertieren viele Menschen im Westen zum Islam. Der Westen zahlt mit seinem Geld das Öl, das im mittleren Osten unter der Erde liegt. Und mit diesem Ölgeld wird dann der Westen aufgekauft. Es werden auch Firmen, die in sensiblen Bereichen tätig sind, wie Rüstung, Medien, Finanzen, was das Herz begehrt, wie es so schön heißt, von den Scheichs gekauft, die dann von westlichen Regierungen gelegentlich verdächtigt werden sogar Isis zu finanzieren.

Hollywood als Inkarnation des Westens ist das schlechthinnige Feindbild von Isis, aber nicht nur von Isis. Trotzdem stellt man fest: Nur die am besten inszenierten Enthauptungen, die derzeit auf dem Programm von Isis stehen, werden als Hollywoodschauspiel filmisch festgehalten und über die modernen, westlichen Multiplikationstechniken in die Wohnstuben des Durchschnittswestlers verbreitet.

Hinter so einer Inszenierung steckt eine Menge Übung. Es sind die jesidischen Männer und auch Kinder, an denen das Enthaupten massenhaft geübt wurde.

Gefährliche Abstumpfung im Westen

Das Enthaupten gehört, wie es bereits in mehreren Medienberichten zu hören war, zur Standardausbildung bei Isis. Und die Isisführung weiß auch die Symbolik perfekt zu nutzen. Die Casting-Manie des Westens, die Aufhebung aller Grenzen von Scham, Peinlichkeit und Pietät, die maßlose Wut des Westens im Reality-Fernsehen auch noch den letzten Dreck zu vergolden, die Aufhebung aller Werte bis zur Negierung der Existenz von Werten oder der Existenzberechtigung von Werten und viele, viele andere Fehlentwicklungen, die den Westen täglich durchschütteln, haben einen Abstumpfungsgrad im Westen erzeugt, der schon seit langem gefährlich ist. Zwischen Kakerlakenfressen im Dschungelcamp und Krieg spielen im Nahen Osten ist der Weg verdammt kurz geworden. Alles nur Event.

Enthauptungen nehmen dem Westen seine Würde

Wer das Schwert vor laufender Kamera in diesen Momenten führt und enthauptet, spürt körperlich und seelisch, wenn er denn entsprechend konditioniert ist, ein Gefühl der Erhabenheit, der Überlegenheit, der Herrschaft über Leben und Tod und er spürt das geile Gefühl des Starseins.

Er ist quasi über Nacht eine gewaltige, wenn auch schwarz vermummte, feige Persönlichkeit, die aus eigener Machtvollkommenheit im Namen einer überpersönlichen Macht, auf die er sich beruft, nicht nur einen Menschen in den Tod schickt und dessen Angehörige und Freunde erschüttert und dabei nicht nur eine Gesellschaft vorführt, sondern der die Führungsmacht dieser Welt, nämlich den Westen, der seine Führungsrolle auf eine schizophrene Art verspielt, als Ganzen zum Hampelmann macht.

Mit den auf Quälen abgestimmten Werkzeugen der sogenannten Enthauptung zeigt ein Mensch dem gesamten Westen, dass dieser ein irrlichtender, eigentlich verderbter Feigling ist, der mit hohen moralischen, konstitutiven Ansprüchen herum labert, aber seine Menschen nicht nur nicht schützen kann, sondern, schlimmer noch, gar nicht schützen will. Früher die Kommunisten und jetzt die sogenannten Islamisten haben den Westen als Dekadenzveranstaltung beschrieben und verachtet. Der Westen, der zu seinen Werten nicht steht, muss in den Spiegel schauen und sich selber eingestehen, dass er keine Werte mehr hat.

Enthauptungen, wie sie derzeit in Mode geraten, machen denjenigen, die sie machen und inszenieren, Spaß, weil sie das Publikum des Westens gleichermaßen mit Schauder, Faszination und Nichtstun erfüllen, weil sie das westliche Publikum in die absolute Leere schicken, weil sie den Spaß im Westen verderben und den Spaßfaktor zu sich holen. Die "Reichweite" einer solchen Enthauptung ist enorm und die Wirkung ist viel nachhaltiger als der Westen es jetzt zu realisieren bereit ist. Mit jeder Enthauptung eines Menschen, die eine qualvolle Prozedur ist, wird dem Westen ein weiteres Stück seiner Würde genommen. Der Westen wird im Sinne des üblich gewordenen Schimpfwortes, du Opfer, zu einem solchen Opfer degradiert.

