BMW, Airbus, Ferrovial Brexit-Unsicherheit lässt immer mehr Unternehmen bangen

Noch immer ist die Art der Beziehung zwischen Großbritannien und der EU für die Zeit nach dem Brexit offen. Erste Firmen ziehen Konsequenzen.

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Brexit-Unsicherheit lässt immer mehr Unternehmen bangen Quelle: Reuters

London Die anhaltende Unsicherheit rund um den Brexit versetzt immer mehr Unternehmen in Alarmstimmung. Ein BMW-Manager stellte im schlimmsten Fall die Schließung britischer Werke in Aussicht, falls der Brexit zu großen Unterbrechungen der Lieferkette führen würde. Auch Airbus hatte davor gewarnt, dass ein EU-Austritt der Briten ohne Vertrag über die künftigen Handelsbeziehungen die Präsenz in Großbritannien gefährden könnte.

Schon ziehen einige Firmen Konsequenzen: Im ersten Halbjahr brachen die Investitionen in die britische Autoindustrie dem Branchenverband SMMT zufolge um fast die Hälfte ein. Die spanische Infrastruktur-Gesellschaft Ferrovial kündigte an, wegen des Brexit die Holding für das internationale Geschäft von Oxford nach Amsterdam zu verlegen.

Der Verband der britischen Kraftfahrzeughersteller und -händler (SMMT) forderte Premierministerin Theresa May am Dienstag zu einem Kurswechsel auf und mahnte an, die weltweit fünftgrößte Volkswirtschaft in der EU-Zollunion zu halten. „Es gibt wachsende Frustration in den globalen Vorstandsetagen über den langsamen Fortgang der Verhandlungen“, sagte SMMT-Chef Mike Hawes.

„Die Regierung muss ihre Position zur Zollunion überdenken.“ Investitionsankündigungen in neue Fabriken, Maschinen oder Modelle der britischen Autoindustrie seien in der ersten Jahreshälfte bereits um fast die Hälfte auf nur noch rund 347 Millionen Pfund (395 Millionen Euro) gesunken.

Am Tag zuvor hatte ein BMW-Manager für Aufregung gesorgt, der für den Fall von ernsthaften Störungen der Lieferkette nach dem Brexit die Schließung von Werken in Großbritannien in Aussicht gestellt hatte. BMW könne nicht in Großbritannien produzieren, wenn die Lieferkette einen Stopp an der Grenze machen müsse, sagte der für Zollfragen zuständige BMW-Manager Stephan Freismuth der „Financial Times“.

Am Dienstag versuchte BMW, die Sorgen über ein mögliches Aus für britische Werke zu zerstreuen: Der Konzern denke derzeit nicht aktiv über eine Auslagerung der Produktion aus dem Vereinigten Königreich nach, betonte der BMW-Sonderbeauftragte für Großbritannien, Ian Robertson. BMW baut in Großbritannien den Mini und Rolls-Royce-Fahrzeuge. Rund 90 Prozent der dafür verwendeten Teile kommen vom europäischen Festland.

In den vergangenen Tagen hatten auch Manager von Airbus und Siemens Großbritannien vor einem unvorbereiteten Ausstieg aus der Zollunion nach dem Brexit gewarnt. Airbus hatte für den Fall eines Austritts der Briten aus der EU ohne Vertrag über die künftigen Handelsbeziehungen mit der Staatenunion die langfristige Präsenz im Königreich infrage gestellt. Damit wären Tausende Jobs in Großbritannien gefährdet, wo Airbus Flügel für seine Passagiermaschinen herstellt.

Die Briten wollen die EU im März 2019 verlassen. Noch immer ist aber die künftige Beziehung Großbritanniens zur EU offen. Wegen der vielen Unklarheiten gewährt die EU dem Königreich eine Übergangsperiode bis Ende 2020. In der Zeit muss sich Großbritannien an EU-Regeln halten, bewahrt sich dafür aber den Zugang zum EU-Binnenmarkt und zur Zollunion.

Genau darüber gibt es noch Streit innerhalb der Regierung in London. Während einige Politiker möglichst enge EU-Beziehungen aufrechterhalten wollen, sprechen sich andere für einen radikalere Trennung aus. Mehr als die Hälfte des britischen Außenhandels im Volumen von 1,1 Billionen Dollar entfällt auf die EU-Staaten.

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