Bitte um Vermittlung Katalanischer Regierungschef will reden

Carles Puigdemont zeigt sich gesprächsbereit, will aber Resultat des Referendums „umsetzen“. Ob seine Rede politischen oder populistischen Wert hatte, wird sich in den kommenden Tagen zeigen.

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Der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont bei einer Pressekonferenz im Palau Generalitat in Barcelona. Quelle: dpa

Madrid/Barcelona In dem dramatischen Machtspiel, das sich der katalanische Ministerpräsident Carles Puigdemont und der spanische Premier Mariano Rajoy liefern, gibt es womöglich Bewegung. Puigdemont hat in einer Rede am Mittwochabend erneut um eine internationale Vermittlung in dem Konflikt gebeten und betont, dass er gesprächsbereit sei.

Gleichzeitig erklärte er aber auch, er werde das Ergebnis des illegalen Unabhängigkeitsreferendums umsetzen. Er vermied, die Unabhängigkeitserklärung zu erwähnen. Vor allem die radikale Partei CUP, mit deren Stimmen Puigdemont Regierungschef geworden ist, drängt darauf, die Trennung von Spanien am kommenden Montag zu verkünden.

Ursprünglich hatte Puigdemont versprochen, innerhalb von 48 Stunden nach dem Ergebnis des Referendums die Republik Katalonien auszurufen, falls die Ja-Stimmen siegten. Das haben sie getan, aber noch ist das Endergebnis nicht offiziell verkündet.

Puidgemont spielt auf Zeit. Er weiß genau, was passiert, wenn er die Trennung von Spanien verkündet: Madrid würde ihn mit seiner kompletten Regierung absetzen und womöglich ins Gefängnis stecken. Die Anklagen laufen bereits. Das aber würde Katalonien dem Ziel eines eigenen Staates nicht näher bringen. Und Puigdemont ist ein Überzeugungstäter. Ihm geht es nicht um seine politische Karriere, sondern um die aus seiner Sicht gute Sache.

So war er sichtlich um einen sanften Ton bemüht. Mehrfach betonte er, dass die Katalanen stets friedlich und zivil protestiert hätten und er selbst seiner Verantwortung für das gesamte katalanische Volk gerecht werden wolle. Dieser Hinweis kommt nicht von ungefähr: Nicht einmal ganz die Hälfte der Katalanen hat sich in der Vergangenheit für die Unabhängigkeit der Region von Spanien ausgesprochen. Wie zerrissen die katalanische Gesellschaft in der Frage ist, zeigte sich während der Rede von Puigdemont: In Barcelona ertönte ein Kochtopfkonzert – das katalanische Zeichen des Protestes. Am Abend vorher, als der spanische König eine Ansprache gehalten und Puigdemonts Regierung stark kritisiert hatte, war es genauso, da schlugen aber wohl die andere Hälfte der Katalanen auf die Töpfe.

Ob Puigdemont tatsächlich an einem ernsthaften Dialog gelegen ist oder ob seine unaufgeregte Rede rein populistischen Wert hat, um nachher sagen zu können, „Madrid ist an allem Schuld, ich ja reden wollte“, werden die kommenden Tage zeigen.

Eine internationale Vermittlung, nach der Puigdemont erneut ruft, dürfte es zumindest eher nicht geben. In den vergangenen Tagen haben sowohl die EU als auch führende europäische Staaten abgewunken, darunter auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel.

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