Bolivien Gegenseitige Schuldzuweisungen nach Ermordung von Minister

Die Wirtschaftskrise in Bolivien nimmt dramatische Ausmaße an. Arbeiter und Polizei geraten immer wieder aneinander. Jetzt starb ein Minister. Das Entsetzen ist so groß wie die Gewalt auf beiden Seiten.

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Der Sarg mit dem Leichnam des Vize-Innenministers Rodolfo Illanes wird am Freitag im Präsidentenpalast im bolivianischen La Paz aufgebahrt. Er war am Donnerstag entführt und ermordet worden, als er mit streikenden Minenarbeitern verhandeln wollte. Quelle: AFP

La Paz Nach dem gewaltsamen Tod des bolivianischen Vize-Innenministers Rodolfo Illanes ergehen sich Regierung und Opposition in Schuldzuweisungen. Präsident Evo Morales sprach am Freitag (Ortszeit) von einer politischen Verschwörung. Alle Verantwortlichen für die Tötung von Illanes bei Bergarbeiterprotesten müssten zur Verantwortung gezogen werden. Die Bergarbeiter hätten eine feige Haltung gezeigt und würden von seinen politischen Gegnern gestützt. Der Präsident ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Oppositionsführer Samuel Doria Medina sagte dagegen, Grund für die Proteste sei die Wirtschaftskreise, derentwegen die Rohstoffpreise gesunken seien. Morales solle keine falschen Verschwörungstheorien in die Welt setzen, sondern selbstkritisch sein.

Der 56-jährige Illanes hatte mit streikenden Kumpeln verhandeln wollen, die aus Protest gegen sinkende Löhne mehrere Straßen besetzt hatten. Die Bergarbeiter nahmen ihn jedoch am Donnerstag gefangen. Später wurde die Leiche des Politikers am Straßenrand gefunden. Einer seiner Mitarbeiter liegt mit schwersten Verletzungen in einem Krankenhaus. Die Polizei nahm 15 Personen fest. Morales sagte, Illanes sei entführt, gefoltert und ermordet worden. Am Freitag waren die Straßen geräumt.

Boliviens Bergarbeiter fördern in selbstverwalteten Genossenschaften vor allem Zink, Zinn, Silber und Gold und waren früher eine wichtige Unterstützergruppe für den Linkspolitiker Morales. Während der jüngsten Streiks waren zuvor bereits zwei Minenarbeiter von der Polizei erschossen worden.

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