Das ist die Wahrnehmung derjenigen, die sich mit Leib und Leben Isis anschließen. Der Westen hat schon lange keine Idee mehr. Er schwelgt überheblich, lässig, aber eben vor allem fahrlässig in Selbstverleugnung und hält dies für die höchste Stufe der kulturellen Entwicklung der Menschheit. Das ist vor allem das im Prinzip kriminell zu nennende Machwerk der Kaste der sogenannten Westintellektuellen, die man standartmäßig Linksintellektuelle nennt.

Mit Werten gegen den Idealismus des Terrors

Statt Koordinatenkreuz gibt es aus irgendeinem Off von den unterschiedlichsten und widerstrebendsten Kräften eine Art verordnetes Durcheinander. Es entstehen Parallelgesellschaften, deren Existenz dann schnell geleugnet wird. Es entstehen weiße Flecken auf den Landkarten der Verfassungen und es entstehen parallele Werteordnungen und regelrecht parallele Gesetzes-und Verfassungsordnungen, hier der laizistische Staat und da der Gottesstaat oder die Religion als letzte staatliche Instanz. Und wie heißt es doch noch gleich aus den süffisant hängenden Mundwinkeln manch eines sogenannten Intellektuellen: Was interessiert mich die Unterschicht und was interessieren mich die Kinder der Unterschicht? Mag ja sein, dass die von den Fehlentwicklungen in der Gesellschaft besonders betroffen sind, aber das ist deren Problem.

Das kaputte Koordinatenkreuz der Gesellschaft

Wie konnte die Obama-Administration mit NSA und Satellitenaufklärung und hoffentlich auch noch ein paar politischen Köpfen in den sogenannten Thinktanks den Weltterrorismus und eben auch den Isis-Terrorismus angesichts deren Erfolge unterschätzen, wozu ja auch eine Unterschätzung der Macht- und Finanzstrukturen gehört, die hinter Isis stehen. Und wie konnte Obama vier Monate lang dem kometenhaften Aufstieg von Isis zusehen, wenn er Isis für eine Organisation hält, die er jetzt mit Bomben bekämpfen will. Und wie konnte die Bundesrepublik dem Treiben im Irak und in Syrien, ebenfalls tatenlos zusehen?

Warum lässt der Westen, der so viel vom Schutz zu Gunsten der Minderheiten daher fabuliert, die am meisten verfolgte und gemordete Minderheit auf dieser Welt, die Christen, auf eine enorm brutale Art und Weise im Stich? Und ist die Jugend in den eigenen Ländern für die politischen Klassen, die gern von der zu sichernden Zukunft der Kinder sprechen, realiter keine zu schützende Minderheit?

Eben weil die westliche Nomen Klatura selber an dem Werteverfall des Westens und ihrer Selbst und der steigenden Bedeutungslosigkeit krankt und die abendländischen Werte nicht mehr beisammen hat und angefixt von diesem Verlust womöglich selber auf neue Werte fliegt, wie sie zum Beispiel der Islam bietet, auf Werte, denen sich auch die Islamisten, ob zu Recht oder zu Unrecht berufen, ist die Abwehrhaltung gegen den Terror so schwach und von einer gewissen Ambivalenz gekennzeichnet.

Priorität Nummer eins in der Terrorbekämpfung wäre es jetzt den Terroristen den Spaßfaktor zu nehmen und dafür braucht es ein Konzept und ein ganzes Bündel unterschiedlichster Maßnahmen. Terrorismus ist eine ideell begründete Gewaltaktion. Der Kampf gegen Terrorismus beginnt also im Kopf und dazu braucht man ein funktionierendes und kalibriertes Koordinatenkreuz. Der Westen muss sich also mit sich selber beschäftigen und mit sich selber ins Reine kommen. Seine Werte, von denen alle nur noch faseln, wieder kennen und wieder wertschätzen lernen.

Die  Erfolgsaussichten dafür, dass dies geschieht und dass der Westen beginnt sich auf seine Werte,  seine Stärke und seine Legitimation zu besinnen und zu handeln beginnt, stehen im Moment nicht gut. Bis eine neue Mode das Dorf erfasst, macht bis auf Weiteres Enthaupten denen erst einmal Spaß, die spüren, wie sie den Westen in die Kniee zwingen. Das muss der taubstumme Westen realisieren. Wo bleibt die Obama-Doktrin? 

Bettina Röhl ist Autorin des Buches "So macht Kommunismus Spaß", das sich mit der Geschichte der Linken in der Bundesrepublik im Kalten Krieg befasst.

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