




Japan, erklärt Koo, ist heute eine Nation mit einem Handelsdefizit und dramatisch verschlechtertem Außenhandel. Allerdings hoffen viele Unternehmen, dass sie sich mit einem aktuell niedrigeren Wechselkurs wieder in den Markt zurückkämpfen können. Es sei eine Aufbruchstimmung in Japan festzustellen, wie es sie seit vielen Jahren nicht gegeben habe, konstatiert Koo. Jetzt fließe zudem Geld zurück nach Japan, weil Investitionen dort als wieder interessanter angesehen werden.
Koo gehörte zu denen, die 1997 davor gewarnt hatten, Kredite in Japan zu kürzen, um die Deflation zu verhindern. Nun rät er der Eurozone, jetzt nicht den Fehler Japans zu wiederholen – denn er führte Japan in eine lange Krise.
Obwohl in Japans Krise die Arbeitslosigkeit nie über 5,5 Prozent stieg und die Hälfte aller Unternehmen in Japan derzeit schuldenfrei ist - was bei Null Prozent Zinsen Quatsch ist -, ging in der Krise ein enormes Vermögen verloren. Seit 1990 verloren die japanischen Haushalte 87 Prozent ihres Vermögens aus Aktien und Immobilien. Die japanischen Großanleger waren bislang nicht überzeugt, dass Japan seine Probleme lösen wird und sind deshalb auch nicht in den Aktienmarkt eingestiegen.
Jetzt gibt es aber etwas Angst bei der Bevölkerung, dass ihre Anleiheinvestitionen im Kurs verlieren könnten. Sie verkaufen seit Mitte April Anleihen, beobachtet der Ökonom. Denn manche erwarten, dass die von Premierminister Abe eingeleiteten Konjunkturprogramme tatsächlich das Land aus der Deflation führen können. Abe sei anders als die Vorgänger, sagt Koo. Der neue Premierminister Japans hat sich intesiv damit beschäftigt, was bei bisherigen Stimulierungen falsch gelaufen war und will es jetzt besser machen. So will er etwa Leasing interessanter machen und für Kredite gezahlte Zinsen steuerlich absetzbar machen. Abes Strukturreformen sind Koo zufolge viel fokussierter als seiner Vorgänger.
Um Kreditvergabe und Investitionen zu unterstützen, will er etwa den Energie- , Gesundheits- und Umweltbereich deregulieren. Zudem strebt Japan regionale Partnerschaften mit Nachbarländern an, um den japanischen Markt zu öffnen.
Was kann Europa aus Japans langer Krise lernen?
Ausland
Aus Sicht des Japaners ist es unverständlich, dass die Eurozone als gemeinsame Währungszone so verschiedene Staatsanleihen ausgibt. Eigentlich hätten die Spanier sogar genug Geld, sich selbst zu finanzieren, dann müssten die Nachbarstaaten gar nicht so stark helfen. Sie müssten die Spanier vielmehr dazu animieren das Geld im Lande zu lassen. Experten müssten identifizieren, wo beispielsweise in Spanien ein staatlicher Anreiz angemessen wäre, damit das Geld nach Spanien zurückkommt.
Einen Vorwurf macht Koo auch gegenüber Deutschland: 2005 hätte die Regierung mehr Geld ausgeben müssen, um die eigene Wirtschaftsschwäche zu überwinden. Dann hätte die Europäische Zentralbank die Zinsen nicht so stark senken müssen. Damals behinderten die Maastricht Schuldenkriterien Deutsche Ausgaben. Aus Sicht des japanischen Ökonomen Koo war die ein fataler Fehler.