Börse nach der US-Wahl Warum Anleger trotz Trump cool bleiben sollten

Seite 2/2

Strategiewechsel? Fehlanzeige.

Mit der Beteiligung an Unternehmen haben Anleger – in 15-Jahres-Zeiträumen gedacht – seit gut 50 Jahren kein Geld mehr verloren; gemessen jeweils zum Einstiegspunkt Jahresende. Auch wer sich im Frühsommer nicht scheute, in die Brexit-Hysterie hinein Aktien zu kaufen, liegt bisher vorne. Dabei zahlt sich aus, auf heimische Papiere zu setzen, die wenig von politischen Entscheidungen im Ausland beeinflusst sind, etwa der Onlinebroker Comdirect oder die breit aufgestellte Siemens. Im Durchschnitt brachten die sieben Aktien im WirtschaftsWoche-Depot seit dem Sommer 6,5 Prozent Kurszuwachs, nur ein Papier – Beiersdorf – liegt leicht im Minus.

Dass der Wahlsieg Trumps die Finanzmärkte dennoch nicht kalt lässt, hat vor allem damit zu tun, dass er Fragezeichen hinter den künftigen Kurs der US-Notenbank Fed setzt. Bisher taxierten Profis wie Markham und Friebe die Wahrscheinlichkeit, dass die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen die Leitzinsen Mitte Dezember anheben, auf 70 Prozent. Nach dem Sieg Trumps ist die Wahrscheinlichkeit auf rund 30 Prozent gesunken. Die Fed, so das Kalkül der Börsianer, wolle nicht noch Öl ins Feuer der Unsicherheit gießen.

Für einen geldpolitischen Kurswechsel aber spricht, dass die Zeiten niedriger Inflation zu Ende gehen. Der Arbeitsmarkt für qualifizierte Arbeitskräfte droht schon jetzt heiß zu laufen, der Lohnanstieg beschleunigt sich. Auch wenn Trump tatsächlich Importzölle einführt, treibt das die Inflation. Die Ökonomen der Bank Sal. Oppenheim schätzen, dass die Strafzölle auf Einfuhren aus China und Mexiko die US-Importe um 15 Prozent verteuerten und die Inflation um drei Prozentpunkte steigen ließen.

Schönes Plus nach verdautem Brexit-Schock

Bei aller Unsicherheit cool bleiben

Trotz Unsicherheit über die Geldpolitik: Investorenlegenden wie Dr. Doom bleiben cool. Gemeint ist Marc Faber. Der Mann, der stets muskulös wie ein alter Boxer daherkommt, zuckt mit den Schultern angesichts des Wahlausgangs. Strategiewechsel? Fehlanzeige. Faber steckt ein Viertel seines Vermögens in Immobilien, vor allem in dividendenstarke Real Estate Investment Trusts (REITs) in Singapur und Hongkong sowie in Liegenschaften in Vietnam und Thailand. Ein Viertel legt er in Unternehmenspapieren an. Ein weiteres Viertel steckt in Anleihen und Bargeld. Den Rest hat er gebunkert in Edelmetallen: Gold, Silber und Platin. Für den Notfall. Auch ein Börsenguru weiß ja nie, was kommt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%